Schmunzelsteine werden Teil einer Skulptur

Corona-Geschichten

Veröffentlicht am Mittwoch, 7. Oktober 2020

Während des Lockdowns entdeckten viele ihre kreative Seite und bemalten Steine. Die »Steinschlange« vom Waldpark will Holzbildhauermeister Johann Kral zu einer Skulptur verarbeiten.

Johann Kral hat die Qual der Wahl: Welcher Stein passt zu seinem Kunstwerk? Foto: Trache

Johann Kral hat die Qual der Wahl: Welcher Stein passt zu seinem Kunstwerk?

Foto: Trache

Zweimal sechs Stunden verbrachte der Holzbild­hau­er­meister Johann Kral in seiner Werkstatt im Dresdner Norden und sortierte die Schmun­zel­steine aus dem Waldpark Blasewitz. »Das waren sehr emotionale Stunden, in denen ich beim Betrachten und Säubern der Steine einen kleinen Einblick in die Gefühlswelt der Menschen bekommen habe, die in der Coronazeit diese Schmun­zel­steine bemalten oder beschrieben und in einer am Ende etwa 400 Meter langen Schlange auf die Wege im Blase­witzer Waldpark legten«, erzählt der 30-Jährige. Er in dieser Gegend oft unterwegs und konnte dabei das Wachsen der Schlange in der Coronazeit beobachten. »Durch Bilder oder auch Worte kamen die Themen Hoffnung, Liebe, Angst, aber auch Tod zum Ausdruck.« Diese Themen sollen sich auch in der Skulptur wider­spiegeln, die er mit einem Teil der Steine entwi­ckeln möchte. Als die Stadt Dresden Grünpfle­ge­ar­beiten für den 1. Juli 2020 ankün­digte und die Besitzer der Steine bat, diese an sich zu nehmen, da sie sonst beräumt und entsorgt werden, kam Johann Kral spontan die Idee, diese Steine einzu­sammeln und in Form einer Skulptur neu zu präsen­tieren. Auf einem kleinen Plakat erläu­terte er sein Anliegen. Welche mediale Beachtung sein kleines Plakat haben würde, daran hat er nicht im Traum gedacht. Von den rund 4.000 Steinen wählte er etwa die Hälfte für sein Kunstwerk aus. Es soll im Stadt­museum Dresden an zentraler Stelle gezeigt werden. Wie es genau aussehen wird, daran arbeitet der Holzbild­hau­er­meister noch. Fest steht bisher, dass Lindenholz eine tragende Rolle spielen und die Skulptur vier Meter hoch sein wird. Für Januar 2021 ist die Vernissage geplant.

»Mir ist es wichtig, dass diese Skulptur für alle Besucher kostenlos zugängig ist«, so Johann Kral. Das Stadt­museum unter­stützt ihn finan­ziell bei diesem Vorhaben. Inzwi­schen stellt der Künstler fest, dass dieses spontan entstandene Projekt viel Zeit in Anspruch nimmt und er auf weitere Sponsoren angewiesen sein wird. Wer ihn unter­stützen möchte, kann sich gerne unter post@kralunikate.de melden. Die Namen der Sponsoren werden auf einem Schild im Zuge der Vernissage vor dem Kunstwerk angebracht.

Claudia Trache

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