Dresdner Neustadt mit hohem Geburtenüberschuss

Veröffentlicht am Donnerstag, 24. Januar 2019

Interview mit Stadtbezirksamtsleiter André Barth. Die Einführung der Stadtbezirksverfassung stellte eine echte Zäsur dar. Neustadt mit Wanderungsgewinn. Erstmals seit Jahren werden neue Schulen gebaut.

das neue jahr hat begonnen. Traditionell stellte sich Stadtbezirksamtsleiter André Barth den Fragen der „Neustadt Zeitung“. Zum ausführlichen Gespräch trafen wir ihn in seinen Amtsräumen in der Hoyerswerdaer Straße. Foto: Möller

das neue jahr hat begonnen. Traditionell stellte sich Stadtbezirksamtsleiter André Barth den Fragen der „Neustadt Zeitung“. Zum ausführlichen Gespräch trafen wir ihn in seinen Amtsräumen in der Hoyerswerdaer Straße.

Foto: Möller

Herr Barth, schön dass Sie wieder Zeit gefunden haben. Wir hoffen, Sie haben die Feiertage und Silvester gut überstanden. Die Arbeit hat begonnen, dennoch ein kurzer Blick zurück. Wo machen Sie die Highlights des zurückliegenden Jahres in Ihrem Verantwortungsbereich fest?

Eine echte Zäsur und zugleich Heraus­for­derung stellte die Einführung der Stadt­be­zirks­ver­fassung dar, die ja mit einer Stärkung der Kompe­tenzen der Stadt­be­zirks­beiräte einhergeht. Damit eine solche Stadt­be­zirks­ver­fassung, die neu ist in dieser kreis­freien Stadt, auch funktio­niert, mussten einige Dinge geordnet und zu großen Teilen erst einmal entwi­ckelt werden. Hier hat die Verwaltung jede Menge Arbeit inves­tiert, die zwingend notwendig war, aber nach außen nicht unbedingt wahrnehmbar ist. Im vergan­genen Jahr sind wichtige Planungs­pro­zesse vorbe­reitet worden, als wichtiges Beispiel sei die Bürger­werk­statt zum Königsufer genannt. Dort ist die Bürger­schaft sehr umfang­reich und stark an den Planungen beteiligt worden. Das ist ein Prozess, der weiter fortge­führt wird. In der Neustadt werden aktuell zahlreiche Schulen saniert und erstmals seit vielen Jahren werden neue Schulen gebaut.

Mit dem Umbau der Scheune, dem kultu­rellen Herz der Neustadt, steht ein weiteres Projekt in den Start­lö­chern. Wir haben zudem viele originäre Stadt­teil­pro­jekte angefasst und voran­ge­bracht. Die Betei­ligung von Kindern und Jugend­lichen durch die Stadt­teil­runde war ein solches Projekt.

Ein Ergebnis ist der neu angelegte Bolzplatz im Alaunpark. Die Fläche ist glatt­ge­zogen, der Rasen gesät, Sitzge­le­gen­heiten sind aufge­stellt worden und bald kommen die Tore. Die betei­ligten Kinder haben dabei gelernt: Zum einen ihre Wünsche zu äußern und zum anderen auch, welche Schritte erfor­derlich sind, eine solche Idee umzusetzen.

Auf dem Scheu­ne­vor­platz wurden über 50 Veran­stal­tungen durch­ge­führt. Der Scheu­ne­vor­platz ist ja in jüngster Vergan­genheit negativ in die Schlag­zeilen geraten. Inzwi­schen gibt es positive Rückmel­dungen. Das Sicher­heits­gefühl ist ein stückweit zurück­ge­kehrt. Die Situation verbessert sich langsam, wobei die Betonung auf langsam liegt. Es gibt einen Ansprech­partner für Veran­stal­tungen und auch die nachfol­genden Reini­gungs­ar­beiten sind in Zusam­men­arbeit mit der Scheune durchweg gesichert. Darüber hinaus haben wir viele kleinere Projekte wie beispiels­weise den Neustädter Advent oder die »Advenster« unter­stützt. Zur Bilanz zählt auch, dass im Rahmen der »Bunten Repu­blik Neustadt« viel stärker das Konzept der Insel­lö­sungen erfolg­reich umgesetzt wurde, das künftig weiter ausgebaut werden soll.

