Durch Kunst ins Gespräch kommen
Veröffentlicht am Sonntag, 18. April 2021
Nazani Zandi stammt aus dem Iran. Ihre neue Heimat hat sie in Dresden gefunden.
Schon als Kind wollte Nazanin Zandi Künstlerin werden. Heute hat sie nicht nur mit Dresden eine neue Heimat gefunden, sondern auch die Kunst als ein Mittel, um mit anderen Menschen ins Gespräch zu kommen. Geboren wurde die 47-Jährige im Iran. Zur Schule ging sie in Italien. In Paris begann sie ein Architekturstudium, was sie ohne Spaß und Freude durchzog. In dieser Zeit brachte sie mit einer italienischen Freundin ein Buch heraus. Nazanin Zandi illustrierte die Volksgedichte und Auszählreime, die ihre Freundin landesweit sammelte. 1994 war sie durch ein Austauschprogramm mit der TU Dresden eine Woche in Dresden und sofort von der Stadt fasziniert, insbesondere von der Neustadt. »Paris war so perfekt, da war kein Platz für Neues. In der Dresdner Neustadt waren viele Gebäude noch baufällig. Es herrschte ein besonderes Flair«, erinnert sie sich. 1996 zog sie nach Dresden und beendete 2000 ihr Architekturstudium. Danach war sie mehrere Jahre in Architekturbüros tätig. Während der ganzen Zeit zeichnete und malte sie und stellte ihre Aquarelle, Tuschezeichnungen und Ölbilder erfolgreich in mehreren Ausstellungen in Berlin aus, wo ihre Mutter eine Boutique führte. 2006 eröffnete Nazanin Zandi im Barockviertel ein Filialgeschäft und betrieb dieses bis 2009.
»In einem Hinterzimmer stand meine Staffelei. Ich malte immer, wenn keine Kunden im Laden waren«, erzählt sie. Der Tod ihrer Mutter nach schwerer Krankheit veranlasste sie, ihrem eigenem Leben eine neue Richtung zu geben. »In dem Moment fasste ich den Mut, das zu machen, was mir am meisten Freude bereitet und zwar als freischaffende Künstlerin zu arbeiten«, erzählt die Mutter zweier Töchter. Am 11. November 2011 eröffnete sie ein Gemeinschaftsatelier in der Görlitzer Straße. Bis zu Beginn der Pandemie gab sie dort jeden Nachmittag Malkurse für Kinder. Ein Kunststudium hat sie nie absolviert. Sie hat sich alles autodidaktisch angeeignet und viel experimentiert. So entstand auch ihre Aquarellmalerei auf Holz. 2015 entwickelte sie ihren Malomat, angeregt durch eine Aktion auf einer Benefizveranstaltung. Inzwischen ist dieser bunte Kasten in Dresden bekannt und hat viele Fans. In einen Schlitz steckt man einen Zettel mit einem Thema oder einem Satz. Nach fünf bis zehn Minuten kommt eine dazu passende Zeichnung heraus.
Im Inneren dieses vermeintlichen Automaten sitzt Nazanin Zandi oder ein anderer Künstler und zeichnet.
In der »Woche des Guten Lebens« vom 2. bis 9. Mai in der Neustadt wird die neue Version des nun zusammenklappbaren Malomats aus Stoff, Holz und Metall offiziell eingeweiht. Nazanin Zandi hat in den letzten Jahren zahlreiche Kunstprojekte initiiert mit dem Ziel, Menschen unterschiedlicher Nationalitäten miteinander in Kontakt zu bringen. Das Abbauen von Vorurteilen und das gegenseitige Kennenlernen ist ihr ein wichtiges Anliegen. Dabei hilft ihr, dass sie sieben Sprachen spricht. Sie arbeitet seit zwei Jahren unter anderem als Kulturmittlerin in Kindergärten. Die Ergebnisse des jüngsten interkulturellen Projekts »LebensBild. bioGrafische Begegnungen« sind ab Juni in einer Ausstellung in der Bibliothek Neustadt zu sehen.