Interkulturelle Waldorfschule gegründet
Veröffentlicht am Montag, 9. November 2020
In Strehlen startet dieses Jahr eine neu gegründete Schule mit einer ersten Klasse. Leitfaden ist die Waldorfpädagogik.
Strehlen. Fröhlicher Gesang klingt aus dem Klassenzimmer der ersten Klasse der Interkulturellen Waldorfschule an der Christuskirche. Seit Beginn dieses Schuljahres lernen 15 Schülerinnen und Schüler, angeleitet von einem Klassenlehrer, einer Assistenzlehrerin sowie vier Fachlehrkräften in der neu gegründeten Schule in einem Containerbau. Den Verein der Interkulturellen Waldorfschule Dresden e. V., Träger der Schule, haben 2016 Waldorfschullehrer bzw. Menschen, die der Waldorfpädagogik nahestehen, gegründet – als Reaktion auf die Pegida-Bewegung, wie Antje Cremer, Vorstandsmitglied und DAZ-Lehrerin (Deutsch als Zweitsprache), sagt.
Schule als Brücke der Kulturen
»Um Migrantenfamilien willkommen zu heißen und bei der Integration in die Gesellschaft zu unterstützen, kann Schule einen guten Beitrag leisten, speziell auch die Waldorfpädagogik, wo die Vermittlung handwerklicher und künstlerischer Fertigkeiten eine große Rolle spielt, was trotz sprachlicher Barriere sehr gut möglich ist«, so Antje Cremer. Als Schule in freier Trägerschaft müssen die Eltern der Kinder Schulgeld entrichten, das entsprechend des Einkommens der Eltern gestaffelt ist. Gute Kontakte pflegt der Verein unter anderem zum Kindergarten des Ausländerrates »Kleiner Globus«. Die jetzige erste Klasse ist bereits recht interkulturell. Kinder aus deutschen Familien, zum Teil mit sorbischem Hintergrund, lernen gemeinsam mit Kindern aus Tunesien, Syrien, Tschetschenien und Pakistan. Neben dem Lesen, Schreiben und Rechnen beschäftigen sich die Kinder spielerisch mit Englisch. Die Kinder, die in der deutschen Sprache noch nicht sicher sind, erhalten gesonderten DAZ-Unterricht. Im Handarbeitsfach lernen sie nicht nur stricken, sondern können basteln, filzen und schnitzen. Ab Januar wird jedes Kind Flötespielen lernen. Jedes Kind soll auch seine eigene Muttersprache anwenden. In Projektwochen werden sich alle Kinder nach und nach mit jeder der vorhandenen Sprachen beschäftigen. Im Fach Eurythmie, eine Besonderheit der Waldorfpädagogik, stehen zunächst Bewegungs- und Koordinationsübungen im Vordergrund. Die Schule hat auch einen kleinen Kräutergarten, in dem sich die Kinder in der Hortzeit einmal pro Woche unter Anleitung mit dem Thema »Garten« beschäftigen. Ein weiterer Bestandteil des Schulkonzepts ist die Bewegung. Einige Koordinations-, Beweglichkeits- und Kräftigungsübungen werden im Sinne eines bewegten Unterrichts in allen Fächern mit einbezogen. Dank der Nähe zum Großen Garten haben die Kinder regelmäßig die Möglichkeit, sich in einem größeren Bewegungsradius auszutoben.
Suche nach größerem Standort
Das Gelände des aktuellen Standorts ist für eine reguläre Schule, die bis zur 12. Klasse führen soll, zu klein. Der Mietvertrag ist bis Mitte 2023 begrenzt. Bis dahin muss der Verein einen neuen, endgültigen Standort gefunden haben. »Wir möchten uns zu einer Stadtteilschule entwickeln und uns dort ansiedeln, wo auch schon verschiedene Nationen leben«, erläutert Antje Cremer. Johannstadt war ursprünglich der favorisierte Standort, aber auch Strehlen, Reick oder Friedrichstadt kann sich der Verein gut vorstellen.