Treffpunkt Schulhof auch am Wochenende
Veröffentlicht am Mittwoch, 7. Oktober 2020
Ein Novum in Dresden: Die Montessorischule Huckepack öffnet am Sonnabend und Sonntag ihren Spielplatz für die Nachbarschaft.
Sprosse für Sprosse das Klettergerüst erklimmen, in der Nestschaukel träumen oder Versteckspielen im Grünen: Der Schulhof der Montessorischule Huckepack bietet viele Möglichkeiten zum Entspannen und Herumtoben. Seit dem 12. September 2020 steht er nicht nur den Schülerinnen und Schülern selbst zur Verfügung, sondern kann an den Wochenenden auch von den Kindern aus der Nachbarschaft genutzt werden: Bis 31. Oktober 2020 sonnabends und sonntags von 8 bis 13 Uhr sowie von 15 bis 20 Uhr. Das ist ein Novum. Seit Jahren wird in Dresden nach einer solchen Lösung gesucht. Wenn dieses Beispiel Schule macht, könnte der Mangel an Freizeitflächen für Kinder und Jugendliche in den Dresdner Wohngebieten abgemildert werden.
Umweltbürgermeisterin Eva Jähnigen freut sich, dass die Schulleitung gleich Ja gesagt hat, dass sie für dieses Pilotprojekt zur Verfügung steht. »Ich freue mich, dass Sie anfangen, ich habe das Gefühl, das kann funktionieren.« Der Trägerverein Huckepack und das Amt für Stadtgrün und Abfallwirtschaft haben zuvor die Außenanlagen aufgewertet. So wurde u. a. die Kletterburg saniert, eine neue Vogelnestschaukel aufgestellt und das Eingangstor mit einer Schließautomatik ausgestattet.
An der Montessorischule werden nun Erfahrungen gesammelt, wie schulische und öffentliche Interessen unter einen Hut zu bringen sind. Bisher überwogen an Schulen die Bedenken, ihren Hof oder Hortspielplatz für die Allgemeinheit zu öffnen. Dabei geht es um Fragen der Sicherheit, Sauberkeit, um Verantwortung für Instandhaltung. Denn wenn die Schüler hier nach dem Wochenende am Montag spielen wollen, wollen sie ihren Platz so ordentlich vorfinden, wie sie ihn am Freitagnachmittag verlassen haben. Hier haben weder Hundekot noch Glasscherben oder Zigarettenkippen etwas zu suchen. Um Gefahren auszuschließen, wird der Schulhof nach dem Wochenende kontrolliert. Der Hausmeister protokolliert den Zustand.
»Der Schulhof hat eine große Bedeutung für uns. Wir hoffen, dass das die Nachbarn wertschätzen«, sagt Nelly Jakubowski, die Grundschul- und Hortleiterin. Seit Jahren werde ein Miteinander mit der Nachbarschaft angestrebt.
Die Schulhoföffnung ist ein erster Schritt, eine Art Probelauf. Denn als nächstes ist ein Schulneubau geplant. Unter dem Motto »Gemeinsame Mitte« soll dieser ein offener Ort der Begegnung für die Schulgemeinschaft und im Wohnquartier werden.
Schulcampus vorgestellt
Ihre Pläne für den Schulerweiterungsbau stellte die Montessorischule am 11. September 2020 öffentlich auf ihrer BauBörse vor. Welche Größe der Bau – der über eine verglaste Brücke mit der bestehenden Schule verbunden ist, einnimmt, zeigten die weiß-roten Absperrbänder. Rote Heliumluftballons markierten die Höhe des Gebäudes. Anhand von Bauplänen und einem Modell konnten sich die Gäste über den Erweiterungsbau informieren.
Die Entwürfe dafür stammen vom Berliner Architektenbüro dieBaupiloten. Im Erdgeschoss sind mit Cafeteria, Mensa und Mensagarten öffentliche Bereiche vorgesehen. Im 1. Obergeschoss entstehen Räume für die Schüler, die Verwaltung sowie für die Bibliothek, darüber befinden sich die Fachräume für das Berufliche Gymnasium und die Oberstufe. Offene grüne Klassenzimmer werden ins Flachdach integriert. Verschiedene Mitmachorte sollen entstehen – so ein Spieleturm, eine Traumoase oder ein Wohnzimmer-Labor, informierte Architektin Michaela Kunze. Der neue Schulcampus präsentiert sich offen und transparent. Er will sich ins Quartiersleben einbringen, neue Impulse zwischen Schule und Gesellschaft ermöglichen, Begegnungen und Austausch fördern.
Der Bauantrag ist gestellt und auch eine Förderung vom Freistaat über 7,2 Millionen Euro bewilligt. Fünf Millionen Euro muss der Verein an Eigenmittel aufbringen. Kreative Spendenaktionen sollen dabei helfen. So konnten am Tag der BauBörse z. B. Spenden-Taler erworben werden.