In den Gärten von Hellerau

Dresdner Gartenspaziergänge 2013 eröffnet

Veröffentlicht am Sonntag, 16. Juni 2013

Wolfgang Gröger vom Verein Bürgerschaft Hellerau schwärmt von seinem Stadtteil und meint damit speziell die Umsetzung der Idee von der Gartenstadt. Der Stadtteil ist der Beginn der diesjährigen Gartenspaziergänge, die bereits zum 13. Mal vom Amt für Stadtgrün der Landeshauptstadt gemeinsam mit dem Sächsischen Verband des Landschaftsarchitekten veranstaltet werden

Landschaftsarchitektin Christine May lebte selbst viele Jahre in Hellerau und kennt die Gartenstadt in all ihren Facetten. Foto: Naumann

Landschaftsarchitektin Christine May lebte selbst viele Jahre in Hellerau und kennt die Gartenstadt in all ihren Facetten.

Foto: Naumann

Hellerau – das ist etwas ganz Beson­deres, schwärmt Wolfgang Gröger vom Verein Bürger­schaft Hellerau und meint damit die Umsetzung der Idee von der Garten­stadt. Die hatte der Möbel­fa­brikant Karl Schmidt vom Engländer Ebenezer Howard übernommen und 1909 an der nördlichen Peripherie von Dresden am Heller auf den Fluren von Rähnitz und Klotzsche die Garten­stadt­siedlung Hellerau zusammen mit dem Neubau seiner »Dresdner Werkstätten für Handwerks­kunst« gegründet. Die Einheit von Wohnen und Arbeit, Kultur und Bildung, in einem von der Lebens­reform geprägten Organismus, ist der gebaute Anspruch der Garten­stadt Hellerau.

Der von Schmidt beauf­tragte Architekt Richard Riemer­schmid plante den Bau der Werkstätten und dazu eine Wohnsiedlung mit Kleinst­wohn­häusern für die Arbeiter, geräu­migen Landhäusern, Markt, Geschäften, Wasch- und Badehaus, Praxen, Ledigen­wohnheim, Schule und Schüler­wohnheim.

Neben Riemer­schmid gehörten Heinrich Tessenow, Hermann Muthesius und Kurt Frick, aber auch Theodor Fischer zu den renom­mierten Archi­tekten, von denen in Hellerau ganze Straßenzüge oder zumindest Häuser­reihen reali­siert wurden.

Reform­be­geis­terte aus ganz Europa kamen, um Zeuge der real prakti­zierten Lebens­reform zu werden. Einige besuchten Hellerau nur für kurze Zeit, andere blieben.

Emile Jaques-Dalcroze, ein Komponist und Musik­päd­agoge aus der Schweiz, der mit Auffüh­rungen seiner selbst entwi­ckelten »Rhyth­mi­schen Gymnastik« in Deutschland Menschen zu begeistern suchte, kam auf Einladung von Schmidt nach Hellerau. Seine Villa mit einem pracht­vollen Park ist heute noch zu sehen.

Denn Hellerau, das ist eben auch die Einheit von Bau- und Landschafts­ar­chi­tektur.

Und so war der Stadtteil der ideale Ort für den Beginn der diesjäh­rigen Garten­spa­zier­gänge, die bereits zum 13. Mal vom Amt für Stadtgrün der Landes­haupt­stadt gemeinsam mit dem Sächsi­schen Verband des Landschafts­ar­chi­tekten veran­staltet werden. Trotz des schlechten Wetters, es war kurz vor Beginn des Dauer­regens, der zum Hochwasser führte, folgten viele Inter­es­sierte der Einladung und ließen sich am 29.  Mai 2013 von Gröger, der Landschafts­ar­chi­tektin Christine May und der Archi­tek­tur­his­to­ri­kerin Birgit von Rüdiger durch die Straßen und über die Plätze mit ihren Grünan­lagen, Parks und Hausgärten führen. Christine May, die selbst viele Jahre in Hellerau gewohnt hatte und zahlreiche Gärten nach den histo­ri­schen Vorlagen neu gestaltete, konnte den Teilnehmern sehr viel Detail­wissen vermitteln. Die Garten­spa­zier­gänge werden noch bis September fortge­setzt.

Jürgen Naumann

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