Die Kleiststraße in Pieschen
Straßennamen im Dresdner Nordwesten
Veröffentlicht am Donnerstag, 19. Oktober 2017
Die Kleiststraße ist als eine von vier Straßen im Dresdner Nordwesten nach einem deutschem Dichter benannt.
Im Manuskript des »Namenbuch der Straßen und Plätze im Norden der Stadt Dresden« schreibt der Autor Dr. Karlheinz Kregelin (1931–2004) zu den Straßen des Stadtteils Pieschen: Sein »…Verkehrs- und Straßennetz […] erfuhr in den Jahren 1899 bis 1913 eine solche Erweiterung, dass es, gemessen an den heute gültigen Straßen, schon vor dem Ersten Weltkrieg nahezu vollständig ausgebaut war. Die Namensgebung der ausschließlich nördlich von der Großenhainer Straße gelegenen Straßen erfolgte von 1896 bis 1901.«
Vier von ihnen tragen die Namen deutscher Dichter. So auch die 1899 benannte Kleiststraße. Heinrich von Kleist, der 1777 in Frankfurt/Oder geborene Sohn eines preußischen Militärs, trat 1792 traditionsgemäß in das Potsdamer Garderegiment ein, war Teilnehmer des Rheinfeldzuges (1796) und quittierte 1799 seinen Dienst. Noch 1799 nahm er in Frankfurt/Oder das Studium der Physik und Mathematik auf und hörte Vorlesungen über Philosophie, Kulturgeschichte sowie Naturrecht. Nach einem Jahr brach er das Studium ab.
Der Dramatiker, Erzähler und Lyriker Heinrich von Kleist hielt sich mehrmals in Dresden auf. Während er über seinen ersten Aufenthalt in der sächsischen Residenzstadt im September 1800 wenig »gute Worte« fand, sich aber begeistert über den Plauenschen Grund und Tharandt äußerte, änderte sich schon bei seinem zweiten Aufenthalt im April 1801 sein Urteil über Dresden grundlegend. »Dazu trugen nicht zuletzt seine Besuche auf der Brühlschen Terrasse, der Gemäldegalerie, des Antikenkabinetts und namentlich der katholischen Hofkirche bei. Während seines dritten Dresden-Aufenthaltes im Frühjahr 1803 schrieb Kleist die ersten Szenen des Lustspiels ›Der zerbrochene Krug‹. Bedeutsam für sein literarisches Schaffen gestaltete sich vor allem sein zweijähriger und zugleich letzter Aufenthalt in Dresden von September 1807 bis April 1809. Kleist vollendete in dieser Zeit das Trauerspiel ›Penthesilea‹, schuf das Schauspiel ›Das Käthchen von Heilbronn‹, das Drama ›Die Hermannschlacht‹ und zum größten Teil den Roman Michael Kohlhaas« (aus: Manuskript des »Namenbuch der Straßen und Plätze im Norden der Stadt Dresden«, 2002).
In tiefer Schwermut, verbittert über das Fehlen einer Resonanz auf seine Dichtung, sich von seinem Vaterland und seiner Familie verstoßen wähnend, nahm sich Heinrich von Kleist im November 1811 gemeinsam mit seiner schwerkranken fast gleichaltrigen Freundin Henriette Vogel am heutigen Kleinen Wannsee im Südwesten Berlins das Leben.