Pfarrer Eberhard Grond besuchte »seine« Kirche
Die Pfarrgemeinde »Heilige Kirche« feierte in Zschachwitz Kirchweihfest
Veröffentlicht am Samstag, 15. Oktober 2016
Vor 35 Jahren wurde in Dresden-Zschachwitz eine neue katholische Kirche geweiht: die Heilige Familie. Zum Jubiläumskirchweihfest im September erinnerte Pfarrer Eberhard Grond an den Bau der Kirche und die damit verbundenen Schwierigkeiten.
Zschachwitz. Am letzten Septemberwochenende feierte die katholische Pfarrgemeinde »Heilige Familie« in Dresden-Zschachwitz Kirchweihfest. Vor 35 Jahren wurde ihre Kirche geweiht. An die besondere Geschichte des Kirchbaus erinnerte Eberhard Grond. Der 82-Jährige war von Mai 1975 bis 1988 Pfarrer der »Heiligen Familie« und bekam damals den Auftrag, sich um den Bau der Kirche in Zschachwitz zu kümmern. Zum diesjährigen Kirchweihfest kam er extra aus Öhningen am Bodensee, wo er heute lebt, an seine alte Wirkungsstätte. Pfarrer Grond, der einst mit dem früheren Erzbischof von Köln, Kardinal Meisner, in Magdeburg die Schulbank drückte, erzählte in einer heiteren Weise, oft mit einem Augenzwinkern und verschmitzten Lächeln davon, wie die Kirche in dreijähriger Bauzeit entstand. Es ist eine Geschichte von Unmöglichem, das letztlich doch möglich wurde. Ganz nach dem Motto »Wir schaffen’s schon.«
Angedacht als Gesprächsrunde in kleinem Kreis erwies sich der Raum im Gemeindezentrum fast als zu klein, so groß war das Interesse der Gemeindemitglieder. Viele von ihnen standen damals selbst Sonnabend für Sonnabend auf der Baustelle, um die Kirche mitzubauen. Gemeinsam mit Pfarrer Grond erinnerten sie sich an die damalige Zeit, daran wie sie, größtenteils Laien, mit kniffligen Fragen zu ihrem Pfarrer gingen und er sich vertrauensvoll an das Gemeindemitglied Lothar Körner wenden konnte, der als Statiker wertvolle Hinweise gab. Beim Abriss des bestehenden Gebäudes wurde der Schutt anfangs noch mit Pferdewagen nach Heidenau geschafft. Trotz Schwierigkeiten bei der Materialbeschaffung sorgten immer wieder Glücksfälle dafür, dass es weiter gehen konnte.
Pfarrer Grond war rührig und erfinderisch, traf auf Gesprächspartner, die gewillt waren, unkompliziert zu helfen. Als er erfuhr, dass es in einem Ziegelwerk frei verkäufliche Ziegel gab, fuhr er hin und holte Leute von der Straße, die sich für ihn mit anstellten, um ihr Kontingent Ziegel zu bekommen. Eines Tages sprach er in einem Gottesdienst davon, dass Drahtbürsten benötigt wurden. Wenig später erhielt er ein Päckchen aus der Oberlausitz mit Drahtbürsten. »Wir haben im Gottesdienst von ihrer Bitte gehört und wollen helfen«, stand im Begleitbrief dazu. Nicht unerwähnt blieb die hervorragende und unermüdliche Mittagsversorgung jeden Sonnabend durch seine Haushälterin bzw. Cousine Elisabeth Schubert. Dabei erhielten sie Unterstützung durch eine Fleischerei in der Nähe.
Dass Laien in Eigeninitiative eine Kirche gegen alle Widerstände bauen, hat offenbar damals doch viele Menschen beeindruckt. Michael Gehrke, seit einem knappen Jahr Pfarrer der »Heiligen Familie«, erinnert sich noch an seine Jugendzeit in Pillnitz, an den einen oder anderen Diavortrag von Pfarrer Grond und daran, dass danach anschließend die Kollekte stets für den Bau der Zschachwitzer Kirche bestimmt war. Bereits im Januar 1981 legte Pfarrer Grond in seinem unerschütterlichen Optimismus den Tag der Kirchweihe im September fest. »Da ist immer schönes Wetter«, soll er gesagt haben, erinnert sich ein Zuhörer.