Olympiastart verschoben

Tom Liebscher, Dresdner Sportler des Jahres, in ungewohnter Lage

Veröffentlicht am Dienstag, 28. April 2020

Eigentlich wollte Ruder-Ass Tom Liebscher für seinen Olympia-Start trainieren. Doch der ist verschoben. So hat der Sportler ungewohnt viel Zeit für andere Dinge.

Tom Liebscher ist zum fünften Mal »Sportler des Jahres« geworden. Foto: Trache

Tom Liebscher ist zum fünften Mal »Sportler des Jahres« geworden.

Foto: Trache

Mitte März wurde der Kanute Tom Liebscher das fünfte Mal in Folge zum Dresdner Sportler des Jahres gekürt. Gefeiert wurde nicht, denn die geplante Gala des Sports fiel aufgrund der Lage um das Corona-Virus aus. Die Sieger und Platzierten wurden lediglich verkündet. Über seine Wahl freut sich Tom Liebscher dennoch. »Es macht mich sehr stolz«, sagt er. »Ich freue mich über die große Unter­stützung, die ich in Dresden erfahre. Diese Anerkennung tut sehr gut.« In diesem Jahr entschied er sich, die Sieger­prämie in Höhe von 1.000 Euro zu gleichen Teilen an das Projekt »Schule ohne Gewalt«, das Nationale Cen­trum für Tumor­erkrankungen (NCT) Dresden, den Förder­verein 30. Grund­schule »Am Hechtpark« und den Schul­för­der­verein Freunde des Sport­gym­na­siums Dresden e. V. zu spenden. »Die Wahl auf diese vier Projekte fiel sehr schnell«, erläutert Tom Liebscher. »Die beiden Schul­för­der­vereine unter­stützen die Schulen, in denen ich einst Lesen und Rechnen lernte und mit meiner Sport­lei­den­schaft sehr gut verbinden konnte. Den NCT Dresden unter­stütze ich seit einem Jahr als Werbe­ge­sicht. Das Projekt ›Schule ohne Gewalt‹ setzt sich präventiv gegen Gewalt an Schulen ein.« Ansonsten hat der Olympia­sieger von 2016 im Augen­blick ungewohnt viel Zeit, seit per Allge­mein­ver­fügung Mitte März der Sport­be­trieb in sämtlichen Sport­stätten untersagt wurde. Tom Liebscher ist dankbar, dass er, ebenso wie drei weitere Kader­sportler seines Vereins Kanu Club Dresden, per Ausnah­me­ge­neh­migung das Bootshaus zum Training nutzen und ab und zu eine Trainings­einheit auf der Elbe absol­vieren darf, unter Einhaltung strenger Verhal­tens­kri­terien. Das Kraft­training im Bootshaus absol­viert er ohne Trainer. Bei Trainings­ein­heiten auf dem Wasser darf sein Trainer Jens Kühn ihn mit dem Fahrrad auf dem Elbradweg begleiten. Anwei­sungen gibt es per Walki Talki. »Als Hochleis­tungs­sportler müssen wir uns auch weiterhin in Bewegung halten. Das gesund­heit­liche Risiko eines abrupten Einstellens aller sport­licher Aktivi­täten wäre ansonsten viel zu hoch«, so der 26-Jährige. »Aufgrund der strengen Auflagen und der sozialen Notwen­digkeit zu Hause zu bleiben, haben wir uns entschlossen, unser Trainings­pensum stark zu reduzieren. Wir absol­vieren momentan nur noch sieben statt norma­ler­weise zwanzig Stunden Training in der Woche.« Der sport­liche Jahres­hö­he­punkt Olympische Spiele wurde inzwi­schen um ein Jahr verschoben. »Aufgrund der ungewissen Situation war es zunächst schwierig, die Motivation aufrecht­zu­er­halten«, so Tom Liebscher. »Die Olympi­schen Spiele um ein Jahr zu verschieben, ist immer noch besser als ein kompletter Wegfall. Wichtig ist, sich so schnell wie möglich mit der neuen Situation abzufinden und alles dafür zu tun, die Leistungs­fä­higkeit zu erhalten, um im kommenden Jahr auf dem Punkt fit zu sein.« Für Tom Liebscher hat die aktuelle Situation aber auch einige gute Seiten. »Ich hatte schon lange nicht mehr so viel Zeit für mich, kann mich zu Hause wieder richtig einleben, aber auch die Zeit nutzen, um einiges aufzu­räumen«, erzählt er. Die unerwartete Zeit nutzt er nun verstärkt für sein Studium des Verkehrs­in­ge­nieur­wesens. Dafür hat er sich im aktuellen Sommer­se­mester für drei Kurse einge­schrieben, die zunächst digital über die Lernplattform »Opal« statt­finden.

Claudia Trache

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