Nadelöhr Blaues Wunder
Veröffentlicht am Dienstag, 10. April 2018
Die Loschwitzer Brücke begeht dieses Jahr ihr 125-jähriges Bestehen. Sie ist in die Jahre gekommen und benötigt eine dringende Sanierung. Während der Bauzeit wird es noch enger auf der Brücke, weil eine Fahrspur wegfällt. Wie muss der Verkehr organisiert werden, damit das Chaos ausbleibt? Darüber diskutierte die SPD-Fraktion mit den Bürgern.
Blasewitz/Loschwitz. Stau! Verkehrschaos! Das scheint zwangsläufig auf die Bürger zuzukommen, wenn demnächst das Blaue Wunder saniert werden soll. Muss das so sein? Dieser Frage wollte die SPD-Fraktion gemeinsam mit Anwohnern auf der Informationsveranstaltung am 19. März 2018 nachgehen. Die umfassende Sanierung der fast 125 Jahre alten Brücke, verbunden mit der Sperrung einer Fahrspur, ist auf nächstes Jahr verschoben worden. So wird Zeit gewonnen, sich auf die Verkehrssituation einzustellen. Was plant die Stadt? Welche Rolle kommt dem öffentlichen Nahverkehr zu? Welche Ideen haben die Anwohner hinsichtlich künftiger Verkehrsführung? Diese Fragen boten viel Stoff zum Diskutieren. SPD-Fraktionsvorsitzender Christian Avenarius verwies darauf, dass mit der Sanierung viele Bereiche verbunden sind – vom Umweltschutz bis zur Verkehrsplanung in größerem Maßstab. Die Stadt wolle ihre Pläne erst den Stadträten vorstellen, bevor sie in die Öffentlichkeit geht, begründete Avenarius das Fehlen von Vertretern der Stadtverwaltung. Sehr ausführlich beleuchtete Andreas Hoppe, Leiter der Verkehrsplanung bei den Dresdner Verkehrsbetrieben, die Verkehrsprobleme angesichts der wachsenden Einwohnerzahl in der Landeshauptstadt.
»Jeder will mobil sein, aber keiner will Verkehr«, brachte er das Dilemma auf den Punkt. Die Sanierung des Blauen Wunders ist aus seiner Sicht »alternativlos«. Aber nicht nur die Auswirkungen auf den Verkehr in den beiden Ortsteilzentren während der Bauzeit müsse betrachtete werden sondern darüber hinaus der Straßenverkehr in der ganzen Stadt. Die DVB schlagen vor, Verkehrsströme zu verlagern. Sie wollen mehr Dresdner für den öffentlichen Nahverkehr gewinnen, wollen Straßenbahnstrecken ausbauen, neu bauen und damit attraktiver machen. So könnte z. B. der Individualverkehr am Schillerplatz entlastet werden. Mehrere Bürger unterbreiteten ihre Vorschläge: Ideen für Radwege, für Kreisverkehr statt Ampeln, für die Entflechtung der Verkehrsführung an den Knotenpunkten Schiller- und Körnerplatz. Angesprochen wurde der Bau einer Entlastungsbrücke oder eines Tunnels, damit das Blaue Wunder nicht weiter das Nadelöhr bleibt. Rund 30.000 Pkw passieren täglich die Brücke, durch den Bau der Waldschlösschenbrücke hat sich der Fahrzeugstrom nur wenig verringert. Aufgrund des großen Interesses der Bürger versprach die SPD-Fraktion eine Folgeveranstaltung zum Blauen Wunder.
Kurz vor Ostern beschäftigte sich der Bauausschuss der Stadt mit der bevorstehenden Sanierung der Brücke. Danach äußerte sich Hendrik Stalmann-Fischer, Sprecher für Stadtentwicklung, Bau und Verkehr der SPD-Fraktion: »Während der Bauphase muss die Verkehrsbelastung um 400 Autofahrten morgens gesenkt werden. Wir schlagen ein Gesamtmobilitätsprogramm vor. Dichtere Takte oder Ermäßigungen bis hin zur kostenlosen Nutzung der Busse während der Hochphase der Bauarbeiten wären eine interessante Idee. Außerdem muss der Körnerweg bis dahin fertig gestellt werden, damit es eine attraktive Radverbindung als Alternative gibt.« Aus Sicht der SPD-Stadträtin für Loschwitz, Kristin Sturm, sei es wichtig, die Anwohner rechtzeitig über Einschränkungen und Alternativen aufzuklären.