Wie die Kartoffel ins Elbtal kam
Dinge und ihre Geschichte(n): Exponate aus dem Palitzsch-Museum
Veröffentlicht am Mittwoch, 12. Oktober 2016
Welche Geschichte sich hinter dem Kartoffelanbau in Dresden verbirgt, erfahren Besucher im Palitzsch-Museum in Dresden-Prohlis. In loser Folge stellt die »Prohliser Zeitung« unter dem Motto »Dinge und ihre Geschichte(n)« Stücke aus der Museums-Sammlung vor, um Lust auf einen Besuch zu machen.
Die Spanier entdeckten die Kartoffel 1537, nachdem sie das Inkareich erobert hatten. 1565 kamen die ersten Kartoffeln nach Europa. In den deutschen Landen galt dieses Nachtschattengewächs lange Zeit als giftig und schaffte es nur als Zierpflanze in die herrschaftlichen Gärten. Bereits ab Mitte des 17. Jahrhunderts soll die Kartoffel im Vogtland angebaut wurden sein. Friedrich der Große verhalf in Preußen in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts dem „Erdapfel“ zum Durchbruch, indem er per Verordnung die Bauern zwang, Kartoffeln anzubauen. Im sächsischen Elbtal fand die Kartoffel dank Johann Georg Palitzsch nach 1775 Verbreitung. Zu dieser Zeit war er bereits ein gern gesehener Gast am Kursächsischen Hof, dank seiner astronomischen Kenntnisse und der Entdeckung des Halleyschen Kometen im Jahr 1758. Kurfürst Friedrich August III. schätzte ihn aber auch als tüchtigen Landwirt, lud Palitzsch öfter nach Pillnitz zur Mittagstafel ein und unterhielt sich mit ihm über landwirtschaftliche Angelegenheiten. Im Herbst 1775 kamen erstmals Kartoffeln in der Schale auf die kurfürstliche Tafel und schmeckten wohl auch Palitzsch. Der Kurfürst schenkte ihm Samenkartoffeln, die er im darauffolgenden Frühjahr auf seinem Feld auslegte.
Von seiner Ernte verteilte er auch an seine Nachbarn Kartoffeln. So verbreitete sich auch im sächsischen Elbtal der Anbau dieser Kulturpflanze, die bald zum Hauptnahrungsmittel werden sollte. Doch zunächst mussten Palitzsch und seine Nachbarn noch Widerstände in der Residenz überwinden. Als sie ihre Kartoffeln auf dem Markt in Dresden verkaufen wollten, wurden ihnen diese zunächst vom Marktmeister weggenommen. Da einige Ärzte der Stadt erklärten, diese neue Frucht sei gesundheitsschädlich, verbot der Stadtrat deren Verkauf. Erst als man erfuhr, dass Palitzsch die Samenkartoffeln vom Kurfürsten höchstpersönlich erhalten habe, bekamen die Bauern ihre Ernte zurück.
Für die ständige Ausstellung im Palitzsch-Museum wurde 2014 extra in der Manufaktur »Deutsche Kunstblume« Sebnitz eine Kartoffelpflanze hergestellt, die sowohl Blüten, Blätter als auch »Knollen« zeigt. So erfahren auch jüngere Museumsbesucher, wie eine Kartoffelpflanze im Ganzen aussieht. Das Exponat zeigt, dass das Palitzsch-Museum nicht nur für Astronomie-Freunde Interessantes bereithält.
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Kontakt & weitere Infos
Palitzsch-Museum
Gamigstraße 24
Telefon: 0351 7967249
museen-dresden.de
Öffnungszeiten
Mittwoch bis Sonntag je 13–18 Uhr