Streetworker in Sorge um Jugendliche
Veröffentlicht am Mittwoch, 24. Februar 2021
Die Pandemie ändert das Leben in vielen Bereichen, auch das der jungen Leute. Streetworker in Prohlis machen sich Gedanken, wie sie trotzdem mit ihnen in Kontakt bleiben und sie unterstützen können.
Prohlis. Durch die Corona-Pandemie hat sich im Leben und Alltag der Menschen so einiges geändert. Auch die Streetworker müssen ihre Arbeit an die neue Situation anpassen. Dreimal pro Woche sind Jennifer Trebeljahr, Johann Wiederanders und Martin Albert von der Mobilen Jugendarbeit Dresden-Süd e. V. auf den Straßen von Prohlis unterwegs. Waren es vor Corona generell die Abendstunden nach 17 Uhr, so treffen sie Jugendcliquen nun bereits tagsüber an verschiedenen Aufenthaltsplätzen im öffentlichen Raum an. „Das Homeschooling bereitet einigen Jugendlichen größere Probleme“, erzählt Jennifer Trebeljahr. „Sie berichten uns von Schwierigkeiten, die Plattform Lernsax zu erreichen, wo die Lehrkräfte in der Regel die Aufgaben hinterlegen. Nicht alle verfügen über die technischen Voraussetzungen. Den Gesprächen entnehmen wir, dass die Motivation, den Online-Video-Unterricht wahrzunehmen, zum Teil sinkt. Es besteht die Gefahr, dass sich diese Jugendlichen mehr und mehr der Schule entziehen und es ihnen möglicherweise schwer fallen wird, wieder regelmäßig in die Schule zu gehen, wenn diese wieder geöffnet ist.“ Insgesamt schätzt das Streetworkteam ein, dass sich bestehende Problemlagen, wie Armut in den Familien, durch die Pandemie verstärkt haben. Jugendliche wenden sich aber auch bei Problemen mit Behörden an die Streetworker. „Aufgrund des Personalmangels werden manche Anliegen sehr zeitverzögert bearbeitet“, sagt Johann Wiederanders. »Ein Jugendlicher mit Migrationshintergrund konnte zum Beispiel sein Praktikum trotz unterschriebenen Praktikumsvertrages nicht antreten, da die entsprechende Genehmigung, die normalerweise reine Formsache ist, nicht rechtzeitig ausstellt werden konnte.« Die psychische Belastung und Frustration ist bei Jugendlichen, die ohnehin einen schwereren Start ins Leben haben, derzeit groß.
Die Streetworker hören ihnen zu und versuchen, auf Wunsch zu unterstützen. Da trifft es sich gut, dass seit Januar dieses Jahres Martin Albert als frisch gebackener Absolvent der Evangelischen Hochschule Dresden das Streetworkteam komplettiert. Erste Kontakte zum Team knüpfte er bereits während seines sechsmonatigen Pflichtpraktikums im Studium. »Er bringt neuen Schwung und neue Ideen in unsere Arbeit ein«, freut sich Jennifer Trebeljahr. »Seine ruhige ausgeglichene Art kommt ihm gerade im Umgang mit den Jugendlichen auf der Straße sehr entgegen.«
Für dieses Jahr hat das Streetworkteam Prohlis wieder einiges geplant. So möchten sie mit Jugendlichen zum dritten Mal an einer internationalen Jugendbegegnung teilnehmen. Beim Kommunalen Schulferienprogramm haben sie sich mit einem dreitägigen Angebot in der Sächsischen Schweiz erfolgreich beworben. Auch ein Mehrtagesausflug mit Geflüchteten soll stattfinden, auf deren Wunsch zur Ostsee. Von der VONOVIA erhielt das Team kürzlich eine Spende von 1.000 Euro. Damit wird das Team eine mobile Outdoor-Chill-Lounge ausstatten, um länger an Treffpunkten sein zu können.