Eine Linde für den künftigen Schulstandort
Neue Waldorfschule: Erst Baum pflanzen, dann Grundstein legen
Veröffentlicht am Mittwoch, 8. Mai 2019
An der Heinrich-Mann-Straße entsteht der Schulcampus der Neuen Waldorfschule. Bevor diese Wurzeln schlagen kann, wurde zunächst ein Baum gepflanzt: Als Symbol des Ankommens und des Wachsens.
Niedersedlitz. Der 15. April 2019 ist ein Tag wie gemacht zum Bäumepflanzen: Der Untergrund ist feucht und locker, es ist frühlingswarm, die Sonne scheint, und viele Hände sind bereit zu helfen. Die Linde, die auf der Wiese an der Heinrich-Mann-Straße/Maxi-Wander-Straße gepflanzt wird, ist mehr als ein Baum. Für die Neue Waldorfschule Dresden ist sie ein Symbol fürs Ankommen und Wachsen. Denn auf diesem Gelände wird künftig der neue Standort der freien Schule sein.
Schulleiterin Milena Rentsch zeigte sich entsprechend euphorisch: »Dieser Tag ist historisch!« 100 Jahre nach der Gründung der ersten Waldorfschule in Deutschland habe ausgerechnet ihre Schule das Glück, einen neuen Schulstandort zu gründen. Als »Zeichen für den Weg in die Zukunft« steht für sie die Baumpflanzaktion. 2013 war die Neue Waldorfschule als Verein in der Neustadt gegründet worden, hervorgegangen aus einer Eltern-Pädagogen-Initiative.
Heute lernen hier 150 Kinder in sechs Klassen. Die mobilen Raumeinheiten mit den Klassenzimmern werden bis zum Sommer von der Marienallee nach Niedersedlitz umziehen, so dass bereits ab August am neuen Standort unterrichtet werden kann. Derzeit gehen die Planungen für das neue Schulgebäude weiter, das in den nächsten Jahren hier entsteht.
Beim Baumpflanzen legte auch Dresdens Baubürgermeister Raoul Schmidt-Lamontain Hand an. Er teilt die Begeisterung der Reformpädagogen für den idyllischen Standort, umgeben von Kleingärten. Der Bebauungsplan stehe kurz vor dem Abschluss, so dass bald mit dem neuen Gebäude begonnen werden kann. »Ich bin selbst positiv überrascht, wie schnell die Planungsphase geht.«
Nächsten Sommer soll der Grundstein gelegt, 2021 Einzug gefeiert werden. Stadtbezirksamtsleiter Jörg Lämmerhirt erinnerte daran, dass hier vor Jahren rund 1.000 Wohnungen standen. Als Dresden nach der Wende immer mehr Einwohner verlor, war beschlossen worden, diese abzureißen. Auch für ihn beginnt mit der Pflanzaktion ein neues Kapitel. Er wünscht sich, dass die Linde viele Sommer und Winter sehen, Stürme und Trockenzeiten überstehen werde. Eines Tages werde der Baum mit seiner großen Krone Schatten spenden und ein Zufluchtsort sein. Die künftige Schule an diesem Platz solle zum Wohle der kleinen und großen Leute gedeihen und zu einem Ort des Miteinanders werden. Ziel ist, dass in der voll ausgebauten Schule 650 Mädchen und Jungen in 26 Klassen lernen. Im Rahmen eines eigenen Bildungskonzeptes können der Waldorfschulabschluss und zusätzlich alle staatlichen Regelschulabschlüsse bis zum Abitur in der 13. Klasse erworben werden.
Anhand von Bautafeln konnten sich die Gäste ein erstes Bild des ehrgeizigen Vorhabens machen. So entstehen neben der Schule auch eine Sporthalle, eine Mensa mit Küche, Werkstätten und Horträume. Der Masterplan der beauftragten artur-Architekten zeigt auch eine eigene Kindertagesstätte und ein Gebäude für Schüler-Wohngruppen. Platz für diesen »Bildungs-Komplex« ist auf jeden Fall vorhanden. Kathrin-Susann Köhler von der Geschäftsleitung dankte allen Unterstützern und Akteuren, die dazu beitragen, diese Idee vom Schulcampus umzusetzen, allen voran der Patenschule – der Freien Waldorfschule. Das Wandertheater der Compagnie Pas de Deux unterstützte die Neue Waldorfschule mit einer Benefiz-Vorstellung am 4. Mai 2019. Einer der Gründer des Theaters, Marin Del Torre, besuchte als Kind die Freie Waldorfschule in Dresden.