Zur Architektur der DDR
Ausstellung »Utopien im Städtebau – Modernes industriell gebaut« nicht nur zu Dresden-Gorbitz
Veröffentlicht am Mittwoch, 5. Dezember 2012
Die Ausstellung »Utopien im Städtebau – Modernes industriell gebaut« von Mathias Körner und Ralf Kahlmann widmet sich nicht nur Dresdens größter Großwohnsiedlung, sondern vor allem der Architektur der DDR auch über die Grenzen Dresdens hinaus. Anlass der Ausstellung ist der 30. Geburtstag des Neubaugebietes Dresden-Gorbitz.
Gorbitz. Einen gewissen Hang zur Ostalgie kann man Mathias Körner sicherlich unterstellen, ohne dass er darüber verärgert wäre. Zusammen mit dem Kunstwissenschaftsstudenten Ralf Kahlmann hat er eine Architekturausstellung mit dem Titel »Utopien im Städtebau – Modernes industriell gebaut« konzipiert. Einen authentischeren Rahmen hätten die beiden nicht wählen können, obwohl er mehr aus der Not geboren wurde. »Die verfügbaren Räumlichkeiten waren zu klein oder zu teuer«, erzählt Körner. Deswegen wurde seine Wohnung kurzerhand zum Museum umgestaltet.
Mathias Körner wohnt im sechsten Stock einer WBS 70-Platte in Dresden-Gorbitz. Betritt der Besucher die Räume, fühlt er sich schlagartig um mindestens 30 Jahre in die Vergangenheit versetzt. Die typischen Farben der DDR-Zeit, orange, braun und weiß, springen sofort ins Auge und ins Gedächtnis zurück.
Anlass der Ausstellung ist der 30. Geburtstag des Neubaugebietes Dresden-Gorbitz. Im Jahr 1972 wurde der Entwurf eines Neubaugebietes am Gorbitzer Hang als Architekturwettbewerb ausgeschrieben. Da, wo nun schon seit zwei Jahrzehnten die komfortablen oder tristen, da gehen die Meinungen auseinander, Plattenbauten stehen, erstreckte sich vor der Bebauung weitläufiges Ackerland.
Doch die Ausstellung widmet sich nicht nur Dresdens größter Großwohnsiedlung, sondern vor allem der Architektur der DDR auch über die Grenzen Dresdens hinaus. Eröffnung war am 14. November 2012 für geladenes Fachpublikum, darunter Bauhistoriker, Künstler und Architekten der Dresdener Moderne. »Einige der geladenen Gäste konnte aus Altersgründen leider nicht teilnehmen«, so Körner. Ein ganz besonderes Exponat der Ausstellung ist eine Original-Wabe des Centrum-Warenhauses auf der Prager Straße, heute die Centrum-Galerie. Einer der silberfarbenen Blechhohlkörper, die dem Gebäude einst seine typische plastische Gestalt gaben, hängt jetzt wie ein uraltes Relikt in einem der Ausstellungsräume.
Mathias Körners Lieblingsexponat ist aber das Architekturmodell der HO-Gaststätte »Am Zwinger«. Für alle, die sich nur noch dunkel erinnern können: Der im Volksmund »Fresswürfel« genannte Gaststättenkomplex war bei seiner Eröffnung das größte gastronomische Projekt der DDR und bot über 1.400 Gästen Platz.
Der Besucher der Ausstellung soll den Zeitgeist von damals spüren, er soll erfahren, was die Architekten in ihren Gebäuden sahen und den Prozess der architektonischen Stadtentwicklung vom Entwurf über die tatsächliche Realisierung bis zum heutigen Zustand der Gebäude miterleben. Anhand von Entwurfszeichnungen, Fotos, Architekturmodellen und Originalmöbeln kann der Besucher mit neuem altem Auge auf die damalige Zeit blicken.
Die Ausstellung ist noch bis Februar 2013 an folgenden Tagen zu sehen: 5.12., 16 bis 20 Uhr, 19.12. und 29.12 jeweils 17 bis 20 Uhr. Veranstaltungsort ist die Harthaer Straße 20 in Dresden-Gorbitz.