Konstruktives Miteinander für 2016
Im Gespräch mit Ortsamtsleiterin Sylvia Günther
Veröffentlicht am Mittwoch, 27. Januar 2016
Im Rückblick auf das Jahr 2015 sticht ein Thema besonders hervor: der Zuzug von Asylsuchenden. Im Ortsamtsbereich Blasewitz leben derzeit 140 Flüchtlinge in Wohnungen. Vorbereitet werden jetzt große Gemeinschaftsunterkünfte. Der geplante Standort an der Altenberger Straße ist im Ortsbeirat im Dezember mit zehn Ja- und zehn Nein-Stimmen abgelehnt worden, auch der Stadtrat hat die Entscheidung vertagt.
Wie geht es jetzt weiter?
Der Standort an der Altenberger Straße 83 ist vom Ortsbeirat nicht generell abgelehnt worden, aber die große Anzahl von rund 500 Flüchtlingen auf engem Raum in Containern und ohne genügend Aufenthaltsräume fand keine Zustimmung. Der Standort bleibt weiter aktuell, hier soll zunächst das Erdgeschoss der ehemaligen Schule für 48 sowie ein Container für 30 Flüchtlinge zu Wohnzwecken vorbereitet werden. Aktuell bleibt der Standort Neudobritzer Weg als Gemeinschaftsunterkunft, weitere Unterkünfte werden in allen Stadtteilen geprüft. Sobald ein Standort geeignet ist und Einigkeit zwischen Eigentümer und Stadt hergestellt ist, wird die Öffentlichkeit darüber in Kenntnis gesetzt.
Wie werden die Bürger aus dem jeweiligen Umfeld einbezogen?
Seit 2015 informiere ich regelmäßig in jeder Ortsbeiratssitzung, die jedem Anwohner offensteht, über die aktuellen Entwicklungen. Auch zum Standort Altenberger Straße gab es eine ausführliche Information. Wenn der Zeitpunkt der Belegung klar ist, wird es eine Veranstaltung für die Bürger geben. Der Stadtrat hat festgelegt, an Standorten, an denen mehr als 65 Schutzsuchende untergebracht werden, im Vorfeld mit den angrenzenden Schulen, Kindertagesstätten, der Polizei und der Stadtverwaltung spezielle Sicherheitskonzepte zu entwickeln. Die Ergebnisse werden öffentlich vorgestellt. Bisher kümmern sich in unserem Einzugsgebiet neben Einzelpersonen die Volkssolidarität und Kirchgemeinden aktiv um Flüchtlinge, wenn es u. a. um Beratung, Betreuung oder Deutschkurse geht. Auch Bundesfreiwillige können zur Betreuung von Flüchtlingen eingesetzt werden. Wenn es gewünscht wird, werden wir auch einen runden Tisch zum Thema Asyl in Blasewitz ins Leben rufen.
In diesem Jahr beginnt der Neubau des Schulkomplexes am Standort des einstigen Straßenbahnhofs an der Wehlener Straße. Wie sieht der Zeitablauf aus?
Seit Oktober 2015 sind die Dresdner Verkehrsbetriebe mit dem Abriss des Straßenbahnhofs beschäftigt, der im März 2016 beendet sein soll. Damit wird auch Platz geschaffen für die künftige neue Gleisschleife für die Straßenbahn. Historische Bauteile werden für die spätere Wiederverwendung gesichert. Das eingeschossige Fahrdienstleitergebäude an der Wehlener Straße bleibt erhalten. Derzeit läuft das Baugenehmigungsverfahren, erste Aufträge wurden ausgeschrieben. Im April 2016 soll der Bau beginnen. Anfang 2018 sollen das neue Gymnasium und das Gebäude für die 32. Oberschule fertig sein. Die Kosten betragen derzeit 64,5 Millionen Euro. Im Umfeld des Schulneubaus werden ab August umfangreiche Straßenverkehrsarbeiten stattfinden.
Die Schüler der 32. Oberschule müssen aber schon vor 2018 das Schulgebäude wechseln?
