Wohnräume statt Klassenzimmer

Flüchtlinge sind in das Schulgebäude Boxberger Straße 1 gezogen

Veröffentlicht am Dienstag, 8. Dezember 2015

Ende Oktober waren die ersten rund 50 Flüchtlinge in das Schulgebäude an der Boxberger Straße 1 eingezogen, weitere 50 folgten wenige Tage später. Das ehrenamtliche Engagement ist auch an diesem Standort groß.

Einige Bewohner nutzen die vorhandenen Schultafeln und bunte Kreide in ihren Zimmern zur künstlerischen Gestaltung. Foto: Trache

Einige Bewohner nutzen die vorhandenen Schultafeln und bunte Kreide in ihren Zimmern zur künstlerischen Gestaltung.

Foto: Trache

Ende Oktober waren die ersten rund 50 Flücht­linge in das Schul­ge­bäude Boxberger Straße 1 einge­zogen. Weitere 50 folgten wenige Tage später. Sie bewohnen zurzeit das Erdge­schoss eines Gebäu­de­teils. Acht Personen teilen sich jeweils ein Zimmer. »Wir haben ganz bewusst Personen verschie­dener Natio­na­li­täten in einem Zimmer unter­ge­bracht. Wer hier bleiben möchte, muss sich inte­grieren und sich mit anderen Natio­na­li­täten und Kulturen arran­gieren«, erklärt André Andrich vom Malteser Hilfs­dienst, Leiter dieser Unter­kunft. Flücht­linge aus Ländern wie Syrien, Irak, Iran, Pakistan oder Eritrea leben bis auf weiteres gemeinsam in diesem Gebäude. Rund um die Uhr sind Mitar­beiter des Malteser Hilfs­dienstes vor Ort. Unter den insgesamt zehn Mitar­beitern ist auch ein Arabisch-Mutter­sprachler. Eine große Unter­stützung sind für André An­drich die Mitar­beiter des Sicher­heits­dienstes. Einige von ihnen sprechen ebenfalls arabisch, können so bei Problemen direkt auf die Flücht­linge zugehen und die Lage beruhigen. In jedem Zimmer gibt es einen Zimmer­sprecher, der Probleme mit dem Leiter bzw. den Sozial­ar­beitern bespricht. Das Essen erhalten sie von einem Caterer. Ein Teil der Schul­räume wurde als Kantine umfunk­tio­niert. Sobald die Baumaß­nahmen am anderen Schul­ge­bäude abgeschlossen sind bzw. die Freigabe erfolgt, werden weitere Flücht­linge einziehen und dabei auch die oberen Etagen nutzen. André Andrich und sein Team muss viel Gelas­senheit, Flexi­bi­lität, aber auch Improvisations­talent mitbringen.

Nicht alles läuft nach Plan. So waren zum Beispiel die zweiten 50 Flücht­linge zu einer Abendzeit angekündigt. Doch dann kamen sie zunächst einzeln, bald in größeren Gruppen und viel zeitiger in der Unter­kunft an. Da war es ein Glück für André Andrich, dass ein arabisch­spre­chender Anwohner die Gruppe bemerkte, sie ansprach und kurzent­schlossen mit zur Schule ging und den Leiter bei der Erfassung der Flücht­linge unter­stützte.

Das ehren­amt­liche Engagement ist auch an diesem Standort groß. Die Kirche Prohlis bietet jeden Freitag­abend den Flücht­lingen an, in ihren Räumlich­keiten Tisch­tennis zu spielen. Das Jugendhaus Prohlis öffnet an zwei Tagen pro Woche vormittags für sie seine Türen. Der Schul­sport­platz steht zum Fußball­spielen zur Verfügung. Schüler einer 10. Klasse der 128. Oberschule besuchten die Flücht­linge bereits, um mit ihnen ins Gespräch zu kommen, inter­es­sierten sich für ihre Flucht­gründe. Nahezu alle Flücht­linge dieser Unter­kunft lernen Deutsch, je nach recht­lichen Voraus­set­zungen in einem geför­derten Inten­sivkurs – z. B. bei der Volks­hoch­schule oder dem Goethe­in­stitut.

Andere nehmen an den ehren­amtlich organi­sierten Deutsch­kursen teil, die zweimal pro Woche in der Unter­kunft statt­finden. Die geringen Beschäf­ti­gungs­mög­lich­keiten sind eines der größten Probleme. »Die Flücht­linge sind froh, wenn sie irgend­etwas helfen, mit anpacken können«, so André Andrich.

Ende November spielte das Bläser­kol­legium Dresden e. V. in der Unter­kunft. Für viele Flücht­linge eine neue Hör­erfahrung, die sie dankbar, teils mit sehr großer Begeis­terung annahmen.

Claudia Trache

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