Für seine Träume kämpfen
Veröffentlicht am Freitag, 22. September 2017
Florian Post kämpfte sich durch nicht alltägliche Schwierigkeiten und erfüllte sich schließlich in Cossebaude seinen Traum vom eigenen Betrieb mit mehreren Mitarbeitern.
Cossebaude. Seit 2015 ist Florian Post Inhaber der Cossebauder Firma »Werkzeugschleifdienst GmbH Sisolefsky«. Damit ging für den 33-Jährigen der Traum in Erfüllung, sein eigener Chef zu sein. Was auf den ersten Blick nicht ungewöhnlich klingt, ist auf dem zweiten Blick doch etwas Besonderes. Der gebürtige Leipziger absolvierte die Hauptschule und wurde durch die Agentur für Arbeit zum Berufsbildungswerk Sachsen nach Dresden vermittelt. In dieser Bildungseinrichtung werden Menschen mit gesundheitlichen Einschränkungen in über 20 Ausbildungsberufen ausgebildet. Florian Post leidet seit seiner Geburt an einer Fehlbildung der linken Hand, seine fünf Finger sind nur sehr klein und sitzen gleich am Handgelenk. Doch damit lernte er, auch dank der Unterstützung seiner Eltern, sehr gut zu leben. »Mein Vater hat mich sehr gefördert und gestriezt, immer mit dem Ziel, meine Möglichkeiten auszuloten«, erinnert sich der Jungunternehmer. In der Schule war er faul, gesteht er. Die Zeit beim Berufsbildungswerk schätzt er sehr positiv ein: »Eine bessere Ausbildung hätte ich nicht genießen können. Mein Ausbilder Lothar Zschaler war streng, aber gut.« Zunächst absolvierte Florian Post ein Vorbereitungsjahr, wo er in verschiedene Berufszweige reinschnupperte. Eigentlich wollte er gern Tischler werden. Doch dieser Beruf wurde nicht angeboten. So begann er eine Lehre zum Werkzeugmaschinenspaner.
»Als ich während der Lehre an den Maschinen gearbeitet und die Ergebnisse der eigenen Hände Arbeit gesehen habe, begann ich mich dafür zu interessieren und war motiviert, etwas aus meinem Leben zu machen.“ Die Zwischenprüfung lief so gut, dass ihm sein Ausbilder empfahl, zur anspruchsvolleren Ausbildung des Zerspanungsmechanikers zu wechseln. Die Vorstellung, eine eigene Firma zu gründen, entwickelte sich im zweiten Lehrjahr. »Ich wollte mehr machen als andere.« Bei der Suche nach einem Praktikumsbetrieb erhielt er mehrere Ablehnungen. Sein Ausbilder vermittelte ihn letztlich an die Firma, dessen Inhaber er heute ist. Seit 2002 absolvierte er alle Pflichtpraktika, war sich aber nach dem ersten Praktikum sehr sicher: »Ich werde nie schleifen.« Doch er ist am Ball geblieben, hat seinen Chef Dieter Sisolefsky durch Leistung überzeugt und ihm bewiesen, dass es nicht nur auf Schulnoten oder eine körperliche Einschränkung ankommt. Im Februar 2005 hatte er ausgelernt, tags drauf gehörte er zum Mitarbeiterstamm. Jedes Jahr nutzte er die gebotenen Weiterbildungsmöglichkeiten. Er interessierte sich für Sonderwerkzeuge, die außer dem Chef keiner schleifen konnte. 2008 unterstützte ihn sein Chef dabei, seinen Industriemeister für Metall zu machen. Seit 2012 hatte er die Werkstattleitung inne, war für deren Abläufe verantwortlich. Irgendwann stellte sich die Frage der Firmennachfolge. Dieter Sisolefsky arbeitete ihn gut ein, vor allem im Bereich Kalkulation, nahm ihn mit zu Messen, stellte ihn bei Kunden vor. Heute hat Florian Post 13 Mitarbeiter unter sich, pflegt regen Kontakt zum Berufsbildungswerk, dessen Werkzeuge seine Firma nach wie vor schleift und hat einen Praktikanten, den er nach erfolgreich abgeschlossener Ausbildung übernehmen möchte.
Aufgrund seines eigenen Lebensweges weiß er: »Man muss für Dinge kämpfen, die man erreichen möchte. Aber man muss den Leuten auch eine Chance geben, sich zu beweisen und nicht ausschließlich nach Zeugnisnoten urteilen.«