Lust auf Musiktheater?
Im Gespräch mit Theaterpädagoge Christian Schmidt (Teil 2)
Veröffentlicht am Freitag, 15. April 2016
Die Theaterpädagogik der Staatsoperette Dresden bietet Kindern und Jugendlichen beispielsweise im Musiktheaterclub (MTC) einen lebendigen, hautnahen Einblick in die Welt des Musiktheaters mit theatralen Mitteln. Das engagierte Theaterspiel von Schülern für Schüler wird auch von Musik-, Deutsch- und Ethiklehrern als sinnvolle und sinnliche Bereicherung ihres Unterrichts genutzt. Im letzten Jahr hat sich der Musiktheaterclub mit der Berufswahl beschäftigt. Das Stück hieß Zukunftstraum vs. Realität. Eine Odyssee.
Die Theaterpädagogik der Staatsoperette Dresden bietet Kindern und Jugendlichen beispielsweise im Musiktheaterclub (MTC) einen lebendigen, hautnahen Einblick in die Welt des Musiktheaters mit theatralen Mitteln. Das engagierte Theaterspiel von Schülern für Schüler wird auch von Musik-, Deutsch- und Ethiklehrern als sinnvolle und sinnliche Bereicherung ihres Unterrichts genutzt.
In welchem Zusammenhang steht dabei das Forum Junges Theater?
Wir sind Mitglied im Forum Junges Theater, das die Aktivitäten der deutschen Theater im Bereich der Kinder- und Jugendarbeit widerspiegelt. Es bietet der breiten Öffentlichkeit einen bundesweiten Überblick über theaterpädagogische Arbeit, Stücke, Jugendclubs und Projekte. Dies verdeutlicht, welchen Beitrag das Theater tagtäglich zur ästhetischen Bildung unserer Gesellschaft leistet. Die Arbeit reicht dabei weit über die reine Darbietung darstellender Kunst hinaus. Für die Kinder- und Jugendarbeit sind wir Theaterpädagogen die Spezialisten, die zwischen dem Medium »Theater« und jungen Menschen vermitteln.
Auf welche Weise erhalten die Lehrer Anregungen für ihren Unterricht?
Lehrer können sich bei uns viele Anregungen holen. Neben der Arbeit mit dem Musiktheaterclub gibt es das Projekt Premierenklasse, bei dem Schüler den gesamten Prozess einer Musiktheaterproduktion miterleben können. Es gibt die Möglichkeit bei (Orchester)-Proben dabei zu sein oder Musiker kommen sogar in die Schulen und spielen live für ihre junge Zuhörerschaft. Außerdem dürfen Schüler in der Staatsoperette im Rahmen einer Schülerwerkstatt selbst einmal auf der Bühne stehen.
Woran lässt sich der Erfolg theaterpädagogischer Arbeit eigentlich messen?
Ästhetische Bildung lässt sich schwer quantifizieren, aber man kann die Wirkung sehr gut beschreiben: Der Erfolg besteht zunächst darin, dass junge Leute in die Welt der Kunst und des Theaters eintauchen. Die Kunst wird zum »Lebensmittel«, um künstlerische Medien kennenzulernen und eigene Ausdrucksmöglichkeiten bewusst zu entdecken. Dies eröffnet vielen Jugendlichen einen erweiterten Sinn in ihrem Leben. Viele beschreiben, dass sie diese Art der Auseinandersetzung mit sich und der Gesellschaft vermisst und gesucht haben. Durch die Auftritte in verschiedenen Institutionen und Schulen, die über das ganze Stadtgebiet und das Umland von Dresden verteilt sind, erreichen wir darüber hinaus viele Jugendliche und zeigen ihnen, dass es diese Möglichkeiten gibt.
Welche eigenen MTC-Inszenierungen gab es bisher?
Im letzten Jahr hat sich der Musiktheaterclub mit der Berufswahl beschäftigt. Das Stück hieß »Zukunftstraum vs. Realität. Eine Odyssee.« Im vorletzten Jahr lautete das Thema »ABGESTEMPELT. Von Fastfood-Wahrheiten und Schubladendenken«. Für die Inszenierungen hatten die MJC-Mitglieder die Unterstützung aller Sparten des Musiktheaters vom Schauspieler über Dramaturgen, Regisseure bis hin zu den Werkstätten. Diese Chance wird von ihnen intensiv genutzt und betrifft natürlich auch die aktuelle Produktion des Musiktheater-Jugendclubs: »Die Schule ist kein Käfig voller Narren« – das ist eine Theater-Musik-Tanz-Performance.
Was können Sie über die aktuelle Produktion verraten?
Der Ausgangspunkt war die Idee, dass junge Menschen einmal die Rolle des Lehrers und Erwachsene (noch) einmal die Rolle der Schüler einnehmen. Sicher kann man sich vorstellen, dass sich daraus eine sehr intensive Auseinandersetzung mit der Schule als Institution entwickelt hat. Die umfängliche Probenarbeit lässt sich wie folgt beschreiben: Formal arbeiten wir an Übergängen zwischen Schauspiel und Musik. Wir suchen nach Übergängen zwischen Alltagsritualen und Rhythmus, schauspielerischem Ausdruck und Tanz, Sprache und Gesang. Wir studieren und zerlegen alltägliche Rituale, verdichten und rhythmisieren diese, und versuchen so letztlich zu musikalischen Formen zu gelangen. Derartige Textfundstücke werden zum Anlass für »musikalisches« Komponieren. Ebenso werden Texte aus der Literatur auf verschiedene Interpretationsmöglichkeiten ausgelotet. Bei allem zählt die Lust am Sich-ausprobieren und Experimentieren in der Gemeinschaft. Derartige theaterpädagogische Prozesse bleiben spannend für alle Beteiligten von Beginn an bis zur Premiere. Ab dem 13. Mai kann man den Musiktheaterclub einladen, sein aktuelles Stück kostenlos an Schulen und anderen Institutionen zu spielen.
Wann ist die nächste Premiere?
Ende 2016 sollen die Bühnen im neuen Kulturstandort Kraftwerk Mitte öffnen, der künftigen Spielstätte der Staatsoperette Dresden. Wir freuen uns jetzt schon, dass dort auch die nächste MTC-Premiere sein wird. Neue Kooperationen sind bereits geplant, so zum Beispiel mit dem Theater Junge Generation (TJG). Denn wir Theaterpädagogen arbeiten im neuen Haus buchstäblich Tür an Tür. Wer gern bei uns mitspielen und auftreten will, kann sich schon jetzt für die nächste Spielzeit anmelden.
(Es fragte Marion Neumann.)
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Kontakt & weitere Infos
Staatsoperette Dresden
Christian Schmidt und Zoe Nora Goerges, Theaterpädagogen
Telefon: 0351 2079982
theaterpaedagogik@staatsoperette-dresden.de