Vorwerk Nickern wird zum Co-Working-Space
Veröffentlicht am Mittwoch, 11. September 2019
Aus alt mach neu: Ein denkmalgeschützter Bauernhof konnte vor dem Verfall gerettet werden. Nun soll er Platz zum Arbeiten für Kleinunternehmer und Startups bieten.
Zum »Tag des offenen Denkmals« am 8. September 2019 stand auch das Vorwerk Nickern auf dem Besichtigungsprogramm. Der ehemalige Bauernhof mit Verwaltungsfunktion konnte vor dem Verfall gerettet werden. 2006 kauften Irena Dahms und Martin Pätzug diese denkmalgeschützte Hofanlage Am Geberbach 1. Als Architektin übernahm Irena Dahms die Leitung der Sanierungsarbeiten.
Die Urdresdner kamen 2005 aus Stuttgart in die Heimat zurück, sahen das Anwesen, das zu diesem Zeitpunkt völlig kaputt war, und erkannten die Schönheit der Anlage. Traditionen zu pflegen ist ihnen ein Anliegen. Auf dem Hof zu wohnen und zu arbeiten, gehört für sie dazu. Tiere halten sie nicht, haben aber einen Gemüsegarten angelegt. Im Hinterhaus richteten sie sich ihr eigenes Heim ein. Die Struktur des historischen Hauses ist an vielen Stellen erkennbar, so an den Deckenbalken und Außenwänden. Auch im Kellergewölbe, das noch ausgebaut werden soll, spürt man einen Hauch von Geschichte. Seit 2014 wird das Vorderhaus saniert, das ab Ende dieses Jahres als Co-Working-Space genutzt werden soll. Dafür werden unter anderem die sechs Gesindekammern im Obergeschoss ausgebaut.
Co-Working-Space ist eine Bürofläche, die kurzfristig gemietet werden kann. »Wir bieten Büroräume mit zwei bis fünf Arbeitsplätzen zur monatlichen Nutzung an. Vor allem für Kleinstunternehmer und Startups, die keine eigenen Büros haben, ist diese Möglichkeit interessant. Die Unternehmer kommen miteinander ins Gespräch und können voneinander profitieren. Aber auch Anbieter von Weiterbildungen finden bei uns geeignete, modern ausgestattete Räume«, so Informatiker und Projektmanager Martin Pätzug. Der Bedarf an solchen Büroflächen sei vorhanden, vor allem bei Menschen aus Nickern und Umgebung. Verschiedene Dienstleister haben Interesse gezeigt, die ihren Kunden einen ruhigen Ort für Weiterbildungen bieten möchten, der gleichzeitig eine gute Anbindung an die Innenstadt und an die Autobahn ermöglicht. Der ehemalige Stall im Erdgeschoss des Vorderhauses wird als Veranstaltungssaal ausgebaut. Erste Tests mit privaten kleinen Feiern haben bereits gezeigt, was funktioniert und wo noch Hand angelegt werden muss. Eine Eventküche in der einstigen Futterkammer wird künftig zu Kochveranstaltungen einladen. Auch Bauernstube und Gesindeküche im Erdgeschoss werden behutsam saniert. Die einstige Kochstelle oder die Holzdecke in der Bauernstube erinnern an längst vergangene Zeiten. Die Decke konnte mittels dendrochronologischer Untersuchung auf das Jahr 1720 datiert werden. Vermutlich älter als 300 Jahre ist das Kellergewölbe, in das man vom Vorderhaus aus gelangt. Irgendwann soll es in einen urigen Weinkeller verwandelt werden. Bei der Erhaltung des Denkmals sind Irena Dahms und Martin Pätzug nicht allein: Gefördert wird das Projekt durch den Europäischen Fonds für regionale Entwicklung und durch die Kreativraumförderung der Stadt Dresden.