Die Maria-Kirch-Straße in Trachau
Straßennamen im Dresdner Nordwesten
Veröffentlicht am Mittwoch, 27. Mai 2020
Seit 2017 trägt eine auf dem Gelände der früheren Gärtnerei Mühle angelegte Straße den Namen der Astronomin Maria Margaretha Kirch.
Die im Norden des Stadtteils Trachau gelegene und am 30. März 1905 benannte Neuländer Straße war ursprünglich ein fiskalischer Forstwirtschaftsweg. Er führte durch die Weinberge oberhalb des Schützenhofes und den angrenzenden Staatsforst. Von der Neuländer Straße zweigen vier benannte, nicht durchführende Straßen ab. Sie tragen die Namen der beiden Mitbegründer des »Allgemeinen Mietbewohnervereins« – Dr. phil. Johannes Rahn (1850–1915) und Rechtsanwalt Franz Emil Schedlich (1847–1890), den Namen des Mathematikers, Physikers und Astronomen Galileo Galilei (1564–1642) sowie den des Schweizer Mathematikers, Physikers und Astronomen Leonhard Euler (1707–1783).
Im Zusammenhang mit dem Bau von inzwischen acht Eigentumshäusern auf dem Gelände der ehemaligen »Gärtnerei Mühle« erhielt eine weitere, von der Neuländer Straße abzweigende und nicht durchführende Straße im Jahre 2017 den Namen der Astronomin Maria Margaretha Kirch.
Am 25. Februar 1670 wurde sie als Tochter des lutherischen Pastors Mathias Winkelmann in Panitzsch geboren. Im Alter von dreizehn Jahren trat die schon zeitig Vollwaise gewordene Maria Margaretha als Dienstbotin in den Haushalt des autodidaktischen Bauernastronomen Christoph Arnold (1650–1695) ein. Dort, im Dorf Sommerfeld, lernte sie den um dreißig Jahre älteren verwitweten Astronomen und Kalendermacher Gottfried Kirch (1639–1710) kennen. Im Mai 1692 heirateten sie und verzogen nach Guben, dem Geburtsort des Ehemannes. Im Juni 1702 wurde Gottfried Kirch von der Kurfürstlich-Brandenburgischen »Societät der Wissenschaften zu Berlin« als erster Astronom berufen. Wenig später folgten ihm Frau und Kinder. Maria Margaretha Kirch unterstützte zeitlebens ihren Mann, und das nicht nur in seinen Beobachtungen, Berechnungen, Tabellen des täglichen Gestirnstandes und Kalendern, sondern sie forschte selbst über Sonnenflecken, Polarlichter und ähnlichem. So entdeckte sie am 21. April 1702 als erste Frau überhaupt einen Kometen. Er trägt die Bezeichnung C/1702H1 und wird »Komet 1702« genannt. »Offiziell wurde diese Entdeckung aber ihrem Mann zugeschrieben. […] Nach dessen Tod am 25. Juli 1710 in Berlin versuchte sie, seine Stellung als Astronom und Kalenderherausgeber der Preußischen Akademie der Wissenschaften zu übernehmen. Doch trotz ihrer fachlichen Qualifikation wurde sie aufgrund ihres Geschlechts abgelehnt.« Maria Margaretha Kirch, nach ihr ist der Asteroid (9815) Mariakirch benannt, starb am 29. Dezember 1720 in Berlin.