Das Aufbringen einer Teerschicht am Bischofs­platz war eine wichtige Geschichte. Damit hat sich die Verkehrs­si­cherheit für Radfahrer deutlich erhöht.

Im November haben wir unter dem Motto »Lasst uns reden« mit einer Reihe von Dialog­ver­an­stal­tungen begonnen. Wir wollen mit der Bürger­schaft ins Gespräch kommen, schauen, wo es Probleme gibt und gemeinsam, die Betonung liegt auf gemeinsam, Lösungen suchen. Das hat durchaus auch einen finan­zi­ellen Hinter­grund, da die Stadt­be­zirks­beiräte jetzt über eigene Budgets verfügen und damit in der Lage sind, entspre­chende Projekte aus der Bürger­schaft umzusetzen.

Es ist unübersehbar, die Neustadt verändert sich weiter. Welche Trends sehen Sie?

Ich würde da mal die Statistik bemühen. Das ist ganz inter­essant. Schauen wir uns die Entwicklung der Einwoh­nerzahl an, einmal für den Stadt­bezirk insgesamt und einmal für die Äußere Neustadt. Im Jahr 2004 zum Beispiel lebten im gesamten Stadt­bezirk 36.111 Menschen und in der Äußeren Neustadt 12.850. Sechs Jahre später, 2010 waren es insgesamt 43.527, davon in der Äußeren Neustadt 16.202. Wenn wir die aktuellen Zahlen nehmen verzeichnen wir 2018 51.019 Einwohner im Stadt­bezirk und 18.211 in der Äußeren Neustadt. Das sind beein­dru­ckende Zahlen. Prognos­tisch wird die Einwoh­nerzahl weiter steigen, so dass man 2020 etwa 52.532 Neustäd­te­rinnen und Neustädter zählen wird. 2025 ist dann mit insgesamt 56.000 Einwohnern zu rechnen.

Das Durch­schnitts­alter im gesamten Stadt­bezirk liegt derzeit bei 35,6 Jahren, in der Äußeren Neustadt sind es drei Jahre weniger. Wir sind also nach wie vor ein sehr junger Stadtteil.

Sehen wir uns die Zu- und Abgänge an, dann verzeichnen wir einen Gebur­ten­über­schuss von 538 für 2017 insgesamt. In der Äußeren Neustadt liegt diese Zahl bei 216. Das ist schon ein recht deutlicher Gebur­ten­über­schuss. Der sogenannte Wande­rungs­gewinn, also wenn man schaut, wer zieht in die Neustadt und wer zieht weg, belief sich, bezogen auf den gesamten Stadt­bezirk, auf 506 Menschen. In der Äußeren Neustadt waren es 101. Die Zahl in der Äußeren Neustadt aller­dings resul­tiert aus dem hohen Gebur­ten­über­schuss.

Trends? Na klar: Mehr Wohnungen werden gebaut, was gleich­be­deutend damit ist, dass der Bedarf an Kita- und Schul­plätzen steigt. Es werden nicht nur mehr sondern auch preis­günstige Wohnungen gebraucht, was natürlich nicht immer ganz einfach zu bewerk­stel­ligen ist. Der Stadtrat versucht bei neu entste­henden Wohnge­bieten wie beispiels­weise oberhalb der Stauf­fen­berg­allee diesbe­züglich Einfluss zu nehmen, indem ein bestimmter Prozentsatz an Sozial­woh­nungen festgelegt wird.

Die Neustadt ist natürlich weiterhin ein beliebter Wohnstandort. Und wenn wir von Trends reden, müssen wir auch vom Straßen­verkehr reden. Mehr Einwohner bedeuten in der Regel auch mehr Fahrzeuge. Diese Konkurrenz von Verkehrs­mitteln unter­ein­ander, von Fußgängern und Radfahrern im Raum werden wir auch künftig haben. Die Stadt wird die Parkraum­be­wirt­schaftung in der Äußeren Neustadt weiter ausweiten. Am 17. Januar 2019 sind die Planungen für das Regie­rungs­viertel öffentlich vorge­stellt worden.

