Grabstätten auf den Kaditzer Friedhöfen
Begräbnisanlage für französische Soldaten
Veröffentlicht am Samstag, 19. November 2016
Gedenkstätte für verstorbene französische Kriegsgefangene aus dem Deutsch-Französischen Krieg von 1870/71 befindet sich in Dresden-Kaditz.
»Die Ereignisse des Deutsch-Französischen Krieges 1870/71 berührten Dresden zwar nicht direkt, aber bereits nach den Siegen der deutschen Armeen im August und der ersten Septemberhälfte des Jahres 1870 ergab sich die Notwendigkeit, plötzlich Zehntausende gefangen genommene französische Soldaten im Hinterland unterbringen zu müssen. So wurde auch die Haupt- und Residenzstadt Dresden zum Endpunkt solcher Transporte. Der erste traf am 16. September 1870 ein. Den Ankommenden dienten zunächst die damals noch östlich der Hauptstraße stehenden Kasernen der Dresdner Garnison als Unterkunft. Nachfolgende Transporte mit Tausenden Gefangenen wurden in dem […] leicht zu überwachenden Elbbogen zwischen Kaditz und Übigau auf der Flur des letztgenannten Dorfes in einem Barackenlager untergebracht.« (Gedenkstein auf Franzosenfriedhof, Bernd Hünlich, DIE UNION, November 1983).
Die völlig unzureichenden hygienischen Bedingungen im Übigauer Barackenlager sowie der strenge Winter 1870/71 und nicht zuletzt das Elbehochwasser in der zweiten Februarhälfte 1871 forderten den Tod von insgesamt 116 französischen Kriegsgefangenen. Auf dem 1862 angelegten Kaditzer Friedhof an der Serkowitzer Straße wurden sie beigesetzt. Seitdem wird dieser Friedhof von den Einheimischen auch »Franzosenfriedhof« genannt.
Der 1872 durch eine französische Stiftung errichtete und 1999 auf Initiative des ehrenamtlichen Denkmalpflegers Dr. Manfred Dreßler (1931–2013) rekonstruierte Gedenkstein trägt in französischer Sprache eine Inschrift. Ins Deutsche übersetzt lautet sie: Zum Gedächtnis der 1870/71 verstorbenen französischen Soldaten. Errichtet von ihren Landsleuten. R.I.P. (Requiescat in pace – Ruhe in Frieden). Seit dem Jahre 2000 ist die Begräbnisstätte der französischen Soldaten als „Militärische Gedenkstätte“ ausgewiesen.
»Auch angesichts der Millionen Toten in den beiden Weltkriegen des letzten Jahrhunderts«, so der Dresdner Kunstforscher Bernd Hünlich (1943–1992) in seinem oben angeführten Beitrag aus dem Jahre 1983, »sollte uns die Sprache des Gedenksteins nicht unberührt lassen.« Eine Mahnung, die heute aktueller denn je ist!
Anmerkung: Auf dem St. Pauli-Friedhof hatten ebenfalls französische Soldaten ihre letzte Ruhestatt gefunden. Sie alle, 427 an der Zahl, waren vom 30. September 1870 bis zum 10. Juli 1871 in den drei Dresdner Reservelazaretten und im Garnisonslazarett verstorben.