Neuerscheinung: „Der Karajan vom Schillerplatz“
Biografische Miniaturen von Prinz Rupi
Veröffentlicht am Donnerstag, 21. November 2024
Der Schillerplatz in Dresden war schon zu DDR-Zeiten ein Verkehrs-Nadelöhr. Einer, der hier die Verkehrsströme lenkte, bevor das die Ampelanlage übernahm, war Volkspolizist Günther Jacob. Mit seinem weißen Signalstab auf der Kreuzung war er eine Autorität. Der Wachtmeister der Verkehrsbereitschaft ... weiterlesen
Der Schillerplatz in Dresden war schon zu DDR-Zeiten ein Verkehrs-Nadelöhr. Einer, der hier die Verkehrsströme lenkte, bevor das die Ampelanlage übernahm, war Volkspolizist Günther Jacob. Mit seinem weißen Signalstab auf der Kreuzung war er eine Autorität. Der Wachtmeister der Verkehrsbereitschaft dirigierte von 1979 bis 1994 Autos, Busse und Bahnen von rechts nach links, von einer Seite zur anderen. Seine elegante und souveräne Art brachte ihm die Bezeichnung „Karajan vom Schillerplatz“ ein. Seinen letzten Auftritt hatte er am 30. März 2011, ein Abschiedsgeschenk seiner Kollegen. Bevor er in den Ruhestand wechselte, dirigierte er noch einmal am Schillerplatz den Verkehr, unter dem Beifall von zahlreichen Schaulustigen am Straßenrand.
In seinem Buch „Der Karajan vom Schillerplatz“ setzt Autor Prinz Rupi dem Polizisten Günther Jacob ein Denkmal, erinnert an seinen Werdegang und so manche Anekdote. Geschichten über weitere 17 außergewöhnliche Menschen aus verschiedenen Jahrhunderten folgen. Sie sind u.a. dem Ritter Kahlbutz, dem Erfinder des Fahrrads, Freiherrn von Drais, dem Hauptmann von Köpenick gewidmet, aber auch einem Kreuzberger Original oder einer Frau, die von Büchern nicht genug bekommen kann: Conny Brock, die ein Bücherhotel betreibt. Immer sind es ungewöhnliche Lebensläufe, die Prinz Rupi veranlassen, diese Menschen zu porträtieren. Die einen sind prominente Persönlichkeiten wie Wilhelm Busch, der „Vater der Comics“, oder Heinrich von Kleist, der „Erfinder der Tageszeitung“. Andere sind durch skurrile Lebensumstände bekannt geworden, wie Hermann Karl Franz Hilger, der „fahrlässige Kupferschmied“. Auf unterhaltsame Weise gelingt Rupi, den Blick für das Besondere im Alltäglichen zu schärfen.
Dazu gehört auch die wechselvolle Geschichte des Lügenmuseums im Radebeuler Gasthof Serkowitz. Nach dem Umzug aus dem Brandenburgischen nach Sachsen ist auch hier das weitere Bestehen ungewiss. Seit 1. September ist es geschlossen. Sollte es ein Happy End geben, wäre es ein Grund, für eine Fortsetzungsgeschichte.
Die biografischen Miniaturen sind auch geeignet, über den eigenen Lebensweg nachzudenken. Zeigt doch manche Geschichte, wie Erfolg durch Entschlossenheit möglich ist. Hinter dem Pseudonym Prinz Rupi verbirgt sich Ruprecht Fieling, erfolgreicher Autor von Sachbüchern und Reportagebänden. Die Erlöse aus dem Verkauf des Buches, das im Ultraviolett Dresden erscheint, fließen in die gemeinnützige Prinz-Rupi-Kulturstiftung.
Christine Pohl
Prinz Rupi
„Der Karajan vom Schillerplatz“… und weitere biografische Miniaturen aus Deutschland
Ultraviolett Verlag Dresden 2024
176 Seiten, Hardcover
ISBN 978-3-96887-030-4
www.ultraviolett-verlag.de