Bei unserem letzten Gespräch hatten Sie 2018 zum Jahr der Schulen ausgerufen. Wie ist es gelaufen, welche Ergebnisse dürfen wir melden?

Es passiert zur Zeit sehr viel im Stadt­bezirk. Wir haben sechs Schul­sa­nie­rungen und wir haben, erstmals seit Jahren, zwei Neubauten. Da ist das Gymnasium Dreikö­nigs­schule zu nennen. Die Bauar­beiten im Haus A werden fortge­setzt und voraus­sichtlich mit Beginn des Schul­jahres 2020/21 abgeschlossen. Danach wird das jetzt zum Teil in Tolkewitz unter­ge­brachte Gymnasium zurück­kommen. Haus B wird vom Frühjahr 2020 bis zum Spätsommer 2021 moder­ni­siert.

In der Sanierung befindet sich die unmit­telbar benach­barte 15. Grund­schule. Dort sind zahlreiche Bauschäden festge­stellt worden, deren Besei­tigung für Mehrkosten sorgt. Bis zum Frühjahr kommenden Jahres sollen die Baumaß­nahmen abgeschlossen sein. Damit wird die Baufreiheit für Haus B des Gymna­siums geschaffen, das jetzt von der 15. Grund­schule genutzt wird. Man sieht also, wie das alles inein­ander greift. Bei der 15. Grund­schule fand im vergan­genen Jahr ein künst­le­ri­scher Wettbewerb zur Gestaltung des Giebels an der Seiff­hen­ners­dorfer Straße statt. Ich kann nur sagen: Man darf gespannt sein.

Die Sanierung der 19. Grund­schule im Jägerpark beginnt im kommenden Sommer. Für die Schul­ge­mein­schaft bedeutet das den Umzug ins Interims­ge­bäude des Gymna­siums Klotzsche.
Nachdem im vergan­genen Jahr der Erwei­te­rungsbau für die 30. Grund­schule in der Hecht­straße fertig­ge­stellt und als Interims­ge­bäude in Betrieb genommen wurde, gehen nun die Arbeiten am Altbau weiter. Ihr Abschluss ist im August 2020 geplant. Anschließend geht es mit den Freian­lagen weiter.

Dann haben wir die 30. Oberschule am Unteren Kreuzweg. Dort wird eine neue Turnhalle errichtet. Der Bau musste infolge von Liefer­eng­pässen beim Hersteller der Beton­bau­teile unter­brochen werden. Die Baustelle ruht im Moment. Im Mai sollen die Arbeiten wieder aufge­nommen werden. Das bedeutet ein Jahr Bauverzug. Die Fertig­stellung soll dann zum Schul­jah­res­begin 2020/21 erfolgen.

Auf der Tieck­straße ist die Baugrube für den Erwei­te­rungsbau des Beruf­lichen Schul­zen­trums für Wirtschaft (BSZ) Prof. Dr. Zeigner bereits ausge­hoben. Die Fertig­stellung des Neubaus und der Turnhalle ist für den Sommer 2020 geplant. Dann folgt die Sanierung des unter Denkmal­schutz stehenden Bestands­ge­bäudes.

Kommen wir zu den Neubauten.

Da haben wir die 148. Grund­schule auf dem DREWAG-Gelände an der Friedens­straße. Inzwi­schen ist die Schad­stoff­sa­nierung abgeschlossen, der Boden musste ausge­tauscht werden. Die Bauar­beiten liegen im Plan und sollen mit Beginn des Schul­jahres 2020/21 abgeschlossen sein. Dazu muss man sagen, dass es die 148. Grund­schule bereits gibt. Sie ist vorge­gründet worden und hat ihren Interims­standort gegen­wärtig an der Fröbel­straße.

Baubeginn für die 151. Oberschule an der Königs­brücker Straße 115, Ecke Stauf­fen­berg­allee ist im Herbst dieses Jahres. Zuerst kommt die Baufeld­frei­ma­chung, 2020 startet der Tiefbau, die Fertig­stellung erfolgt 2022/23.

Vielen Dank für das Gespräch. Es fragte Steffen Möller.
Teil II des Inter­views lesen Sie in unserer Febru­ar­ausgabe.

Steffen Möller

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