Mehr geschafft, als erwartet
Veröffentlicht am Donnerstag, 27. Februar 2020
Teil II des zum Jahresauftakt mit Stadtbezirksamtsleiter Andrè Barth geführten Interviews. Es gibt keinen Beschluss zugunsten einer autofreiem Zone.
Stadtbezirksamtsleiter André Barth im Gespräch mit der »Neustadt Zeitung«. Teil II des Interviews zum Jahresauftakt. Teil I des Interviews finden Sie hier.
Gehen die Arbeiten am Ersatzneubau für das Berufliche Schulzentrum Prof. Dr. Zeigner voran?
Die Arbeiten am Ersatzneubau liegen momentan im Zeitplan: Allerdings ist der anfängliche Bauverzug nicht mehr aufzuholen. Die Übergabe des Neubaus und der integrierten Zweifeld-Sporthalle verschiebt sich deshalb auf Februar 2021. Ursprünglich war die Inbetriebnahme beider Häuser für August 2020 geplant. Danach beginnen die Arbeiten am Bestandsgebäude, die voraussichtlich bis August 2022 abgeschlossen werden.
Wird die Turnhalle der 30. Oberschule termingerecht fertig?
Nach der Bauunterbrechung bewegen sich die Arbeiten mittlerweile im Zeitplan und die Nutzungsnahme ist bereits absehbar. Die Übergabe ist im Mai dieses Jahres geplant. Und weil wir gerade bei Schulen sind – ein paar Worte zur 151. Oberschule an der Königsbrücker Straße, Ecke Stauffenbergallee. Baubeginn war pünktlich im Oktober 2019. Das Baufeld ist freigemacht, der Neubau soll voraussichtlich im August 2022 fertig sein. Interessant ist vielleicht zu wissen, dass die 151. Oberschule zum kommenden Schuljahr 2020/21 an der 30. Grundschule vorgegründet wird.
Das Parkraumkonzept in der Äußeren Neustadt ist deutlich ausgeweitet worden. Wie sehen die nächsten Schritte aus?
Das kann man relativ kurz und bündig beantworten! Erstens wird der jetzt angeordnete Bewohnerparkbereich um Holzhofgasse und Diakonissenweg auf seine Wirksamkeit hin überprüft. Mit anderen Worten: Ist das, was sich die Planer überlegt haben, auch umsetzbar, funktioniert das? Als Prüfungszeitraum sind sechs bis zwölf Monate ins Auge gefasst. Sollte sich herausstellen, dass irgendetwas nicht funktioniert, kann nachgesteuert werden, dann wird auch nachgesteuert.
Zweitens soll geprüft werden, ob und in welcher Weise es sinnvoll ist, in Parkraumkapazitäten beispielsweise an der Königsbrücker Straße, aber auch in der Louisenstraße einzugreifen. D. h. es wird geprüft, ob die Bewohnerparkbereiche 9 bzw. 13 in Richtung Dr.-Friedrich-Wolf-Straße bzw. Richtung Bischofsweg, Tannenstraße zu erweitern sind. Ob das aber noch im laufenden Jahr erfolgt, ist zumindest noch fraglich.
Es gibt die Idee, die Louisenstraße zur autofreien Zone zu machen. Lassen sich solche Pläne mit den Interessen von Handel und Gewerbe vereinbaren oder anders gefragt: Ist die Neustadt dabei, sich zu isolieren?
Wir müssen uns zunächst einmal auf die Fakten konzentrieren. Der Stadtbezirksbeirat hat sich bereits auf seiner Sitzung im Dezember 2018 mit dieser Fragestellung beschäftigt und der Stadtrat hat im Dezember 2019 einen Beschluss dazu gefasst. Der Stadtrat ist den Empfehlungen des Stadtbezirksbeirates im Wesentlichen gefolgt. Dieser Beschluss ist kein Beschluss zugunsten einer autofreien Zone. Er beinhaltet vor allem Prüfaufträge an die Verwaltung für die Planung. Zur Debatte steht dabei, wie der Fuß- und Radverkehr zu verbessern ist und wie Platz für Geschäftsauslagen und Freisitze geschaffen werden kann. Außerdem geht es darum, den Lieferverkehr und private Zufahrten zu sichern, mehr Kurzzeitparken zu ermöglichen, eventuell eine Tempo-20-Zone einzurichten und einen Quartierbus anzubieten. Ich betone: Es handelt sich um Prüfaufträge. Jetzt sind die Planer am Zug. Es wird sich zeigen, dass es hier eine Vielzahl konkurrierender Ansprüche gibt, die in ihrer Gesamtheit innerhalb des vorhandenen Verkehrsraums nicht zu realisieren sind. Die Öffentlichkeit, Anwohner und Gewerbetreibende der Louisenstraße werden an diesem Prozess beteiligt. Ein erstes kurzfristig umzusetzendes Ziel besteht darin, die Louisenstraße aufzuwerten. Über geeignete Maßnahmen wird derzeit im zuständigen Fachbereich Bau und Verkehr diskutiert.
Zuletzt der Komplex Ordnung und Sicherheit. Wie schätzen Sie die Lage aktuell ein?
Das registrierte Straftatenaufkommen für den Stadtbezirk Neustadt ist auch weiterhin leicht rückläufig. Aber wir haben eine heterogene Entwicklung einzelner Delikte. Schwerpunkt sind Rohheitsdelikte, die sich auf Vorjahresniveau bewegen, Schwerpunkt sind Eigentumsdelikte, wo ein leichter Rückgang zu verzeichnen ist und weiterhin Rauschgiftdelikte, die ebenfalls leicht rückläufig sind. Die Betäubungsmittelkriminalität macht uns dahingehend Sorgen, weil wir teils eine offene Anbieterszene haben, vor allem im Bereich Alaunstraße und Albertplatz. Die Äußere Neustadt ist Einsatzschwerpunkt für Polizei und Ordnungsamt. Allein 2019 führte die Polizei 16 Einsätze zur Kriminalitätsbekämpfung mit erneut 4.800 Einsatzstunden durch. Wir werden diese Präsenz auch 2020 aufrechterhalten. Die polizeiliche Kriminalstatistik für 2019 wird im Frühjahr vorliegen und wird im Stadtbezirksbeirat vorgestellt.
Ein wenig Sorge macht mir die »soziale Ecke«, je nachdem wie man sie nennen will – Assi-Eck, Bermudadreieck, schiefe Ecke – ich sage mal »soziale Ecke«, weil dort die Stimmung teilweise aggressiv wird und erstmals auch Beschwerden von Gewerbetreibenden und Anwohnern bei uns eingegangen sind. Wir werden uns in nächster Zeit intensiv mit den Akteuren, Anwohnern, Gewerbetreibenden, Ordnungsamt und Polizei beraten. Eine erste Veranstaltung hat es Anfang des Jahres gegeben.
Wir bedanken uns für das Gespräch. Es fragte Steffen Möller.