Sonntag geht’s in die Bibliothek am Münchner Platz…

Veröffentlicht am Mittwoch, 11. Dezember 2019

Die neue eröffnete Stadtteilbibliothek am Münchner Platz hat sieben Tag die Woche geöffnet. Die Plauener Zeitung traf die Künstlerin Sabine Eichler, die die Inneneinrichtung entworfen hat.

Künstlerin Sabine Eichler. Foto: Ralf Richter

Künstlerin Sabine Eichler.

Foto: Ralf Richter

Sie will als Lesende fotogra­fiert werden. Als lesende Frau – vor lesendem Mädchen: Die Künst­lerin Sabine Eichler. Diese Frau ist es, die über die Innen­ein­richtung entschieden hat. Und sie freut sich – genau wie auch die Mitar­beiter der Stadt­teil­bi­bliothek und die Biblio­theks­be­sucher – das alles so gelungen ist. Am Computer ausge­suchte Farben, auf denen man nur wenige Quadrat­zen­ti­meter sehen konnte, stimmen tatsächlich mit den echten überein. Die neue Bibliothek am Münchner Platz ist nicht nur licht, hell und freundlich, sondern vor allen Dingen sind auch die Farben harmo­nisch abgestimmt: Wände, Decken und Möbel. Selten kommen die Ideen und Konzepte von Innen­raum­ge­staltern wirklich zur Geltung. Aber hier haben die Biblio­theks­mit­ar­bei­te­rinnen die Ideen der Künst­lerin gern aufge­griffen: Das alte Regal­system existiert zwar noch, aber daneben gibt es nun viel mehr Platz für Tische, Bänke, Stühle und Sessel. Die Möbel scheinen zu schweben. Ganz vorn an der Fenster­front zur Straße zu stehen leichte lila-violette Sessel auf sanft-grauem Boden und nach hinten zum eigent­lichen Meisterwerk, einer ca. zehn Meter langen und drei Meter hohen Wand mit neun lesenden Mädchen bzw. jungen Frauen auf einer Tapete geht es in einen gelb-bräun­lichen Farbton über: Es hat eine Anmutung von Fotos aus einer vergilbten Zeitung. Auf der linken Seite aber sieht man auf einem schwarz-weiß Foto die legendäre Skulptur, die das Wahrzeichen der Anne Frank-Bibliothek in der Südvor­stadt war: Das von Heinz Mamat geschaffene »Lesende Mädchen«. Nicht nur die Skulptur ist am alten Standort geblieben – auch der Name Anne Frank ist es. Warum? Die Begründung lautet, dass es in der Stadt keine Bibliothek mit einem Namen gäbe – doch im gleichen Atemzug versi­chert die Biblio­theks­lei­terin Katrin Doll, dass die Bücher von Anne Frank und die Erinnerung an sie einen festen Platz behalten werden in der neuen Bibliothek.

Was die Künst­lerin faszi­niert, ist bei all den Mädchen- und Frauen­bildern vom 14. bis zum 19. Jahrhundert, dass sich an der Imagi­nation des Buchlesens nichts geändert hat. Es ist das Eintauchen in andere Welten. Sie verweist auf Heinz Mamats Skulptur: »Schauen Sie, sie ist mitten in der Stadt – aber sie ist überhaupt nicht in der Stadt. Sie ist ganz woanders. Ihr Umfeld ist gar nicht existent für sie. Sie ist vollkommen versunken, vielleicht in eine Märchenwelt, wer weiß?« Sie selbst hält auf dem Foto übrigens das Buch »Maria Stuart« von Stefan Zweig in der Hand. Maria Stuart ist für sie eine inspi­rie­rende histo­rische Persön­lichkeit, die für »starke Weiblichkeit« steht und mit der sie sich sehr gut identi­fi­zieren kann. Starke Weiblichkeit wird auch in Zukunft gefragt sein, wenn die erste »Offene Bibliothek« Dresdens sieben Tage die Woche geöffnet hat. Statt 34 Stunden wie bisher erwei­terten sich die Öffnungs­zeiten seit Montag, 11. November 2019, auf 54 Stunden. Einmalig für Dresden – und ganz Sachsen! Bereits in der ersten Woche sahen die Biblio­the­ka­rinnen viele neue Gesichter. Es gibt zahlreiche Neuan­mel­dungen.

Gleich am ersten Tag kamen über 800 Bücherfans!

Ralf Richter/Steffen Dietrich

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