Streit um Stadion-Namen
Wird die Sportstätte an der Bodenbacher Straße nach Luise Krüger benannt?
Veröffentlicht am Mittwoch, 12. September 2018
Sportler möchten sich gern mit ihrer Sportstätte identifizieren können. Aber nach wem sollte ein Stadion benannt werden? Nach einem erfolgreichen Sportler, dem Sponsor oder dem Ort, an dem es steht? Jetzt gibt es kontroverse Ansichten bei der Benennung der Sportstätte an der Bodenbacher Straße.
Luise Krüger war im vorigen Jahrhundert eine erfolgreiche Speerwerferin. Unter anderem errang die Dresdnerin 1936 bei den Olympischen Spielen in Berlin eine Silbermedaille mit einer Weite von 43,29 Meter. Könnte sie die Namensgeberin für das Stadion an der Bodenbacher Straße neben der Margon Arena werden? Darüber gibt es derzeit kontroverse Ansichten. Einerseits möchte die Stadt kommunale Sportstätten nach verdienstvollen Sportlern benennen, andererseits sind im konkreten Fall Nutzer der Sportanlage dagegen.
Der Kreisverband für Leichtathletik hat bereits Anfang 2016 den Namen Luise Krüger vorgeschlagen. Luise Krüger (1915–2001) war eine sehr gute Sportlerin und mit der Stadt Dresden eng verbunden. Sie startete für den Dresdner Sportclub 1898, spielte unter anderem Hockey, Faustball und Tennis. Nach dem Krieg unterrichtete sie bis 1975 Sport an der TU Dresden. Sie führte dort die spätere Olympiadritte (1960) und Weitsprung-Weltrekordlerin Hildrun Claus zum DDR-Meistertitel und zum DDR-Rekord. Bei der Recherche zu ihrer Biografie ergaben sich offenbar auch keine belastenden Hinweise, die einer Ehrung entgegenstehen.
Einige Sportvereine, die an der Bodenbacher Straße trainieren, sind gegen diese Namensnennung. Der TSV Dresden schlägt vor, lieber den Namen eines Sportlers aus der jüngeren Vergangenheit zu wählen. Die Abteilung Fußball des Sportvereins Sachsenwerk verweist darauf, dass die Sportstätte eine Multifunktionsanlage ist und daher »keiner Sportart durch Namensgebung zugeordnet werden sollte«. Der Ortsbeirat Blasewitz vertagte die Entscheidung, weil die Stadt bisher noch keine Richtlinie zur Benennung von Sportstätten vorgelegt hat. Außerdem gab es Bedenken, Sportstätten nach Personen zu benennen.
Auch im Sportausschuss der Stadt wurde diskutiert. Um zu einer Einigung zu kommen, schlug der sportpolitische Sprecher der GRÜNEN-Fraktion, Torsten Schulze, ein Mediationsverfahren vor, das der Landessportbund im Rahmen seines Landesprogramms »Im Sport verein(t) für Demokratie« anbietet. »Als GRÜNE ist es uns wichtig, sensible Entscheidungen, wie in diesem Falle mit der Benennung einer Sportstätte, nicht am Votum der Betroffenen vorbei zu treffen, sondern bei Konflikten eine professionelle Vermittlung zwischen den verschiedenen Meinungen und Interessen zu erreichen. Dabei geht es auch darum, die Person und den Namen, nach der eine Einrichtung benannt werden soll, nicht zu beschädigen«, begründet Schulze seinen Vorschlag. Innerhalb von drei Monaten soll nun ein solches Verfahren durchgeführt werden.