»DrObs« – Für Menschen in Notlagen
Veröffentlicht am Samstag, 18. Mai 2019
Die Obdachlosenzeitung »DrObs« widmet sich der Unterstützung ihrer Verkäuferinnen und Verkäufer. Grundlage ist ein gemeinnütziger Verein, der Drobs e. V.
Neulich vor einem Supermarkt an der Löbtauer Straße. Ein nicht mehr ganz junger Mann stand still da, mit ein paar Zeitungen in der Hand, seinen Verkäuferausweis gut sichtbar um den Hals gehängt. Der aufmerksame Dresdner erkannte in ihm gleich einen Verkäufer der Straßenzeitung »DrObs«. Er ist einer von etwa 40 Verkäufern, die an verschiedenen Stellen der Stadt Dresden stehen und durch den Verkauf der Zeitung aktiv etwas dafür tun, ihre soziale Notlage zu lindern. Vor über 20 Jahren, im Januar 1998, erschien die erste Ausgabe der Dresdner Straßenzeitung, damals noch als Obdachlosenzeitung. Dafür wurde im September 1997 der gemeinnützige Verein Drobs e. V. gegründet. »Die Zeitung entstand um der Verkäufer willen, also, um Menschen in sozialen Notlagen die Möglichkeit zu geben, sich etwas dazuzuverdienen, eine Tagesstruktur zu schaffen und am Leben teilzuhaben«, erläutert Vorstandsvorsitzende Dorothea Posegga-Affolderbach. Unter den Verkäuferinnen und Verkäufern sind heute nicht mehr nur Wohnungs- oder Obdachlose. Auch Langzeitarbeitslose oder Rentner mit geringer Rente gehören dazu. Der Verein, der seit vergangenem Sommer Räumlichkeiten an der Chemnitzer Straße 78a bezogen hat, ist für viele auch Familienersatz und Anlaufstelle bei Problemen und Sorgen. Einmal in der Woche treffen sich alle zu einem gemeinsamen Frühstück. Dabei tauschen sie auch ihre Erfahrungen aus, die sie beim Verkauf der Straßenzeitung sammeln.
Der Zuverdienst, aber auch der Kontakt zu anderen Menschen, ist für viele Verkäufer Motivation. Dank der finanziellen Unterstützung der Stadt Dresden konnte der Verein drei Stellen schaffen (Projektkoordination, Sozialarbeit und Redaktion).
»Je nach Problemlage versuchen wir, den Verkäufern zu helfen oder vermitteln sie an entsprechende Stellen, wie die Wohnungsnotfallhilfe der Diakonie«, erzählt Projektkoordinator Sven Baumgarten. »Wir organisieren aber auch gemeinsame Ausflüge.« Die Straßenzeitung erscheint zehnmal im Jahr. Sie widmet sich aktuellen gesellschaftlichen und vor allem sozialen Themen. Gemeinsam mit einem Team aus ehrenamtlich tätigen Autoren, aber auch unter Mitwirkung einzelner Verkäufer, gestaltet Jane Jannke seit Februar 2017 als verantwortliche Redakteurin Monat für Monat sehr informative Ausgaben. »Am Jahresanfang planen wir bereits für ein halbes Jahr die Themenschwerpunkte. Dabei versuchen wir, auch die Verkäufer mit einzubeziehen, greifen ihre Ideen und Gedanken auf und ermuntern sie, eigene Texte zu schreiben«, erzählt sie. In Zusammenarbeit mit der Sozialarbeiterin haben interessierte Verkäufer in der Schreibwerkstatt des Vereins die Möglichkeit, Texte für die Zeitung zu erarbeiten. Häufig geht es dabei um ihre eigene Lebenssituation und Gedanken zu bestimmten Themen. Für Jane Jannke waren soziale Themen in ihrer journalistischen Tätigkeit schon immer wichtig. »In der Straßenzeitung habe ich für mich Potential gesehen, etwas mitentwickeln zu können. Mich reizt es, Themenschwerpunkte vertiefen und aus ganz unterschiedlichen, manchmal auch ungewöhnlichen Perspektiven betrachten und Klischees aufbrechen zu können.«
Die „DrObs“ ist eine von 40 Straßenzeitungen in Deutschland. Der Verein freut sich über weitere ehrenamtliche Unterstützung sowie redaktionelle Mitarbeit.