Pieschen: Bunt und lebenswert
Interview mit Ortsamtsleiter Christian Wintrich
Veröffentlicht am Freitag, 26. Januar 2018
Interview mit dem Pieschener Ortsamtsleiter Christian Wintrich. Pieschen ist weiterhin auf einem guten Weg, der Wohnungsbau brummt.
Pieschen hat ein aufregendes 2017 hinter sich gebracht und die Aussichten sind glänzend. Die »Pieschener Zeitung« sprach mit Ortsamtsleiter Christian Wintrich über Erfolge, Experimente und Perspektiven.
Wir schreiben 2018. Sind Sie gut in das neue Jahr gekommen?
Danke der Nachfrage, alles bestens! Nach den Feiertagen heißt es nun wieder anpacken. Lassen Sie mich mit einem großen Dankeschön beginnen. Das geht an alle Freiwilligen, die am 2. Januar 2018 tatkräftig mitgeholfen haben, die Hinterlassenschaften der Silvesternacht zwischen Eisenberger Straße und Lindenschänke zu beseitigen.
Wie sieht die Bilanz für 2017 aus?
Pieschen ist auch weiterhin auf einem guten Weg. Die außerordentlich dynamische Entwicklung im Ortsamtsbereich hat sich im zurückliegenden Jahr verstetigt und die Bilanz kann sich sehen lassen. Beispielsweise ist die 147. Grundschule in der Döbelner Straße fertiggestellt worden, in die Markuspassage ist Leben eingezogen und an der Gehestraße wächst der größte Dresdner Schulcampus heran. In Kaditz-Mickten wurde der Grundstein für ein neues Quartier gelegt, in dem künftig rund 5.000 Menschen leben werden. Auch auf dem ehemaligen Kasernengelände an der Werftstraße entstehen rund 120 Wohnungen.
Das Stadtteilfest St. Pieschen war dank des Engagements seiner Organisatoren einmal mehr ein Erfolg. Ganz toll auch das Lichterfest auf dem Leisniger Platz Anfang Dezember.
Kurzum: Pieschen war in seiner 725-jährigen Geschichte noch nie so bunt und lebenswert wie heute.
Pieschen präsentiert sich also in bester Verfassung?
Eindeutig ja! In dem Maße, wie Dresden wächst, steigt auch die Attraktivität des Ortsamtsbereiches. Junge Familien sehen in Pieschen einen Stadtteil, in dem es sich gut leben lässt. Die vielen neu entstehenden Wohnungen sind ein überzeugender Beweis für diese rundum positive Entwicklung.
Mit dem »Shared Space« in der Rosa-Steinhart-Straße hat sich Pieschen auf ein durchaus mutiges Experiment eingelassen. Wie sehen die Erfahrungen aus?
»Shared space« ist eine Planungsidee, nach der dieser von allen Verkehrsteilnehmern gleichzeitig genutzte öffentliche Straßenraum lebenswerter und sicherer werden soll. Diese Verkehrslösung ist bisher einmalig in Dresden. Ich finde es wichtig und richtig, neue Wege zu erproben. Experimente sind ja vor allem deshalb spannend, weil man zunächst nicht weiß, wie sie ausgehen. Im konkreten Fall ist das Feedback positiv.
Wird es auch in Zukunft ähnliche Lösungen geben?
Das hängt vom Erfolg des Projektes ab. Wenn die Akzeptanz da ist, sehe ich gute Chancen. Innovative Ideen sollten stets willkommen sein.
In die Causa Schloss Übigau ist Bewegung gekommen. Das öffentliche Interesse war und ist groß. Wie ist Ihr Kenntnisstand, hatten Sie schon Kontakt mit den Investoren?
Persönlich hatte ich noch keinen Kontakt. Der Eigentümerwechsel hat stattgefunden, das Gebäude ist verkauft. Das Gebäude steht unter Denkmalschutz und befindet sich in Privateigentum. Auch wenn das Haus öffentlich stärker wahrgenommen wird als zum Beispiel ein Eigenheim, gelten hinsichtlich der Beteiligung des Umfeldes und der Nachbarschaft die gleichen Regeln.
Das Sachsenbad ist ein Dauerthema. Inzwischen steht wohl auch ein Neubau an der Harkortstraße zur Debatte.
Dresden braucht in Zukunft ein weiteres Bad. Die Stadt wächst und damit auch der Bedarf. Für mich wäre die Wiedereröffnung der Sachsenbades als Schwimmhalle die sinnvollste Variante. Inwieweit das finanziell darstellbar ist, müssen Fachleute prüfen und beurteilen. Für mich schließen sich übrigens der Erhalt des Sachsenbades und ein zusätzlicher Neubau im Dresdner Norden nicht aus. Die Entscheidung für das weitere Vorgehen liegt am Ende beim Stadtrat.
Ordnung und Sauberkeit sind immer ein Thema. Die Schülerinnen und Schüler der 56. Grundschule zum Beispiel sind richtig sauer, weil ihr Schulgebäude mit Graffiti beschmiert wurde. Hat die Verwaltung eine Strategie?
Natürlich! Das lokale Handlungsprogramm für Ordnung und Sauberkeit stattet uns mit Mitteln aus, um gegen unerwünschte Graffiti im öffentlichen Raum vorgehen zu können. Leider lassen sich derartige Schmierereien nur schwer verhindern. Ärgerlich ist es in jedem Fall, weil die Beseitigung von Graffiti viel Geld kostet. Wir werden legale Alternativen zum wilden Sprayen anbieten. So wird der Graffiti-Park am Puschkinplatz erweitert. Hier sollen bis Mitte dieses Jahres rund 50 Quadratmeter legale Graffitifläche zusätzlich geschaffen werden. Das ist unser Angebot, von dem wir hoffen, dass es auch angenommen wird.
Was liegt 2018 an?
Nach dem Umbau des Haltepunktes Pieschen durch die Deutsche Bahn werden die Verkehrsbeziehungen neu geordnet. So ist geplant, die Bushaltestellen in den DB-Brückenbereich zu verlegen und barrierefrei auszubauen. Weiterhin ist vorgesehen, eine gesicherte Fußgängerquerung mit Mittelinsel unter der Brücke der Deutschen Bahn an der Einmündung zur Riesaer Straße herzustellen. Nun müssen die vertiefenden Planungen erfolgen und die erforderlichen Finanzmittel bereitgestellt werden. Mit der Fertigstellung rechne ich erst im kommenden Jahr.
Anfang Januar hat die neue Buslinie 73 zwischen dem S-Bahnhaltepunkt Pieschen und dem Wilden Mann ihren Testbetrieb aufgenommen. Das Projekt ist auf Wunsch der Bürgerinnen und Bürger entstanden. Ich wünsche mir, dass dieses Angebot angenommen wird und sich die Linie auch wirtschaftlich trägt.
Ganz oben auf der Agenda steht auch die Fortschreibung des stadtweiten Bankkonzeptes, dessen Finanzierung durch den Stadtrat zu beschließen ist. Das sind Prozesse, die Zeit brauchen. Ich rechne mit bis zu 30 neuen Sitzbänken für den Ortsamtsbereich.
Wir danken für das Gespräch. Die Fragen stellte Steffen Möller.
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