Ja, denn die Sieben-Schwaben-Grund- und Oberschule an der Hofmannstraße platzt jetzt schon aus allen Nähten. Entsprechend der Schulnetzplanung wird die 32. Grundschule am jetzigen Standort bleiben und vierzügig ausgebaut. Die 32. Oberschule zieht ab Schuljahr 2016/17 übergangsweise an den Standort Berthelsdorfer Weg und nach Fertigstellung des neuen Komplexes, frühestens im Februar 2018, an die Wehlener Straße.
Welche weiteren Verbesserungen im Bereich Schulen sind geplant?
Derzeit ist eine neue Sporthalle in der Liebstädter Straße für die 107. Oberschule und 108. Grundschule im Bau. Planungen laufen für die neue Sporthalle der 96. Grundschule. Grundstücksfragen konnten geklärt werden, aber die Finanzierung des Baus ist noch offen. An der 63. Grundschule, Wägnerstraße, werden derzeit Brandschutzanlagen saniert.
Mit dem Bau-Boom ist die Sorge der Bürger um die Qualität der Neubauten verbunden. Für die Erhaltung des bauhistorischen Erbes von Blasewitz und Striesen will sich nun der Verein »Kulturerbe Blasewitz« einsetzen.
Die Vorstellungen des Vereins und die der Stadt liegen dicht beieinander. Im November stellte die Stadtverwaltung ein Positionspapier im Ortsbeirat vor zum Erhalt der Villen in Blasewitz und Striesen, der Bauausschuss hat es gebilligt. Jetzt sollen Maßnahmen erarbeitet werden, wie der Gebietscharakter erhalten werden kann und wie historische Villen besser geschützt werden können. Wenn sich der Verein aktiv bei der Gestaltung der Ortsteile einbringt, bei Missständen konstruktive Lösungen vorschlägt, dann ist die beabsichtigte und gewollte Bürgerbeteiligung ein Stückchen weiter. Mir ist außerdem wichtig, dass größere Bauvorhaben im Ortsbeirat vorgestellt werden.
Brach liegt noch immer das Grundstück an der Karasstraße/Naumannstraße. Gibt es inzwischen ein konkretes Bauprojekt?
Seit Monaten interessieren sich verschiedene Projektentwickler für diese Fläche. Ziel eines Investors ist es, barrierefreie, altersgerechte Wohnungen zu bauen. Auf dem Grundstück stehen eine Villa und Nebengebäude, die als Einzelkulturdenkmale ausgewiesen sind. Inwiefern ein Verkauf der Brachflächen erfolgte und das Projekt weiter geführt werden soll, ist uns nicht bekannt.
Was wünschen Sie sich 2016 für einen schöneren, lebenswerten Ortsamtsbereich?
Es gibt viele Wünsche wie bessere Fußwege und Straßen oder mehr Spielplätze, die aber Sache des jeweiligen Fachamtes sind. Ich würde mich freuen, wenn sich noch mehr Bürger für ihren Stadtteil engagieren, sei es durch die Gründung eines Vereins oder durch einzelne Aktionen. Initiativen, die unseren Stadtteil beleben und liebenswerter machen, werden wir nach unseren Möglichkeiten unterstützen. Ich habe z. B. erfahren, dass das Hotel Andreas verschiedene Überraschungen plant, u. a. Nachtwächterrundgänge oder einen Blasewitzer Martinsumzug – tolle Ideen! Ich hoffe weiterhin auf die konstruktive Zusammenarbeit mit den Bürgern und Fachämtern, um gemeinsam eine Lösung für Probleme zu finden.
Ich denke da an den Streit um die Gaslaternen an der Altenberger Straße. Hier gibt es eine große Diskrepanz zwischen dem Bedürfnis nach viel Licht, den Vorschriften und dem Erhalt des historischen Gebietscharakters. Wir haben alle die Hoffnung, dass die fortschreitende Entwicklung der Leuchtmittel eine für alle akzeptable Lösung bringt.
Für die »Blasewitzer Zeitung« fragte Christine Pohl.