Kehraus und »Letzter Vorhang«
Staatsoperette Dresden verabschiedet sich mit erlesenen Vorstellungen von Leuben
Veröffentlicht am Mittwoch, 17. August 2016
Nach der Sommerpause heißt es für die Staatsoperette Dresden endgültig Abschied nehmen vom Musentempel am Rande der Stadt in Leuben. Im September und Oktober öffnet sie für einige erlesene Vorstellungen – vom Filmabend über Matinee bis zu Lesungen. Mitte Oktober kann noch einmal ein Blick hinter die Kulissen geworfen werden, Ende Oktober heißt es »Letzter Vorhang Zukunft«. Der Neustart im Kulturkraftwerk Mitte steht an.
Leuben. Nach der Sommerpause heißt es für die Operette endgültig Abschied nehmen vom Musentempel am Rande der Stadt. Im September und Oktober öffnet sie für einige erlesene Vorstellungen – vom Filmabend über Matinee bis zu Lesungen. Mitte Oktober kann noch einmal ein Blick hinter die Kulissen geworfen werden, Ende Oktober heißt es »Letzter Vorhang Zukunft«.
Filmabende mit Orchester
Ein ungewöhnlicher Filmabend erwartet die Gäste, wenn erstmals die Stummfilme »Die lustige Witwe« und »Die Abenteuer des Prinzen Achmed« präsentiert werden – live begleitet vom Orchester der Staatsoperette Dresden.
Mit der »lustigen Witwe« schließt sich der Kreis: Denn als das Haus 1947 als Apollo-Theater eröffnete, war Franz Lehárs berühmtes Stück die erste Operette auf der neuen Bühne. Zum Abschied vor dem Umzug ins Kraftwerk Mitte kehrt sie nun noch einmal in die Leubener Spielstätte zurück. Bereits im April 2016 feierte die Operette Premiere, ab dem 3. September folgt der gleichnamige Stummfilm, den der Regisseur Erich von Stroheim 1925 gedreht hatte. Er erzählt die frei erfundene Vorgeschichte der Protagonisten der Operette. Während der Klassiker in Schwarz-Weiß über die Leinwand flimmert, umrahmt das Orchester der Staatsoperette das Geschehen musikalisch. Als Dirigent ist der Schweizer Christof Escher am Pult zu erleben. Er kennt diesen Witwen-Stummfilm schon viele Jahre. »Die damalige musikalische Begleitung orientierte sich stark an Lehárs Operette«, erzählt er. Das sei nicht immer passend gewesen. »Inhaltlich«, so Christof Escher, »besteht ein großer Unterschied zwischen Bühnenstück und Film.« Irgendwann entdeckte er die Begleitung der niederländischen Komponistin Maud Nelissen, die dafür Motive aus der Operette geschickt aufgriff und mit populären Tanzrhythmen der 1920er-Jahre verband. Bisher existierte nur die Partitur für ein kleines Instrumentalensemble. Nun schrieb Maud Nelissen die Musik für ein großes Orchester. Das alles wird in Leuben erstmals zu hören sein.
Christof Escher hat längst sein Herz an den Stummfilm verloren: »Es liegt so viel Witz in diesem Film, der sich auch ganz ohne gesprochene Dialoge entwickelt.« Gerade auch für Zuschauer, die sonst nicht so oft ins Theater gehen, ist das eine faszinierende Sache, versprochen!
Abendfüllender Trickfilm
Eine Zauberwelt, geschaffen von 1923 bis 1926 aus Fotokarton und Butterbrotpapier, fasziniert noch heute. Die deutsche Scherenschnittkünstlerin Lotte Reiniger schrieb Filmgeschichte mit dem ersten abendfüllenden Trickfilm »Die Abenteuer des Prinzen Achmed“. Mit einer Einzelbildkamera setzte sie Bild für Bild zu einem Scherenschnitt-Trickfilm zusammen. Von den 250.000 aufgenommenen Bildern wurden schließlich 100.000 am Ende verwendet.
Unter der Leitung von Christian Garbosnik umrahmt das Orchester des Hauses ab 8. Oktober die Vorführung musikalisch. Die symphonische Filmmusik von Wolfgang Zeller lässt das Publikum in orientalische Welten eintauchen. Erzählt wird die abenteuerliche Geschichte von Achmed, dem Sohn des Kalifen von Bagdad, der sich auf einem fliegenden Pferd auf der geheimnisvolle Insel Wak-Wak in die schöne Pari Banu verliebt.
Buchpremiere
Am 18. September 2016, 11 Uhr, präsentiert Autor Andreas Schwarze in einer musikalischen Matinee sein Buch »Metropole des Vergnügens – Musikalisches Volkstheater in Dresden von 1844 bis heute«. Der Regisseur, Dramaturg und Kurator des digitalen Archivs der Staatsoperette legt ein umfassendes Buch über die privaten und städtischen Volkstheater Dresdens vor. Er schildert ihre faszinierende Entwicklung seit der Mitte des 19. Jahrhunderts und die persönlichen Schicksale der Menschen vor, auf und hinter der Bühne.
Großes Abschiednehmen
Großes Abschiednehmen heißt es ab Mitte Oktober von Leuben: Letztmalig zum Kehraus am 15. Oktober ist Gelegenheit, hinter die Kulissen zu schauen und vielleicht das eine oder andere Erinnerungsstück zu erwerben. Mit der Abschiedsshow »Letzter Vorhang Zukunft« am 30. und 31. Oktober schließt die Leubener Spielstätte endgültig. Mit einem lachenden und einem weinenden Auge sagt das Ensemble seinem alten Haus »Adieu!« und erinnert an 70 Jahre Theaterleben im ehemaligen Feenpalast.
■ Fotos: Dietrich
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Termine
- Stummfilm »Die lustige Witwe«:
3./10. September, 19.30 Uhr 4./11. September, 15 Uhr; - »Die Abenteuer des Prinzen Achmed«:
8./15. Oktober, 18 Uhr / 9./16. Oktober, 15 Uhr