Mausoleum im Krähenwald
Ein Kleinod der Lockwitzer Geschichte
Veröffentlicht am Mittwoch, 14. April 2021
Vor 150 Jahren entstand auf dem Krähenhügel ein Mausoleum für den Freiherrn von Kap-herr. Eine Informationsstele gibt Auskunft über die Erbbegräbnisstätte.
Von der Straße Am Viertelacker hinter dem Toyota-Autohaus führt ein langgezogener Weg über den Autobahnzubringer hinauf auf die Anhöhe des Krähenwaldes. Von dort aus hat man nicht nur eine herrliche Sicht über die Stadt und Umgebung, sondern steht gleichzeitig vor einem Kleinod der Lockwitzer Geschichte, dem Mausoleum der Freiherren v. Kap-herr. Seit Januar dieses Jahr informiert eine moderne Stele über die Geschichte des Mausoleums und gibt anhand von Fotos einen Einblick in das Innere. Die Stele förderte der Stadtbezirksbeirat Prohlis mit 1.241,31 Euro. „Mir war es wichtig, dass sich die Stele in Material, Form und Layout an den Stelen des Archaeopfades orientiert. Damit möchte ich eine Verbindung zu Prohlis herstellen“, erzählt Moritz Freiherr von Crailsheim, Besitzer des Krähenwaldes und des Mausoleums. Zuvor hatte er eine selbst gebaute kleine Informationstafel aufgestellt, die aber regelmäßig erneuert werden musste, wenn Schrift und Bilder verblichen waren. Mit der Geschichte seiner Vorfahren und dem einstigen Prohliser und Lockwitzer Besitz beschäftigt sich Moritz v. Crailsheim seit Anfang der 1990er Jahre. Sein Ur-Ur-Großonkel Karl Johann Freiherr v. Kap-herr, damaliger Besitzer des Rittergutes Schloss Lockwitz, ließ das Mausoleum 1871/72 auf dem Krähenhügel als Erbbegräbnisstätte für seine Familie erbauen. Seinem Ur-Urgroßvater gehörte das Rittergut Schloss Prohlis mit dem Prohliser Wäldchen. „Je tiefer ich in meine Familiengeschichte eintauche, desto mehr hat es mich fasziniert, in welcher Weise die Kap-herrs in Dresden gewirkt haben“, erzählt er. „Dadurch habe ich auch Verwandte aus der Lockwitzer Linie kennengelernt, aber auch viele Personen, die mich unter anderem sehr unterstützten, das Prohliser Wäldchen wieder in Familienbesitz zu überführen.“ Seit März 2003 ist das 1952 enteignete Prohliser Wäldchen wieder in einem ansehnlichen Zustand und steht den Prohlisern und seinen Gästen für Spaziergänge zur Verfügung. Den 1945 enteigneten Krähenwald mit dem Mausoleum konnte Moritz v. Crailsheim 2005 zurückkaufen. Bis 2008 sicherte er das geplünderte Mausoleum baulich mit privaten Mitteln und beseitigte die Spuren des Vandalismus. „So hat das Mausoleum der Freiherren v. Kap-herr seine Würde als ehemalige Erbbegräbnisstätte zurückerhalten“, so Moritz v. Crailsheim. „Es soll als ein Stück Lockwitzer Geschichte und Tradition bewahrt werden.“ Das 7 mal 9,40 Meter große Sandsteingebäude im Neorenaissancestil der Semper-Nicolai-Schule ist in nordöstliche Richtung nach St. Petersburg ausgerichtet, wohin die Familiengeschichte ebenfalls reicht. 14 der 48 Schiebegräber wurden ab 1873 genutzt. Zusätzlich entstanden direkt neben dem Mausoleum drei Außengräber. Das letzte Begräbnis fand dort 1948 statt. Besichtigungen der Gruft können telefonisch unter 0351 8033040 vereinbart werden. Dank einer kooperativen Zusammenarbeit mit dem Verein Luga e. V. lädt seit einigen Jahren eine Bank direkt vor dem Mausoleum zum Verweilen ein.