Integration in der Schule
Individuelle Sprachförderung durch DaZ-Klassen
Veröffentlicht am Dienstag, 19. April 2016
Seit 2002 ist die 46. Oberschule an der Leubnitzer Straße eine sogenannte »DaZ-Schule« (DaZ = Deutsch als Zweitsprache) mit derzeit drei DaZ-Klassen. Auf ein friedliches Miteinander achtet Schulleiter Jens Hünecke mit seinem Lehrerteam ganz besonders und das mit Erfolg.
Südvorstadt. Es geht recht international zu an der 46. Oberschule an der Leubnitzer Straße. »Es gab Zeiten, da hatten wir 47 Nationen bei uns. Alle Schüler lernen friedlich miteinander«, so Schulleiter Jens Hünecke. Auf ein friedliches Miteinander achtet er mit seinem Lehrerteam ganz besonders und mit Erfolg. Mehr als die Hälfte seiner Schüler haben einen Migrationshintergrund. Seit 2002 ist diese Schule eine sogenannte DaZ-Schule (DaZ = Deutsch als Zweitsprache) mit derzeit drei DaZ-Klassen. Drei Lehrerinnen unterrichten Deutsch als Zweitsprache.
Von Anfang an dabei ist Ines Jokubeit. In ihren DaZ-Klassen sitzen 10- bis 18-Jährige mit sehr unterschiedlichen Grundkenntnissen. In den ersten sechs bis acht Wochen haben die Schüler etwa fünf Stunden pro Tag nur DaZ-Unterricht, ehe sie in der entsprechenden Klassenstufe teilintegriert werden, zunächst in den Fächern Sport, Englisch und Mathematik. Es ist angestrebt, dass jeder DaZ-Schüler nach ein bis anderthalb Jahren fit für die deutsche Klasse ist. Während einige Schüler zunächst das lateinische Alphabet lernen müssen, gibt es auch Schüler, die doppelte Analphabeten sind. Sie kennen weder das lateinische Alphabet noch haben sie überhaupt jemals eine Schule besucht. Andere wiederum waren kriegsbedingt lange in keiner Schule mehr. Ines Jokubeit bemüht sich gemeinsam mit dem gesamten Lehrerteam um eine individuelle Förderung ihrer Schützlinge. »Die Kinder müssen überdurchschnittlich motiviert sein, um es zu schaffen«, so ein O-Ton aus dem Lehrerzimmer. Einigen fällt das Lernen leicht, andere bräuchten die Unterstützung einer Förderschule. Doch die meisten erlangen den Hauptschul- oder auch den Realschulabschluss. Kürzlich haben wieder zwei Mädchen den Sprung an ein Gymnasium geschafft. Während auch nach der kompletten Integration in die deutschen Klassen Fächer wie Physik, Biologie oder Geografie weiterhin Probleme darstellen können, sind die DaZ-Schüler in Fremdsprachen oft sehr fit. An der 46. Oberschule wird Französisch als Zweitsprache angeboten. Alle zwei Jahre findet eine Fahrt nach Frankreich statt. Ende April ist es wieder so weit. Französischlehrerin Andrea Naumann fährt mit 23 Schülern, darunter drei DaZ-Schülern, nach Paris. Die 46. Oberschule ist in ganz Mitteldeutschland die einzige Oberschule, die als sogenannte DELF-Schule zertifiziert ist, das heißt, die Schüler können ein europäisches Sprachzertifikat in Französisch ablegen. Ende Mai werden neben Schülern aus dem gesamten Regionalbereich auch vier Schüler dieser Schule die Prüfung in Angriff nehmen, darunter ebenfalls eine DaZ-Schülerin der 10. Klasse. In diesem Schuljahr startete gemeinsam mit der Sächsischen Bildungsgesellschaft für Umweltschutz- und Chemieberufe ein ESF-gefördertes Hauptschulprojekt. Die Acht- und Neuntklässler sammeln einmal pro Woche Erfahrungen in den Bereichen Hauswirtschaft, Floristik und Farbgebung. Ein DaZ-Schüler hat sich so gut entwickelt, dass er für diesen Sommer eine Praktikumsstelle bekommt und anschließend einen Ausbildungsplatz. Voraussichtlich ab Februar 2017 lernen die Schüler der 46. Oberschule am neuen Standort Andreas-Schubert-Straße, der zurzeit für rund 9,3 Millionen Euro saniert wird.