Kultmarke »Elaskon« landet im Museum
Veröffentlicht am Freitag, 27. März 2020
»Wundermittel« Elaskon schmierte einst eine ganze Republik. Jetzt ist das Konservierungsmittel im Museum.
Günther Gedecke steckt voller Geschichten. Da ist die Rede vom »Betrieb der sozialistischen Arbeit«. Er erzählt von der Konsumgüterproduktion in der DDR, zu der jeder Betrieb verpflichtet war und ist damit schon beim Thema.
Günther Gedecke ist der Erfinder des im Arbeiter- und Bauernstaat allgegenwärtigen Konservierungsmittels Elaskon. Auch den Namen hat er selbst kreiert. Der ehemalige Betriebsleiter reduzierte »elastisch« und »konservierend« auf einige Anfangsbuchstaben und das »Wundermittel« gegen Rost war geboren.
»Die Technologie der Hohlraumkonservierung wollte beherrscht sein«, erinnert sich der rüstige alte Herr, der die 90 schon lange hinter sich gelassen hat und geistig topfit ist.
Hochoffiziell hieß das Korrosionsschutzmittel »K60 ML« und sollte Wartburg und Skoda durch Unterbodenschutz und Hohlraumkonservierung fit für die Ewigkeit machen. Die Fahrzeuge mussten lange halten. Der Nachschub war knapp und streng reglementiert. Etwa eine Million Flaschen „K60 ML“ wurden vor der Wende abgefüllt und gingen dann für drei Mark über den Ladentisch.
Momentan erlebt Elaskon in seiner Eigenschaft als Konservierungsmittel ein kleines Revival. Das Geld der Leute sitzt nicht mehr so locker. Werterhaltung und Nachhaltigkeit sind wieder mehr in den Fokus der Wegwerfgesellschaft alter Prägung gerückt.
Das Konservierungsmittel ist ursprünglich als Schmierstoff für Drahtseile entwickelt worden und wird nach wie vor hergestellt. Die Rezeptur ist derweil ständig weiterentwickelt worden. Nachfrage gibt es im gesamten Bundesgebiet und auch im Ausland. So existiert weltweit kaum eine Seilbahn, die ohne die Drahtseilschmierstoffe von Elaskon betrieben wird.
Das als Firma Richter & Co. ursprünglich in Pirna gegründete Unternehmen ist heute in Dresden-Reick ansässig.
Als historisches Exponat hat Elaskon nun den Sprung ins Museum geschafft. Die »Welt der DDR« im Simmelhochhaus gibt der Kultmarke aus dem Osten eine neue Heimat. Dass »sein« Elaskon in der „Welt der DDR“ nun einen festen Platz bekommt, freut den Erfinder. Er nimmt es als Wertschätzung seines Lebenswerkes.