Verliert Leuben ohne Operette sein Gesicht?
Gedanken von Joachim Liebers, Ortsamtsleiter a. D.
Veröffentlicht am Samstag, 10. Dezember 2016
Die Staatsoperette war 67 Jahre lang ein kultureller Magnet in Leuben. Welche Zukunft hat der Gebäudekomplex? Wohnstätte, Kulturtreff, gastronomische Einrichtung?
Was wird aus dem Operettenstandort in Leuben? Dazu äußerte sich auf der Bürgerversammlung am 17. November 2016 auch der ehemalige Ortsamtsleiter von Leuben Joachim Liebers.
Wenn hier im Ortsamtsgebiet Leuben zum Thema Kulturhauptstadt diskutiert werden soll, dann muss es um die Kultur, um das Miteinander, um neue Probleme und ihre Lösungen vor Ort gehen. Seit über einhundert Jahren prägen hier vier markante Gebäude die Mitte des einstigen Bauerndorfes, der späteren aufstrebenden Industriegemeinde: Der ehemalige Gasthof Leuben, die Reste des alten Dorfkernes mit dem ehemaligen Stadtgut – jetzt Heimstätte für Menschen mit geistiger Behinderung – die Himmelfahrtskirche und das Rathaus Leuben, das historisch und baulich gewachsene Zentrum. Seit 67 Jahren konnte man im umfunktionierten Gasthof mit seinem Saal »Feenpalast« als Spielstätte der Operette ein für Deutschland wohl einmaliges kulturelles Angebot wahrnehmen. In einem scheinbar ewigen Provisorium. Nun hat die Operette ihren verdienten, neuen Standort. Weder das Vordergebäude, noch der Saal besitzen derzeit Denkmalstatus (leider). Mit der restlichen, relativ wertlosen Bausubstanz wird dann voraussichtlich eine große städtische Baulandfläche in Privathand übergehen. Ein lukrativer Standort, dessen Zukunft noch offen scheint. Nach Abriss aller Gebäude könnten dort viele Wohnhäuser errichtet werden. Die Bauflucht der Gründerzeitbauten zwischen Friedhof und REWE-Markt wird auch sicher für einen Neubau anstelle des Operettengebäudes gelten. Wie wird dann das Zentrum Leubens aussehen? Der zu befürchtende Abriss dieser Kulturstätte wird gewiss auch negative Folgen auf das kulturelle Leben im Dresdner Osten bringen.
Hoffnungen und Wünsche
Das Gebäude des Gasthofs Leuben bleibt als kultureller und städtebaulich-optischer Mittelpunkt des Stadtteilzentrums erhalten. Ideal wäre eine Trägerschaft/Anmietung durch einen Verein, eventuell Teilnutzung durch die WG Aufbau, die im Ortsamtsgebiet Leuben einen sehr großen Wohnungsbestand aufweist. Ausgangspunkt ist der Verbleib des Restaurant-Traktes im Erdgeschoss.
Die Nutzung sollte vielfältig möglich sein, Restaurant oder Café, Lesecafé, Angebote an kulturellen Veranstaltungen für alle Altersgruppen, Vorträge, Ausstellungen ortsansässiger Künstler, Nutzung durch Vereine, Laien-Theatergruppen, als soziokultureller Treffpunkt, vielleicht auch im Sinne eines »Bürgerhauses« oder »Vereinshauses«. Zu beachten ist der vorhandene behindertengerechte Zugang zum Haus. Ein gutes Beispiel ist für mich die »Johannstadthalle« auf der Holbeinstraße mit Veranstaltungen, kleinem Museum, Gastronomie. Laubegast hat sein »Volkshaus«, Kleinzschachwitz das »Putjatinhaus«. Ist der nun zur Diskussion stehende Gasthof die Chance für Leuben? Die vom Ortsbeirat Leuben mehrheitlich zustimmend bestätigte Vorlage »Konzeptausschreibung« für das Grundstück lässt vielleicht einen Weg für eine vielseitige Nutzung offen. Nun sind die Bürger nach ihrer Meinung gefragt. Das Ortsamt und der Ortsbeirat Leuben ist ihr Ansprechpartner. Eine künftige Bebauung kann nur ein Bebauungsplan regeln, eine nachträgliche Unterschutzstellung des Gasthofs als geschichtliches Denkmal sollte geprüft werden.