Die große Welt des kleinen »weltchens«
Veröffentlicht am Mittwoch, 18. April 2018
In Dresden gibt es immer mehr Gemeinschaftsgärten. Zu ihnen zählt das »weltchen« in Mickten. Hobbygärtner feierten am 7. April 2018 Saisonstart.
Dresden wird immer grüner. Ein Gartennetzwerk nimmt die Stadt in Besitz. Überall tun sich Leute zusammen, die etwas bewegen wollen. Stadtentwicklung von unten ist ein Stichwort, von kreativer Resilienz ist die Rede und davon, sich selbst in der Gemeinschaft verwirklichen zu wollen. Tatsächlich gewinnt die Bewegung immer mehr Anhänger. Über 20 Gemeinschaftsgärten gibt es derzeit in Dresden. Zu ihnen zählt das »weltchen« an der Homiliusstraße, Ecke Zelenkastraße in Mickten. Rund 2.000 Quadratmeter baumbestandene Fläche, ein Bauwagen, natürlich Beete und ein Gewächshaus, das ungebetene Besucher irgendwann demoliert haben. Deshalb gibt es jetzt einen Zaun, der aber nicht trennen sondern einfach nur zeigen soll: Hier treffen sich Menschen, die gemeinsam etwas bewegen wollen. Dazu ist jeder ausdrücklich eingeladen. Deshalb überrascht es überhaupt nicht, dass der Zaun in quietschbunten Farben gehalten ist.
Gestartet sind die Gärtnerinnen und Gärtner des »weltchens« vor drei Jahren. Tobias Funke, Vikar in der Laurentiuskirchgemeinde, war das verwilderte Grundstück aufgefallen. Da müsste man doch etwas machen, sagte er sich, und schon war die Idee des Gemeinschaftsgartens in der Welt. Dass sich die Fläche im Besitz der Laurentiuskirchgemeinde befand, machte die Dinge einfacher.
Aus dem »Wäldchen« ist im Laufe der Zeit das »weltchens« geworden, erzählt Julia Herrgesell, die hier alle nur Jule rufen. Was wie ein Paradigmenwechsel aussieht, ist auch einer. Grund für die Änderung des Namens sei schlicht und einfach gewesen, dass zunehmend Flüchtlinge ans Gartentor klopften und einfach mittun wollten.
»Um eine Wurzel auszugraben, muss man sich nicht über Sprache verständigen«, sagt Jule, die vor zwei Jahren auf das Projekt aufmerksam wurde und hier eine Aufgabe gefunden hat, die sie voll fordert. »Wir sind Idealisten, die etwas vorantreiben, das Leute verbindet.«
Das Miteinander scheint bestens zu funktionieren. Von der benachbarten Gartensparte gibt es Wasser, aus dem Gemeindehaus Strom. Auch untereinander sind die Gemeinschaftsgärtner gut vernetzt, helfen sich, wo es geht. Die Felsenbirne im »weltchen« zum Beispiel stammt aus dem Aprikosengarten in der Leisniger Straße.
Jeden Mittwoch findet der offene Gartentreff statt. Kita-Kinder und Schüler sind jederzeit gern gesehen. Natürlich auch die ältere Generation, zum Beispiel Seniorinnen und Senioren, die ihre Gärten aufgeben mussten. Erfahrungen weitergeben, Geschichten erzählen oder Marmeladenrezepte tauschen – für Langeweile dürfte kein Platz sein. Demnächst soll ein Mutter-Kind-Treff entstehen und eine Yogawiese angelegt werden. Es gibt immer was zu tun im »weltchen«.