Tango – offen und bunt
Veröffentlicht am Sonntag, 11. November 2018
Tango lebt von der Bewegung, der Musik – und bringt Menschen unterschiedlicher Kulturen zusammen. Das ist das Anliegen des Projektes »Tango – offen und bunt«, das Einheimischen und Geflüchteten offensteht.
Prohlis. Jeden Mittwoch ab 18 Uhr ertönen argentinische Klänge im KIEZ im ProhlisZentrum. Tanzlehrer Cristian J. Castaño öffnet extra die Türen, damit auch Vorbeigehende auf den Tangokurs aufmerksam werden und einfach spontan mitmachen. »Tango offen und bunt« ist ein Projekt der Cellex-Stiftung und existiert seit 2017.
Anfangs tanzte Cristian J. Castaño im Montagscafé im Kleinen Haus mit Geflüchteten und Einheimischen. Seit Juli vergangenen Jahres ist er einmal in der Woche mit seinem Kurs in Prohlis, zunächst im Jugendhaus Prohlis, nun im KIEZ. »Tango wurde in Buenos Aires durch Emigranten aus verschiedenen Kulturen entwickelt. Das Bandoneon, ein häufig verwendetes Instrument, kommt zum Beispiel aus dem Vogtland«, erzählt der gebürtige Argentinier. »Der Tango ist für mich ein Symbol für das Zusammentreffen von Kulturen, wodurch etwas Neues geschaffen werden kann. Tango ist ein Kommunikationsmittel, mit dem sich Menschen verstehen können, auch wenn sie nicht die gleiche Sprache sprechen.« In der Johannstadt trifft er sich einmal in der Woche mit seiner Tanz-Company »Tango offen und bunt«. In den Sommermonaten traten sie mit ihrem Programm »Akzep_Tanz« bei verschiedenen Straßenfesten auf. In den Wintermonaten entwickelt die Company eine dreiteilige Tanz-Collage »Past Continuous« aus Tanz, Konzert und Theater, bei der es um die Auseinandersetzung mit Flucht, Gewalt und Vertreibung geht. Der erste Teil »Krieg. Das Versagen der Völker« wurde Anfang 2018 im Palitzschhof uraufgeführt.
Am Freitag, 2. November 2018, trat die Company damit beim Ostritzer Friedensfest auf. Den zweiten Teil »Spiel zum Tanz« zeigte die Company ebenfalls Anfang des Jahres auf dem Neumarkt beim »Cultural Festival in Containers«. Der dritte Teil wird derzeit noch entwickelt. Die etwa zehn Kursteilnehmer im KIEZ im Alter von 14 bis 74 Jahre kommen sowohl aus Prohlis als auch aus verschiedenen Ländern. Weitere Teilnehmer sind willkommen, egal ob Anfänger oder Fortgeschrittene, egal ob allein oder mit Partner. Einer der Stammgäste ist Wolfgang aus Prohlis. Er nimmt dieses kostenlose Angebot dankbar an, denn auch er, der sich finanziell nicht viel leisten kann, ist am kulturellen Leben interessiert. »Das Tanzen ist für mein Wohlbefinden wichtig, ebenso die sozialen Kontakte«, erzählt er. Im Rahmen des Projekts »ZU HAUSE in Prohlis« nutzt er außerdem das Angebot der »Hausmusik« am Freitag, um gemeinsam mit anderen zu singen. Auch die Angebote des Bürgerinitiative Prohlis nimmt er gern an und hat bereits an einem Gitarrenkurs teilgenommen. Für Menschen wie Wolfgang, die mit jedem Cent rechnen müssen, sind derartige kulturelle kostenlose Angebote wichtig und sollten auch in Prohlis ausgebaut werden.