Betroffene beraten Betroffene
Veröffentlicht am Dienstag, 25. Februar 2020
Die ergänzende unabhängige Teilhabeberatung ist seit 2018 als Projekt ein wichtiger Anlaufpunkt für Ratsuchende rund um das Thema »Positive Lebensgestaltung trotz Behinderung«.
2018 wurde die Ergänzende unabhängige Teilhabeberatung mit Sitz an der Hoyerswerdaer Straße 21, als eigenständiges Projekt der Stadt AG – Aktives Netzwerk für ein inklusives Leben in Dresden e. V. eröffnet. Nach dem Prinzip »Betroffene beraten Betroffene« können sich Ratsuchende an insgesamt acht sogenannte Peer-Beraterinnen bzw. -Berater mit unterschiedlichen Beeinträchtigungen wenden. »Dank des Bundesteilhabegesetzes konnte diese Beratungsstelle eingerichtet werden, in der die Berater nicht nur ehrenamtlich, sondern in erster Linie hauptamtlich tätig sind«, so Anja Reger, Leiterin der Beratungsstelle und Teilhabeberaterin ohne Behinderung. Unter den Beratern gibt es welche mit einer erworbenen Behinderung, mit psychischer Erkrankung, hochgradiger Sehbeeinträchtigung sowie eine Rollstuhlfahrerin. Eine Beraterin beherrscht die Gebärdensprache und kann aufgrund eines eigenen gehörlosen Kindes vor allem auch Eltern gehörloser Kinder aus eigener Erfahrung beraten. Birger Höhn ist Autist. Er berät aber auch Menschen mit ADS ADHS und Tourette-Syndrom. Aufgrund seiner Behinderung bekommt er auch Beratungsanfragen außerhalb von Dresden. Zu den Öffnungszeiten der EUTB (montags und mittwochs 9 bis 16 Uhr, dienstags und donnerstags 9 bis 18 Uhr sowie freitags 9 bis 14 Uhr) kann jeder Ratsuchende auch ohne Termin vorbeikommen. Geht es um spezielle Fragen, erhalten sie im Einzelfall zusätzlich einen Termin bei dem entsprechenden Berater bzw. Beraterin. »Wir sind eine niedrigschwellige und ergänzende Beratung«, so Anja Reger. »Wir beraten zu sozialrechtlichen Fragen, helfen beim Ausfüllen von Anträgen oder erklären, wo und wie man einen Schwerbehindertenausweis beantragt. Wir sind aber keine Rechtsberatung.«
Neben der persönlichen Beratung helfen Anja Reger und ihr Team auch telefonisch und per E-Mail Ratsuchenden weiter. »Wir möchten unsere Klienten in ihren Rechten bestärken, aber auch durch unser eigenes Beispiel zeigen, dass man das Leben trotz Behinderung positiv gestalten kann«, so Thomas Wacker, von Geburt an von einer Gebehinderung durch eine Spastik betroffen. Die Berater haben auch ein offenes Ohr dafür, wenn Betroffene einfach mal ihre Situation schildern möchten und welche Schwierigkeiten sie damit haben. »Viele Betroffenen haben in anderen Beratungsstellen schon schlechte Erfahrungen gemacht. Mit uns können sie auf Augenhöhe sprechen. Das wissen viele sehr zu schätzen«, so Thomas Wacker. Wer Tipps für die Freizeitgestaltung braucht, ist bei EUTB ebenfalls gut aufgehoben. Auch über das Recht auf eine Begleitperson bei Freizeitaktivitäten erfahren Interessierte von den Beratern Genaueres.