Pfarrei heißt Obdachlose willkommen
Seit 1. November 2015 sind die Dresdner Nachtcafés wieder geöffnet
Veröffentlicht am Mittwoch, 11. November 2015
Pünktlich zum 1. November ist in Dresden die nunmehr 21. Nachtcafésaion gestartet. Seit 1999 mit dabei ist die katholische Pfarrei Heilige Familie in Zschachwitz. Michael Laske kümmert sich seit acht Jahren ehrenamtlich um die Organisation des Nachtcafés in seiner Gemeinde.
Pünktlich zum 1. November ist in Dresden die nunmehr 21. Nachtcafésaion gestartet. Seit 1999 mit dabei ist die katholische Pfarrei Heilige Familie in Zschachwitz. Michael Laske kümmert sich seit acht Jahren ehrenamtlich um die Organisation des Nachtcafés in seiner Gemeinde. »Ich bin aus christlicher Überzeugung und Nächstenliebe dabei«, erzählt der 65-Jährige. Er möchte den Obdachlosen zeigen, dass sie in der Gemeinde willkommen sind. »Für ein freundliches Wort sind die meisten sehr dankbar. Es ist wichtig, sich Zeit für sie zu nehmen und mit ihnen zu reden«, so seine Überzeugung. Daher gehört es auch zum guten Ton, dass die Helfer das Abendessen und Frühstück mit ihren Gästen gemeinsam an einem Tisch einnehmen. Ist das Vertrauen einmal aufgebaut, kommen die Besucher auch mit Problemen auf ihre Gastgeber zu. Die können auch in einem Vier-Augen-Gespräch geklärt werden. Auch die Hilfe beim Ausfüllen verschiedener amtlicher Formulare wird angeboten.
Wenn gegen 19 Uhr die Türen der Gemeinde geöffnet werden, warten meist die ersten Besucher bereits davor. Über die Orte der Nachtcafés informieren zum einen die Schaukästen vor den Kirchgemeinden aber auch die im Nachtcafé ausliegende Infomappe. »Das spricht sich unter den Wohnungslosen auch so ziemlich schnell herum«, so die Erfahrung von Michael Laske. Etwa 20 Wohnungslose finden in der Gemeinde einen Schlafplatz. Isomatte, Bettlaken, Decken, Kopfkissen und Bezüge gehören ebenfalls zur Grundausstattung wie ein Jogginganzug zum Schlafen. Diese werden am Morgen wieder eingesammelt und in eine Wäscherei gegeben. Über Nacht besteht die Möglichkeit, die getragene Kleidung der Gäste in Waschmaschine und Trockner zu reinigen.
Zwischen 70 und 80 Helfer stehen jedes Jahr während der Nachtcafésaion in Zschachwitz zur Verfügung. Nicht nur Mitglieder der eigenen Gemeinde, sondern auch aus der ev. Stephanusgemeinde sowie Studenten der katholischen Studentengemeinde aus Dresden-Plauen engagieren sich in Zschachwitz.
Kaffeekochen und das Bereitstellen des warmen Essens, das von verschiedenen Dresdner Hotels gesponsert wird, sowie die Ausgabe der Nachtwäsche gehört zu den Aufgaben der ersten Schicht. Die zweite Schicht hält nicht nur Nachtwache, sondern setzt auch die beiden Waschmaschinen und Trockner in Betrieb und bereitet das Frühstück vor. Semmeln, Brot und Kuchen stellt die Bäckerei Matzker zur Verfügung. Der Partyservice Höfer spendet die Frischwurst. Regelmäßig bekommen die Nachtcafés Wasch- und Putzmittel sowie Kosmetika von der Firma Henkel Düsseldorf gesponsert. »Diese Firma unterstützt ehrenamtliches Engagement seiner Mitarbeiter aber auch Pensionäre«, erzählt Michael Laske, der selbst einst für diese Firma tätig war. Nach dem gemeinsamen Frühstück sind die Helfer der dritten Schicht für das Aufräumen zuständig. Die Obdachlosen, die für den Besuch des Nachtcafés einen Euro bezahlen, erhalten zudem die Möglichkeit, sich Lunchpakete für den Tag zurechtzumachen.
Im Verlauf der Nachtcafésaison werden wieder drei Themenabende angeboten, an denen über die Betreuung der Wohnungslosen informiert wird.
Wer die Arbeit der Nachtcafés unterstützen möchte, kann auf ein Konto der Diakonie Stadtmission Dresden spenden.
Die Nachtcafés 2015/16:
- Montag: Dreikönigskirche/Haus der Kirche, Hauptstraße 23
- Dienstag: Christophoruskirche Dresden-Laubegast, Hermann-Seidel-Straße 3
- Mittwoch: Kath. Pfarrei Heilige Familie, Meußlitzer Straße 108
- Donnerstag: Evangelisches Gemeindehaus Loschwitz, Grundstraße 36
- Freitag: Evangelische Zionskirche, Bayreuther Straße 28
- Samstag: Heilsarmee, Reicker Straße 89
- Sonntag: Kath. Pfarrei St. Petrus, Dohnaer Straße 53