Die Franz-Lehmann-Straße in Mickten
Straßennamen im Dresdner Nordwesten
Veröffentlicht am Donnerstag, 26. April 2018
Im Juli 1946 wurde die Lützowstraße in Mickten in Franz-Lehmann-Straße umbenannt. Franz Lehmann gehörte zum kommunistischen Widerstand im Dritten Reich und kam bei beim Bombenangriff auf Dresden 1945 ums Leben. Sein symbolisches Grab befindet sich im Ehrenhain des Heidefriedhofs.
Als zum 1. Januar 1903 der Vorort Mickten nach Dresden eingemeindet wurde, betrug die Zahl der in bzw. durch Mickten verlaufenden Straßen und Wege insgesamt 22. »Sie mussten nahezu alle wegen des Vorhandenseins gleichnamiger Straßen in anderen Teilen der Stadt Dresden umbenannt werden.«
Das betraf auch die Jägerstraße, die 1892 den Namen des im selben Jahr verstorbenen Johann Gottlieb Jäger erhielt. Er war von 1875 bis 1880 Gemeindevorstand und später Ortsrichter im erstmals 1378 als Migtin erwähnten Vorort. Zum 1. Januar 1904 erfolgte die Umbenennung der Jägerstraße in Lützowstraße. Der preußische Offizier und Patriot Ludwig Adolf Wilhelm Freiherr von Lützow (1782–1834) begann schon als Dreizehnjähriger seine militärische Laufbahn in Preußens Garde. Im Februar 1813 wurde er beauftragt, ein Korps aus Freiwilligen zum Kampf gegen Napoleon aufzustellen, das in der Folge starken Zustrom vor allem aus der patriotisch gesinnten Jugend erhielt.
In der Völkerschlacht bei Leipzig wurde das »Lützowsche Freicorps«, von dessen Uniformfarben sich die deutschen Nationalfarben Schwarz-Rot-Gold herleiten, zu großen Teilen vernichtet.
Im September 1945 beschloss der Rat der Stadt Dresden die Rück- bzw. Umbenennung von fast 180 Straßen und Plätzen im Stadtgebiet. Das betraf unter anderem auch die Lützowstraße, die seit dem 1. Juli 1946 Franz-Lehmann-Straße heißt.
Der antifaschistische Widerstandskämpfer und Kommunist Franz Lehmann, am 17. Februar 1899 in Schlaitz bei Bitterfeld geboren, Teilnehmer an den Kämpfen der mitteldeutschen Arbeiter 1918, seit 1922 Mitglied der KPD und Betriebsrat in den LEUNA-Werken, begann sofort nach der Errichtung des NS-Staates mit der illegalen Arbeit und musste schon 1933 seine erste Haftstrafe im KZ Lichtenburg bei Torgau verbüßen.
Nach der Entlassung verzog Franz Lehmann aus der Bitterfelder Gegend auf die Wächterstraße nach Dresden-Kaditz und arbeitete seit 1938 als Hilfsdreher in der Pieschener Maschinenfabrik Krautwald an der Torgauer Straße. Der illegale Widerstand, vor allem die enge Verbindung zur Georg-Schumann-Gruppe in Leipzig, führten Ende 1944 erneut zur Verhaftung.
»Da der Bombenterror im Februar 1945 auf Dresden auch große Teile des Untersuchungsgefängnisses am Münchener Platz zerstört hatte, teilte die Gefängnisverwaltung am 15. März 1945 mit, daß Franz Lehmann ums Leben gekommen sei.« Sein symbolisches Grab befindet sich im Ehrenhain des Heidefriedhofs.
Anmerkung: Über drei Jahrzehnte, von 1959 bis 1992, war das am 1. Mai 1899 eröffnete Schulhaus auf der Hauptmannstraße in Mickten eine zehnklassige, allgemeinbildende, polytechnische Oberschule. Im Jahre 1968 erhielt sie den Namen des Antifaschisten Franz Lehmann verliehen. Heute ist es die 41. Grundschule Dresden »Elbtalkinder«.