Geschichte unter dem Parkplatz
Veröffentlicht am Mittwoch, 22. Juli 2020
Unter dem Parkplatz am Ferdinandplatz schlummerten über sieben Jahrzehnte die Ruinenreste der Bombennächte des Februar 1945. Archäologische Ausgrabungen, veranlasst durch Tiefbauarbeiten für das neue Verwaltungszentrum der Stadt, legen die dort befindlichen historischen Grundmauern des alten Dresdens derzeit für die wissenschaftliche Forschung frei.
Die Tiefbauarbeiten und die archäologischen Grabungen auf dem Ferdinandplatz wurden nach einer mehrwöchigen Pause im Juni fortgesetzt. Noch bis voraussichtlich Dezember 2020 untersucht das Landesamt für Archäologie die ehemals als Parkplatz genutzte, rund ein Hektar große Fläche am Ferdinandplatz. Die archäologischen Grabungen wurden notwendig, weil auf dem Areal ein neues Verwaltungszentrum entstehen soll. Die Funde werden dokumentiert und Artefakte in das Landesamt für Archäologie nach Klotzsche gebracht und für eine spätere wissenschaftliche Forschung erschlossen. Eine Schautafel informiert am Standort über die Grabungen.
Das derzeit zu erforschende Areal befand sich ursprünglich außerhalb des historischen Stadtkerns. Der heutige Dr.-Külz-Ring und die Waisenhausstraße entspricht ungefähr dem Verlauf der alten Stadtbefestigung mit Grabenanlage. Mit Beginn des 18. Jahrhunderts erfolgte eine durchgängige Bebauung mit weiterer Verdichtung im 19. Jahrhundert mit Hinterhofbebauung. Mit der Bombardierung Dresdens im Februar 1945 wurden alle Gebäude zerstört. Das Grabungsareal liegt westlich des in der Mitte des 19. Jahrhunderts verfüllten »Jüdenteiches«. Forscher vermuten in der Nähe dieses Teiches einen jüdischen Friedhof.
Weitere Tiefbauarbeiten
Die Tiefbauarbeiten am Ferdinandplatz finden in einem Gebiet statt, in welchem Kampfmittel aus dem Zweiten Weltkrieg gefunden werden könnten. Im Zuge der allgemeinen Corona-Lage waren Schacht- und Tiefbauarbeiten zeitweise ausgesetzt, um bei einem möglichen Bombenfund die Lage durch die Evakuierung vieler Menschen nicht noch zu verschärfen. Die allgemeinen Hygieneregeln gelten auch bei Evakuierungen.
Bis zum Jahr 2025 soll das Neue Verwaltungszentrum entstehen. Die Aushubarbeiten werden von einer visuellen Kampfmittelbeobachtung begleitet. Das bedeutet, es steht jemand neben der Baggerschaufel und beobachtet den Bauaushub.