Die Neuländer Straße in Trachau

Straßennamen im Dresdner Nordwesten

Veröffentlicht am Montag, 14. Juni 2021

Die Straßen im Dresdner Nordwesten sind nach Persönlichkeiten oder nach geografischen Gegebenheiten benannt. Wann erhielten sie ihren Namen und warum? Stadtteilhistoriker Klaus Brendler informiert über die Zusammenhänge und lässt Geschichte lebendig werden. Wie die Neuländer Straße zu ihrem Namen kam...

Blick in die Neuländer Straße.

Foto: K. Brendler

Laut »Namenbuch der Straßen und Plätze Dresdens«, verfasst 1905 vom sächsi­schen Lehrer und Heimat­for­scher Karl Adolf Hantzsch (1841–1920), war die Neuländer Straße „….früher ein fiska­li­scher Forst­wirt­schaftsweg auf Trachauer Flurgrenze, oberhalb der an der Schüt­zen­hof­straße gelegenen Weinberg­grund­stücke, ab 1903 Forstweg genannt“. Und weiter: Die Neuländer Straße „… erhielt 1905 die jetzige Benennung, weil die Weinberge, die in der ersten Hälfte des 17. Jahrhun­derts von Trachauer Bauern auf neu gerodetem Land angelegt waren, Neuländer Weinberge hießen“.

Der Rat zu Dresden veröf­fent­lichte am 30. März 1905 zur Namens­gebung folgende Bekannt­ma­chung: »Mit aller­höchster Geneh­migung hat der Rat beschlossen, den ehema­ligen Forst­wirt­schaftsweg, welcher entlang der Stadt­grenze gelegen ist und von der Gebler­straße (benannt 1896, KB) nach der Dahlener Straße führt, Neuländer Straße zu nennen.«

Der Straßenname ist also auf das „neue Land“ zurück­zu­führen, das die Bauern der Amtsge­meinde Trachau mit kurfürst­licher Erlaubnis und gegen Zinszahlung ab 1661 durch Rodung der Hänge zwischen Großenhainer Straße und heutigem Baumwie­senweg vor allem für den Weinbau gewonnen hatten.

Von der Neuländer Straße, deren grund­hafte Sanierung in diesem Jahr begonnen wurde, zweigen fünf nicht durch­füh­rende Straßen ab. Sie tragen die Namen der Mitbe­gründer des Dresdner »Allge­meinen Mietbe­woh­ner­vereins« Dr. phil. Johannes Rahn (1850–1915) und Rechts­anwalt Franz Emil Schedlich (1847–1890) sowie die der Mathe­ma­tiker, Physiker und Astro­nomen Galileo Galilei (1564–1642) und Leonhard Euler (1707–1783). Eine erst in jüngster Zeit angelegte Straße erhielt 2017 den Namen der Astro­nomin Maria Marga­retha Kirch (1670–1720).

An der Neuländer Straße, deren Waldbe­stände als Flächen­na­tur­denkmal ausge­wiesen sind, wurde auch ein Stück Dresdner Geschichte geschrieben. So befand sich hier die im Winter 1936/37 errichtete »Lehrbau­stelle Sachsen der Wirtschafts­gruppe Bauin­dustrie«. Von 1941 bis 1945 von der Zeiss-Ikon AG als Fremd­ar­bei­ter­lager genutzt, war sie vom August 1945 bis zum März des Folge­jahre eines der Dresdener Flücht­lings- und Umsied­ler­lager. Heute ist sie Standort des Berufs­för­de­rungs­werkes Bau Sachsen e.V.

Und dort, wo seit 1993 das Landes­kri­mi­nalamt Sachsen seinen Sitz hat, waren in der Mitte der 1930er Jahre Polizei­ka­sernen errichtet worden. Hier befand sich nach 1945 (bis 1954) die Klinik für Unfall­ge­schä­digte und Körper­be­hin­derte. Später wurden die Gebäude erweitert Sie wurden bis 1989/90 von der Hoch- und Fachschule des Minis­te­riums des Innern der DDR genutzt.

Eng verbunden mit der Neuländer Straße sind der schon seit Jahrzehnten beliebte, auch »Holzi« genannte und im September 2020 neuge­staltete Waldspiel­platz sowie die unmit­telbar daneben in den 1970er Jahren angelegte Sport­anlage, die allen Bürgern für sport­liche Betätigung frei zur Verfügung steht.

Anmerkung: Parallel zur Neuländer Straße verläuft ein Teilstück der im Dezember 1937 überge­benen Autobahn, die nach 1990 im Rahmen des »Verkehrs­pro­jektes Deutsche Einheit« komplett erneuert wurde. Von 1897 bis 1912 trug die Großenhainer Straße zwischen Döbelner und Neuländer Straße den Namen Dahlener Straße.

Klaus Brendler

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