Advokat, Dichter, Intendant
Zum 200. Todestag von Julius Mosen am 10. Oktober 2017
Veröffentlicht am Donnerstag, 24. August 2017
In Striesen gibt es eine Mosenstraße. Wer war Julius Mosen, nach dem die Straße benannt wurde?
Vor einigen Jahren beschäftigten sich Schülerinnen und Schüler einer 7. Klasse des Bertolt-Brecht-Gymnasiums mit dem Leben und Schaffen des deutschen Dichters Julius Mosen. Dabei befragten sie auch Passanten der Mosenstraße in Striesen, ob sie den Dichter kennen. Immerhin, über ein Drittel (36 Prozent) hatte schon von Julius Mosen gehört, und das Andreas-Hofer-Lied »In Mantua zu Banden der treue Hofer war« kannten mehr als die Hälfte (54 Prozent) der Befragten, darunter besonders die über 50-Jährigen. Julius Mosen lebte von 1835 bis 1844 in Dresden, hatte aber weder in der Mosenstraße noch irgendwo in Striesen eine Wohnung. Zu seinem 100. Geburtstag am 8. Juli 1803 wurde diese Straße nach ihm benannt. Er selbst hat im Dresdner Zentrum gewohnt, in Straßen um den heutigen Kulturpalast: Schössergasse, Webergasse, Pirnaische Gasse und Rosmaringasse.
Julius Mosen wurde im vogtländischen Marieney als Sohn eines Kantors und Schulmeisters geboren und studierte nach dem Besuch eines Plauener Gymnasiums in Leipzig Jura. Nach einigen Berufsjahren in Markneukirchen und Kohren eröffnete er 1835 in Dresden eine Kanzlei. Zu diesem Zeitpunkt war er schon ein in ganz Deutschland bekannter Dichter mit seinen Dramen, Novellen und Romanen. Seine Gedichte zum Freiheitskampf der Polen gegen die zaristische Unterdrückung wurden auf Flugblättern verbreitet und vertont.
In der sächsischen Residenz beschäftigte er sich neben der Tätigkeit als Advokat vor allem mit seinen dichterischen Ambitionen. Einige seiner Werke entstanden hier, die aber später in Vergessenheit gerieten. Damals wurden drei seiner Dramen in Dresden mit gutem Erfolg uraufgeführt. In seinen Werken widmete er sich in unterschiedlicher Weise immer wieder dem Thema der Überwindung der deutschen Kleinstaaterei.
In Dresden knüpfte er viele Freundschaften mit damals bekannten und auch heute noch berühmten Persönlichkeiten. Zu ihnen gehörte der Maler und Gelehrte Karl Bähr (Urenkel des Kirchenbaumeisters George Bähr). Diese jungen Leute bildeten eine Art Club, nannten sich »Die Benedictiner«. Sie trafen sich regelmäßig in Kaffeehäusern der Stadt. Sie gerieten wegen ihrer Ideen und ihres Tuns sogar unter Beobachtung der sächsischen Polizei. Diesem »Club« setzte Julius Mosen mit seiner Novelle »Im Moose« ein Denkmal.
Julius Mosen erfuhr Anerkennung und Respekt. Ludwig Uhland und Hoffmann von Fallersleben, Emanuel Geibel, Karl Immermann und andere besuchten Julius Mosen in seinem Strehlener Sommerhaus. Für seine Verdienste um das deutsche Theater erhielt Mosen 1841 von der Universität Jena die Ehrendoktorwürde. In diesem Jahr, mit 38 Jahren, heiratete er. Seine Frau Minna gebar zwei Söhne, Erich und Reinhard.
1844 erhielt Mosen vom Oldenburger Landesfürsten die Chance, als Intendant am dortigen Hoftheater zu arbeiten. In Dresden hatte die Anwaltspraxis seine dichterische Arbeit zunehmend belastet. Misserfolge stellten sich ein, dazu kam die Bevorzugung der Oper gegenüber dem Drama am Dresdner Hoftheater. Die mangelnde Aufmerksamkeit des Dresdner Publikums gegenüber seiner dramatischen Werke verletzten ihn wohl sehr.
In Norddeutschland setzte bald eine zunehmende und nicht heilbare Lähmung ein, die ihn auf ein andauerndes Krankenlager zwang. Zu seinem 50. Geburtstag wurde er mit einer Gesamtausgabe seiner Werke in acht Bänden geehrt. Am 10. Oktober 1867 erlöste ihn der Tod von seiner »Matratzengruft«.