Sanfte Ruhe im Park
Veröffentlicht am Dienstag, 12. November 2019
Viele imposante Grabstätten schmücken den Johannisfriedhof. Mit Hilfe von Fördermitteln konnte jetzt die Grabstätte der Familien Netto und Aselmeyer saniert werden.
…so erscheint die Grabstätte der Familien Netto und Aselmeyer auf dem Ev.-Luth. Johannisfriedhof in Dresden-Tolkewitz. Sie befindet sich auf der rechten Seite des Hauptweges von der Feierhalle zum Andachtsplatz. Die Grabstätte erinnert an eine leichte, neobarocke Parkarchitektur. Statt düsterer Anspielungen auf den Tod strahlt die Ruhestätte in einem Wechselspiel von Abgrenzung und Öffnung, von schwingender Rahmung und durchbrochener skulpturaler Ausschmückung, eine sanfte Ruhe aus.
Die Anlage geschaffen in fossilführendem Kalkstein (so genannter »Fränkischer Muschelkalk«) wird von einer Brüstung umfangen. Zwei Pfosten, gekrönt mit ornamentgeschmückten Pflanzgefäßen, bilden den Eingang. Dieser lenkt den Blick auf die hohe Mittelstele mit der Bronzetafel, die die Grabstätte an der Rückwand dominiert. Blumengewinde (Festons) aus Immortellen schmücken sowohl Stele als auch Tafel. Die Blüten der Immortellen (italienische Strohblume) scheinen unsterblich zu sein, da sie nicht wirklich verblühen, sondern strohartig werden und in leuchtendem Gelb in der Natur verbleiben. In den durchbrochenen, reich verzierten Brüstungen seitlich der Stele knien zwei Putti, die ein Trauertuch befestigen. Zwei Bänke an den Seitenbrüstungen gewähren den Hinterbliebenen stille Andacht.
In der Gruft wurden die Mitglieder der Familien Netto und Aselmeyer bestattet. Im November 1947 erfolgte die letzte Bestattung von Hadrian Walter Netto (1882–1947), ein zu seiner Zeit bekannter Schauspieler, welcher ab 1920 in über 40 Stummfilmen und Tonfilmen mitwirkte. Der Entwurf für diese Grabstelle stammt von Wilhelm Kreis (1873–1955), welcher auch das Deutsche Hygiene-Museum schuf. Die Bauplastik modellierte dessen Bruder Fritz Kreis. Die Bronzetafel trägt die Signatur von Bildhauer Felix Reinhold Voretzsch (1873–1951).
Die Grabstätte ist ein herausragendes Beispiel einer künstlerisch gelungenen Gestaltung im Reformstil. Sie gehört zu den 23 national bedeutenden Grabstätten auf dem Johannisfriedhof. Leider verfiel diese in den letzten Jahrzehnten immer mehr, da sich niemand mehr um die Erhaltung und Pflege kümmerte. Mit Hilfe von Fördermitteln aus dem Bundesfördermittelprogrammes für national wertvolle Kulturdenkmale des Bundesministeriums für Kultur und Medien gelang in diesem Jahr die Restaurierung. Der letzte Sonntag, dem Totensonntag oder auch Ewigkeitssonntag genannt, im Kirchenjahr gehört unseren Verstorbenen, denen es nicht vergönnt war, dessen Ende mit uns zu erleben. Sanft ruhen sie in unserem Park, wie auch die Verstorbenen der Familien Netto und Aselmeyer.
Gemeinsam wollen wir uns an sie erinnern und laden zu einer Andacht am Sonntag, 24. November 2019, 14.30 Uhr, in die Kapelle auf unserem Johannisfriedhof ein. Die Andacht gestaltet Pfarrer Arnold von der Kirchgemeinde Gruna-Seidnitz, musikalisch eingestimmt wird sie vom Posaunenchor der Gemeinde.
Während dieser Andacht werden alle Namen der Verstorbenen des vergangenen Kirchjahres verlesen, die auf unserem Johannisfriedhof ihre letzte Ruhe fanden.