Prunkgondeln und Prachtkutschen

Veröffentlicht am Mittwoch, 11. September 2019

Die Prinzenhochzeit von vor 300 Jahren beschäftigt noch heute die Gemüter. Wie kamen die mehr als 1.000 Gäste nach Dresden zum Feiern? Wie reiste man zur damaligen Zeit? Darauf gibt die Ausstellung im Verkehrsmuseum Antworten.

Dass das Verkehrsmuseum eine solche 300 Jahre alte barocke „Grand Carrosse“ zeigen kann, gleicht einer Sensation. Es gibt davon nur noch wenige Exemplare. Diese kommt aus dem tschechischen Kutschenmuseum Cechy pod Kosirem, Leihgeber ist das Erzbistum in Olmütz. Foto: Pohl

Dass das Verkehrsmuseum eine solche 300 Jahre alte barocke »Grand Carrosse« zeigen kann, gleicht einer Sensation. Es gibt davon nur noch wenige Exemplare. Diese kommt aus dem tschechischen Kutschenmuseum Cechy pod Kosirem, Leihgeber ist das Erzbistum in Olmütz.

Foto: Pohl

Mit Mannes­kraft geschoben, rollte die »Grand carrosse« die letzten Meter vom Stallhof hinein in den Lichthof des Verkehrs­mu­seums. Dort steht die Pracht­kutsche nun als Zeugnis einer Hochzeit, die vor 300 Jahren europaweit Aufsehen erregte: die Verbindung des sächsi­schen Kurprinzen Friedrich August II. mit der habsbur­gi­schen Kaiser­tochter Maria Josepha. Mit einer solchen Kutsche hielt das junge Paar von Blasewitz kommend Einzug in die Residenz­stadt Dresden. Wochenlang wurde gefeiert, mit dabei mehr als 1.000 Fürsten, Grafen, Barone, Edelleute und ihr Gefolge, außerdem kamen viele Schau­lustige ebenso wie Händler und Schau­steller.

Aber wie gelangten diese vielen Menschen zur Jahrhun­dert­hochzeit des Jahres 1719? Wie reiste man damals überhaupt? Diesen Fragen geht das Verkehrs­museum in seiner Sonder­aus­stellung »Von Prunk­gondeln, Pracht­kut­schen und Pferde­äpfeln. Unterwegs zur Jahrhun­dert­hochzeit 1719» nach.

In der Ausstellung lässt es sich wie in einem Barock­garten wandeln, erklärte Museumschef Joachim Breun­inger. Viele Wege laden zum Entdecken ein, es gibt keine Sackgasse. Recher­chiert wurde die damalige Reise­route mit sämtlichen Zwischen­sta­tionen von der Abfahrt am 22. August 1719 in Wien bis zur Ankunft am 2. September in Dresden. In Pirna stieg die Gesell­schaft auf Schiffe um – ein Ereignis, das am 25. August dieses Jahres mit einer »Wasser­parade« und nachge­bauten Gondeln nachemp­funden wurde.

Das Reisen zu damaliger Zeit war gefährlich und beschwerlich. Längere Strecken wurden mit der Kutsche zurück­gelegt. Was zum Reise­gepäck gehörte, davon zeugen die ausge­stellten Utensilien – ob Zahnbe­steck oder die Kurzwaffen, mit denen man sich zu schützen glaubte, bis hin zum Reiset­resor oder der äquato­rialen Sonnenuhr.

Damals waren die Menschen viel zu Fuß unterwegs, die Reichen nahmen Pferd und Wagen oder wurden auch mal in der Sänfte getragen. Wer eine Zeitreise ins 18. Jahrhundert unter­nehmen möchte, steigt in die stili­sierte Kutsche und setzt sich eine virtuelle Brille auf. Das Begleit­pro­gramm der Ausstellung bietet verschiedene Führungen, Vorträge und für die Kinder ein thema­ti­sches Ferien­pro­gramm im Oktober. Zur Finnissage wird am 5. April 2020 einge­laden.

Christine Pohl

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