Gedenkorte für starke Frauen
Tafel für Frauenrechtlerin und Politikerin Marie Stritt
Veröffentlicht am Donnerstag, 6. April 2017
Gesellschaftlich und beruflich engagierte Frauen gab es in vielen Epochen. Einige von ihnen erhalten eine besondere Würdigung: Sie werden mit einer Gedenktafel geehrt, die einen »Frauenort« in Sachsen kennzeichnet.
Striesen. »Jedes Leben hinterlässt Spuren, die sich tief eingraben in die Seele derer, die bereit sind, die Spuren zu sehen und sie lesen zu lernen.« Dieser Satz eines unbekannten Autors ist auf einer Gedenktafel an der Marie-Stritt-Straße zu lesen. Sie wurde am Dienstag, 14. März 2017, von Bürgermeister Detlef Sittel, Susanne Köhler, Vorsitzende des Landesfrauenrat Sachsen e. V. und der Dresdner Gleichstellungsbeauftragten Dr. Alexandra-Kathrin Stanislaw-Kemenah eingeweiht. Die Tafel steht auf dem Gelände des Studentenwerks Dresden und ist der Frauenrechtlerin und Politikerin Marie Stritt gewidmet.
Welche Spuren hat Marie Stritt hinterlassen?
Sie wurde 1855 in Siebenbürgen, im heutigen Rumänien, geboren und zog 1890 mit ihrem Mann nach Dresden, der als Opernsänger ein Engagement am Hoftheater hatte. Nach der Geburt von zwei Kindern gab sie ihren Beruf als Schauspielerin auf und engagierte sich in der Frauenrechtsbewegung. Sie war Mitgründerin des Dresdner Rechtsschutzvereins für Frauen, der sich für die rechtliche Gleichstellung der Frau in Ehe und Beruf einsetzte. Ab 1911 trat Marie Stritt als Vorsitzende im Deutschen Reichsverband für Frauenstimmrecht für das Wahlrecht für Frauen ein. Im von ihr 1918 mitgegründeten Stadtbund Dresdner Frauenvereine widmete sie sich als Vorsitzende von 1922 bis 1927 der politischen Aufklärung und der Frauenbildung. 1928 starb sie in Dresden.
Vieles, für das Frauen wie Marie Stritt kämpfen mussten, sei heute selbstverständlich geworden, sagte Detlef Sittel zur Einweihung der Erinnerungstafel. Mit der Benennung von Straßen werde in Dresden an das Wirken verdienstvoller Frauen erinnert.
Welche neue Straße welchen Namen erhält, wird ausführlich diskutiert, beispielsweise im Ortsbeirat oder Ortschaftsrat. Die Biografie der vorgeschlagenen Persönlichkeiten wird im Bundesarchiv in Berlin nach verschiedenen Kriterien überprüft. Bei jüngeren Personen der Zeitgeschichte z. B. hinsichtlich ihres Wirkens während der Nazi-Diktatur oder in der DDR, erklärte Dr. Stanislaw-Kemenah.
Diese besondere Gedenktafel in Dresden ist die dritte in Sachsen, die im Rahmen des Projektes »frauenorte sachsen« aufgestellt wurde. Die erste steht in Chemnitz, eine zweite in Zwickau. Sie wurden Ende letzten Jahres eingeweiht und nach einer Ausschreibung von einem extra gegründeten Fachbeirat aus mehr als 40 Vorschlägen ausgewählt.
Mit dem Projekt »frauenorte sachsen« würdigt der Landesfrauenrat Sachsen e. V. Frauenpersönlichkeiten, die außerordentliches Engagement gezeigt und Sachsen auf allen gesellschaftlichen Ebenen mit geprägt haben. Weitere Vorschläge nimmt der Landesfrauenrat gern entgegen: »Wir suchen Frauen, die die Gleichstellung vorangebracht haben, ob als Künstlerin, Unternehmerin oder Sportlerin«, sagte Susanne Köhler.
Weitere drei bis fünf »frauenorte sachsen« werden noch in diesem Jahr im Freistaat Sachsen eingeweiht.
Stichworte
Kontakt & weitere Infos
Nähere Informationen zum Projekt:
www.frauenorte-sachsen.de