Handeln für eine gerechtere Welt
Wie sich ein gemeinnütziger Verein für mehr Fairness im Welthandel engagiert
Veröffentlicht am Mittwoch, 9. Dezember 2020
Das Quilombo in Löbtau setzt vor Ort auf die Unterstützung eines fairen, globalen Handels. Dabei wird auch umfangreiche Bildungsarbeit für Kinder und Jugendliche geleistet. Gerade in der Adventszeit ist es wichtig, das ausbeuterische Elend in vielen Teilen der Welt nicht zu vergessen.
Duft- und Farbenvielfalt begegnen den Besucherinnen und Besuchern im Quilombo-Weltladen an der Schilling-/Ecke Reisewitzer Straße. In der Mitte des Raumes hängt eine Weltkarte. »Unsere 41 Quadratmeter sind auch ein Kommunikations- und Ausstellungsort sowie ein gegenseitiger Lernort«, so Koordinatorin Carola Hänel. Sie begann einen Monat nach der Gründung von Quilombo »Eine Welt« Verein und Laden am 2. Oktober 1990 mit ihrem zunächst ehrenamtlichen Engagement. »Zu dieser Zeit war ich auch ehrenamtlich bei den Vorbereitungen für das Albert-Schweitzer-Kinderdorf tätig, wobei ich den Hinweis zur Gründung des Quilombo erhielt«, erzählt die in Nossen ausgebildete Pädagogin. »Schnell bemerkte ich, dass ich mich mit den ethischen Themen, die in unserer Art Verein eine große Rolle spielen, bereits seit 1978 befasse, als ich oft durch die DDR und Osteuropa trampte. Dabei kam ich durch zahlreiche Gespräche mit Christinnen und Christen in Kontakt mit kritischen Gruppen.« Zwar atheistisch aufgewachsen, schätzt sie den ökumenischen Ansatz des Fairhandels. Im Sommer 1992 bereitete sie sich sechs Wochen in Tansania auf ihre pädagogische Tätigkeit im Verein vor und machte bis heute prägende Erfahrungen mit Dasein in Einfachheit und Armut.
Seitdem lässt sie kaum in ihrem Bestreben nach, sich und anderen Denkanstöße für kritischen Konsum und gerechteren Welthandel zu geben. »Die Besucherinnen und Besucher unseres Lädchens können bei uns ca. 70 Ländern auf drei Kontinenten begegnen und Achtung vor anderen Lebensweisen vertiefen«, so die Löbtauerin. Häufig entwickeln sich interessante weltpolitische und alternativwirtschaftliche Gespräche mit den Besucherinnen und Besuchern. Bis 2015 lud der Verein zu öffentlichen Abendveranstaltungen ein. Inzwischen konzentrieren sie sich auf geschlossene Gruppenveranstaltungen in den eigenen Räumen, von Vorschulkindern bis zu Erwachsenen. Sonntags bietet sie in den Räumen des Quilombo Geburtstagsfeiern an, wobei sie nicht nur Traditionelles verkosten, sondern sich über die Herkunft und Herstellung einzelner Projekte und Produkte austauschen. Nachdem der Verein die ersten 15 Jahre seinen Standort an der Pennricher Straße 19 hatte, ist er seit 2005 in einer selbst ausgebauten ehemaligen Fleischerei zu Hause. 23 Jahre lang engagierten sich Ehrenamtliche in einer Außenstelle auf der anderen Elbseite, was eine Seltenheit ist bei den rund 2.700 Weltläden Europas, den rund 850 in Deutschland und rund 30 in Sachsen. Zurzeit unterstützen ca. 130 Fördermitglieder und rund zehn Ehrenamtliche regelmäßig den Verein, u. a. um Sozialstundenleistende zu betreuen. »Wer solch Tun unterstützen möchte, könnte uns bei Buchhaltungs-, Reinigungs- und Außendienst-Aufgaben unter die Arme greifen und dabei ganz ohne Kerosin über den Erdball unterwegs sein«, so Carola Hänel. »Unser Dank gilt besonders den Einwohnerinnen und Einwohnern im Stadtbezirk Cotta, die es den Prophetinnen und Propheten im ‚eigenen Land‘ nicht allzu schwer machen.«