»Mein Stadtteil, mein Friedhof«
Öffentlichkeits-Kampagne macht auf reiche Friedhofskultur aufmerksam
Veröffentlicht am Mittwoch, 13. November 2019
Die Treue zum Stadtteil muss nicht zwingend mit dem Tod enden. Zudem sind Friedhöfe auch für die Lebenden ein Teil der Stadtteilkultur. Mit einer Öffentlichkeitsaktion machen Dresdner Friedhöfe derzeit darauf aufmerksam.
»Wohnen bleiben, wo das Leben spielt – mit idealer Verkehrsanbindung mitten im Grünen.« Was klingt wie eine Wohnungs-Werbung, ist Teil der Kampagne »Mein Stadtteil, mein Friedhof«. Ganz bewusst wird dabei auf den Begriff »letzte Wohnstätte« angespielt. Mit 27 City-Plakaten und Postkarten macht das Netzwerk Dresdner Friedhofsverwalter derzeit in lockerer Form auf das Thema Begräbnis und Bestattungskultur aufmerksam. Denn hier ist vieles im Wandel. Von der klassischen Familiengrabstelle mit Gedenkstein über Bestattung im Friedwald oder auf einer anonymen Urnengrabanlage gibt es heute sehr viel mehr Möglichkeiten. So individuell wie das Leben, so vielfältig ist auch die letzte Ruhestätte.
Im Gespräch mit Angehörigen hat Ellen Hönl, Leiterin des St.-Pauli-Friedhofs und des Inneren Neustädter Friedhofs, erfahren, nach welchen Kriterien Grabstellen ausgewählt werden: Die einen suchen einen sonnigen, die anderen einen schattigen oder ruhigen Platz, anderen ist ein grünes Umfeld wichtig oder die gute Erreichbarkeit. Das brachte das Netzwerk Dresdner Friedhofsverwalter auf die Idee, seine Werbekampagne an Wohnanzeigen anzulehnen. So sind Sprüche zu lesen, die nicht vordergründig an das Sterben denken lassen: »Eine gute Adresse in direkter Nachbarschaft: denkmalgeschützt auf eigenem Gartengrundstück.« »Auch nach dem letzten Umzug immer gut erreichbar – individueller Wohnraum in ruhiger Nachbarschaft.« Allen Motiven gleich ist der Verweis auf »Mein Stadtteil, mein Friedhof«. »Oft kennen die Angehörigen den örtlichen Friedhof und seine Angebote nicht und entscheiden sich ohne Notwendigkeit für ein anonymes und schlecht erreichbares Grab«, erklärt Lara Schink, Friedhofsverwalterin beim Verband der Annenfriedhöfe Dresden, den Hintergrund. Dresden hat eine sehr reiche Friedhofslandschaft: Von den mehr als 50 Friedhöfen werden 44 von evangelischen Kirchgemeinden und Verbänden verwaltet.