Künstlerin und Leiterin der Kreativen Werkstatt Karin Heyne sagt »tschüss«
Veröffentlicht am Donnerstag, 23. Februar 2017
Die langjährige Leiterin der Kreativen Werkstatt verabschiedet sich in den (Un-)ruhestand. Kornelia Thümmel übernimmt.
Wie übergibt man am besten einen »Staffelstab«? Darüber hat sich Karin Heyne, künstlerische Leiterin der Kreativen Werkstatt in Pieschen, lange Gedanken gemacht. Vor allem darüber, wie dieser aussehen könnte. Ein sehr außergewöhnliches Exemplar wechselte dann am 21. Januar den Besitzer. Karin Heyne übergab ihrer Nachfolgerin Kornelia Thümmel das Modell eines Kuhfußes. Und lieferte auch gleich eine kleine Geschichte dazu. Einst wollte sie von einer Grundschule für einen Zeichenkurs ein menschliches Skelett erwerben, erhielt aber nur einen Kuhfuß-Knochen. Diese »Klaue« sorgte nun zur »Amtsübergabe« für Schmunzeln. Aber für Bildhauerin Kornelia Thümmel sind Kühe keine Unbekannten, denn auf einer Alm hat sie bereits Kühe gehütet und gemolken.
Aber das war eher eine Randnotiz. Im Mittelpunkt stand das Engagement von Karin Heyne für ihr »Baby« – die Kreative Werkstatt. Kulturbürgermeisterin Annekatrin Klepsch würdigte die 65-Jährige als Künstlerin, die nicht ihre Kunst in den Vordergrund gestellt, sondern der weiblichen Kunst Raum gegeben hat. Was im März 1991 mit einem ersten Kurs im Frauenzentrum begann, erhielt mit der Gründung des Vereins 1994 und der folgenden Sanierung des ehemaligen Galvanohofs an der Bürgerstraße 50 eine feste Basis für weibliche Kunst und Kreativität. Künstlerinnen stellen hier ihre Werke aus, geben Kurse und die Freude am Schöpferischen weiter. Erinnert wurde an den schwierigen Anfang, als die stark verschmutzte Schlosserei in Eigenregie in brauchbare Arbeitsräume verwandelt wurde, an die über 80 Ausstellungen in der Galerie, an eine Reise nach Griechenland, an das Beantragen von Fördergeldern, an Feste und Jubiläen. Ob das Fliesenprojekt, das im Durchgang zum Galvanohof zu besichtigen ist, das »Tellerprojekt«, an dem sich 144 Künstlerinnen beteiligten, oder die Kurse für Kinder und Jugendliche – das alles sorgte an dem Abend für reichlich Gesprächsstoff. »Wir haben Potemkinsche Dörfer entwickelt und Leuchttürme geschaffen. Karin, du hast Visionen entwickelt, Anträge gestellt, gerungen um Fördermittel – immer warst du die treibende Kraft«, hob Arite Kanarski vom Vorstand des Vereins Kreative Werkstatt hervor.
Viele Gäste waren zur Verabschiedung von Karin Heyne in den »Unruhestand« gekommen. Sängerin Monika Steinbrenner hatte ihr sogar ein eigenes Lied gewidmet. Aber so richtig nach Abschied sah es nicht aus, auch wenn die Leiterin a. D. selbst am Abend sagte: »Tschüss, das war’s«. Als frisch ernanntes Ehrenmitglied wird sie der Kreativen Werkstatt treu bleiben. Ihr Geschenk – das »lebenslange Nutzungsrecht« der Siebdruckwerkstatt wird sie weiter in den Galvanohof locken. Denn nun hat Karin Heyne, die kreative Macherin – wie sie Ortsamtsleiter Christian Wintrich hochachtungsvoll bezeichnet – wieder mehr Zeit für die eigene künstlerische Arbeit. Malen, Zeichnen, Siebdruck, Keramik – sie probiert gern Verschiedenes aus. Ihrer Nachfolgerin wünscht sie viel Erfolg und dass sie auf eine stabile institutionelle Förderung bauen kann. Derzeit geben das Amt für Kultur und Denkmalschutz und das Büro der Gleichstellungsbeauftragten finanzielle Unterstützung.
Kornelia Thümmel will nun mit ihrer eigenen Handschrift das Begonnene weiterführen. Für sie wurde die Kreative Werkstatt schon vor Jahren zu einem wichtigen Anlaufpunkt, hier stellte sie ihre Werke aus und gab Unterricht im Fach Holzbildhauerei. Das wird sie auch als Leiterin tun. Und wenn in Zukunft ihr Blick auf den »Kuhfuß« fällt, wird sie sicher mit einem Lächeln an die »Staffelstabübergabe« denken.