In der Altstadt schlägt das Herz von Dresden
Im Gespräch mit André Barth, Leiter des Ortsamtes Altstadt
Veröffentlicht am Dienstag, 11. Juli 2017
Ortsamtsleiter André Barth stellt sich den Fragen von unserem Redakteur Steffen Möller.
Herr Barth, nennen Sie uns doch drei gute Gründe, warum nichts an der Dresdner Altstadt vorbeiführt…
Dürfen es auch mehr sein? Die Dresdner Altstadt ist das Zentrum, das Zentrum in mehrfacher Hinsicht. Sie ist das sozial-gesellschaftliche Zentrum, das kommerzielle Zentrum, sie ist das kulturelle Zentrum, sie ist einfach das Zentrum der städtischen Identität. Hier schlägt das Herz von Dresden. In der Dresdner Altstadt befindet sich das Rathaus mit all seinen Einrichtungen, dort tagt der Stadtrat. Wir haben hier das Ortsamt. Das alles sind wichtige Organe, die für das Gelingen des Zusammenlebens der Menschen erforderlich sind.
Mit ihren interessanten Straßen, den Plätzen und Parks ist die Altstadt ein zentraler Ort der Begegnung. Nehmen Sie allein den Altmarkt oder den nach historischem Vorbild weitgehend wieder hergestellten Neumarkt, dessen Gesicht sich aber immer noch in rasantem Tempo verändert oder die aufstrebende Friedrichstadt und die sich entwickelnde Johannstadt. Die Aufzählung der Gründe, die für Dresdens Altstadt sprechen, ließe sich noch lange fortsetzen.
Barock, Hochkultur und sonst nichts?
Wir haben seit dem vergangenen Jahr zwei Einrichtungen in die Altstadt gebracht, die bis dahin an der Peripherie Dresdens angesiedelt waren. Dabei handelt es sich um das Theater Junge Generation und die Staatsoperette. Der Umzug in das Kraftwerk Mitte war lange vorbereitet und geplant. Im April ist der komplett sanierte Kulturpalast nach vier Jahren Bauzeit wiedereröffnet worden. Damit verfügt die Dresdner Philharmonie nun über eine hochmoderne Spielstätte. Daneben hat hier auch die Städtische Zentralbibliothek ihr neues Domizil gefunden. Sie bringt quirliges Leben in den Kulturpalast. Dazu kommen das Kabarett »Die Herkuleskeule« und bald das Kulturhauptstadtbüro. Die Altstadt ist auch Schauplatz verschiedenster sportlicher Events. Spontan fallen mir da die REWE-Team-Challenge und die Skoda Velorace ein. Es gibt unzählige weitere, hochkarätige Veranstaltungen, die aufzuzählen den Rahmen sprengen würde. Wir haben die Märkte, zum Beispiel den international bekannten Striezelmarkt, aber eben auch den Frühjahrs- und Herbstmarkt. In diesem Jahr findet aufgrund der Sanierungsarbeiten an der Augustusbrücke das Stadtfest komplett auf der Altstädter Seite statt. Als wichtige Verkehrsknotenpunkte sind auch der Hauptbahnhof mit dem Wiener Platz und der Postplatz Hotspots.
Wir haben in der Altstadt aber auch, wenn ich so sagen darf, viele aktuelle Orte, an denen aktiv Stadtentwicklung und Stadtreparatur stattfinden bzw. in naher Zukunft stattfinden werden. Ich denke dabei an die Friedrichstadt oder aber an die Stadtreparatur in der Lingnerstadt. Nicht zu vergessen und als kulturelle Hotspots der Altstadt hervorzuheben sind auch die zahlreichen Museen. Das alles ist in seiner Summe weitaus mehr als nur Barock und Hochkultur.
Wie modern ist die Altstadt?
Aus der Gebäudesubstanz allein lässt sich das nicht ableiten. Das wäre, so glaube ich, ein falscher Ansatz. Wichtig ist, dass man eine breite Palette von zeitgemäßen Angeboten in den Bereichen Wohnumfeld- und Freizeitgestaltung schafft. Modern bedeutet außerdem, dass die Stadtentwicklung vorangebracht wird. Die Johannstadt soll vor allem im nördlichen Teil gezielt aufgewertet werden. Am Bönischplatz wird eine neue Mitte entstehen, ein Begegnungszentrum ist geplant. Fördermittel sind auch in die Aufwertung der Friedrichstadt geflossen. Die Frage der Modernität muss man auch unter dem Aspekt der Durchmischung der Bevölkerung betrachten. Ein weiterer Gesichtspunkt ist die ökologische und nachhaltige Stadtentwicklung. Aus meiner Sicht sind das alles Aufgaben, die es im Sinne der Gestaltung einer modernen Altstadt zu bearbeiten gilt. Gute Beispiele für diesen Prozess sind etwa die geplante Ausgestaltung des Promenadenrings und die Erweiterung des Blüherparks.
Die Altstadt jetzt und vor fünf Jahren, was hat sich verändert?
Die größte Veränderung, meine ich, ging vom Immobilienmarkt aus. Waren vor fünf Jahren lediglich Handelsimmobilien entwicklungsfähig, hat sich die Situation inzwischen grundlegend verändert. Die Niedrigzinsphase führte zu einem Bauboom, in der Altstadt werden Wohnungen gebaut. Wir haben Bebauungspläne, die ursprünglich mehr Handelsflächen vorsahen, zugunsten des Wohnungsbaus korrigieren können. Die Umsetzung des Schürmann-Plans, der u. a. die Fassung des Postplatzes vorsieht, lag vor fünf Jahren, ganz anders als jetzt, noch in weiter Ferne. Inzwischen haben wir auch mehr ökologisches Bewusstsein entwickelt. Der Postplatz sähe, wenn man ihn jetzt planen würde, sicher anders aus. Sichtbar sind solche Veränderungen in der allgemeinen Herangehensweise. Die Grüne Ecke in der Friedrichstadt liefert hier ein gutes Beispiel. Ökologische Aspekte bei der Bebauung haben eindeutig an Gewicht gewonnen. Bürgerbeteiligung nimmt heute einen deutlich höheren Stellenwert ein als in der Vergangenheit. Die Bürgerinnen und Bürger werden öfter gefragt und wollen gefragt werden. Sie fordern das auch ein, zu Recht!
Was macht das Zentrum für seine Bewohner attraktiv?
Das Zentrum ist durch seine kurzen Wege per se attraktiv. Die Nachbarschaft von Kultur, Einkaufsmöglichkeiten, von Gastronomie und Naherholungsangeboten bieten echte Wohn- und Lebensqualität. Der Große Garten und der Blüherpark sind nicht weit entfernt. Dazu kommen die günstigen Verkehrsanbindungen. Gerade weil das Konzept der kurzen Wege hier gut aufgeht, kann man schon mal auf den PKW verzichten.