Gedenkstätte Münchner Platz öffnet neue Dauerausstellung

»Verurteilt. Inhaftiert. Hingerichtet« – Schicksale auf Augenhöhe

Veröffentlicht am Mittwoch, 30. Januar 2013

Unter dem Titel »Verurteilt. Inhaftiert. Hingerichtet« thematisiert die neue Ausstellung die politische Justiz während der NS-Zeit, in der Sowjetischen Besatzungszone und der DDR. Die Dauerausstellung wird seit Dezember 2012 in der Gedenkstätte Münchner Platz präsentiert.

Südvor­stadt. Die Gedenk­stätte Münchner Platz präsen­tiert seit Dezember 2012 eine völlig neue Dauer­aus­stellung. Nach 16 Jahren, in denen wegen Platz- und Geldmangel »nur« kleine Wechsel­aus­stel­lungen gezeigt wurden, hat das Museum jetzt wieder eine eigene Schau – sowie großzügige neue Räume und einen Eingang am Münchner Platz noch dazu. Unter dem Titel »Verur­teilt. Inhaf­tiert. Hinge­richtet« thema­ti­siert die Ausstellung die politische Justiz während der NS-Zeit, in der Sowje­ti­schen Besat­zungszone und der DDR.

»Mit der Ausstellung kann die Geschichte des Justiz­miss­brauchs in Dresden erstmals umfassend erzählt werden«, freut sich Gedenk­stät­ten­lei­terin Birgit Sack. Zwischen 1907 und 1956 wurde der Gebäu­de­komplex am Münchner Platz als Gericht, U‑Haft-Anstalt und Hinrich­tungs­stätte genutzt. Insgesamt verloren dort etwa 1.300 Personen ihr Leben, zwei Drittel davon Tschechen und Polen. Zu den Häftlingen im heutigen Hülsse-Bau der TU gehörten unter anderem die Malerin Eva Schulze-Knabe und der Erfinder von Spejbl und Hurvinek, Puppen­spieler Josef Skupa.

Museums­chefin Sack war es wichtig, dass die Geschichte des Ortes emotional erlebbar wird. Große Porträts der Opfer ragen in den Raum und erinnern den Betrachter in Augenhöhe an die Schicksale. An den Wänden sind in einer Art grauer Kartei­kästen die Namen aller Toten aufge­listet. Anhand der verschie­denen dicken Stapel werden die Opfer­zahlen greifbar. Die Museums­be­sucher können zudem Abschieds­briefe lesen und Zeitzeu­gen­be­richte hören.

Der Dresdner Heinz Reinkober, geboren 1931, ist einer der ehema­ligen Häftlinge. Zu drei Jahren Zuchthaus und zwei Jahren Ehrverlust wurde er 1950 verur­teilt – »von Menschen aufge­bürdet, die selber keine Ehre im Leibe hatten«, wie er heute sagt. Der junge Mann hatte gemeinsam mit Freunden Flugblätter verteilt, in denen sie die begin­nende Milita­ri­sierung in der DDR kriti­sierten und auf den Wider­spruch hinwiesen, dass die »ruhmreiche Sowjet­armee« entgegen offizi­eller Angaben noch viele deutsche Kriegs­ge­fangene hatte – darunter Reinkobers Vater. Das betrachtete die DDR-Justiz als Hetze, dabei wollten die Jungen nur Missstände aufzeigen. »Wir wollten Frieden und hatten gehofft, nach dem verhee­rendsten aller Kriege ohne Lüge etwas Neues aufzu­bauen«, so Reinkober.

Steffen Dietrich

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Kontakt & weitere Infos

Gedenkstätte Münchner Platz
Münchner Platz 3, 01187 Dresden
www.stsg.de/cms/dresden

Öffnungszeiten

Montag bis Freitag 10–16 Uhr
Samstag und Sonntag 10–18 Uhr

Führungen

jeden Samstag und Sonntag um 14 Uhr öffentliche Führungen

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