Dresdner Geschichte: Lebendiges Gestern
Das Dresdner Geschichtsbuch Nr. 17 erzählt über Leben und Tod, Archäologie und Jugendklubs
Veröffentlicht am Freitag, 7. Dezember 2012
Die Präsentation des neuen Bandes fand in der Scheune statt, spielt sie doch auch in dem 17. Band des Geschichtsbuches eine Rolle. Viele Themen werden angesprochen: erinnert wird an den »Blutschen Rudi« die »Freundschaft« in Pieschen, der Club passage, den Klub der Jugend und und und... Geboten wird wie immer eine bunte Vielfalt: Sie reicht von der Archäologie an der Rampischen Straße, über die fast kriminalistische Spurensuche zu einem Grabfund aus der Sophienkirche, über das Kloster der Augustiner-Eremiten zu Altendresden bis zum Kampf gegen die Säuglingssterblichkeit von den Anfängen bis 1945.
Bilder in Schwarzweiß lassen Vergangenes wiederaufleben: Mitte der 50er Jahre kommen junge Mädchen ins Jugendheim Andersen Nexö auf der Alaunstraße und lassen sich zeigen, wie man hier seine Freizeit verbringen kann.
Für sie öffnen sich die Türen zum Dramatischen Zirkel, zum Magischen Zirkel, zum Kochzirkel, wo sich Männer am Kartoffelschälen versuchen. Und ihr Blick aus dem Fenster fällt auf tanzende Mädchen im Trainingsanzug. Mit diesen Reminiszenzen vom DEFA-Filmzirkel eröffnete Norman Seifert, der heutige stellvertretende Leiter vom Kulturzentrum Scheune, die Präsentation des neuen Dresdner Geschichtsbuches. Diese fand passenderweise in der Scheune statt, spielt sie doch auch in dem 17. Band des Geschichtsbuches eine Rolle.
Zwischen Scheune und »Blutschem Rudi«
In seinem Beitrag beleuchtet Thomas Kübler, Leiter des Stadtarchivs, die Jugendklubs der DDR in Dresden. 255 sind namentlich aufgelistet.
Erinnert wird an den »Blutschen Rudi« in Pieschen, die »Freundschaft« in Leuben, den Club Passage in Gorbitz und eben den zentralen Klub der Jugend auf der Alaunstraße, für den der Schriftsteller Martin Andersen Nexö 1951 Namensgeber wurde. Über die Herkunft der seit langem gängigen Bezeichnung »Scheune« weiß der Autor folgende Anekdote zu berichten: Auf die Frage, ob er die Namenspatenschaft für das Haus übernehme, soll Walter Ulbricht seinerzeit geantwortet haben: »Für diese Scheune gebe ich meinen Namen nicht her.« Nexö dagegen nahm dankend an. Dass die regelmäßig stattfindenden Tanzabende in der Gunst des jugendlichen Publikums ganz oben rangierten, überrascht nicht.
Viele Dresdnerinnen und Dresdner dürften sich auch noch an die Tanzschule Trautmann erinnern, in der angehenden Eheleuten die richtigen Schritte beigebracht wurden. Kübler schlägt den Bogen von den Anfängen über die Phase des gesellschaftlichen Umbruchs 1989 bis in die Gegenwart und erinnert daran, dass die »Scheune« zur Wendezeit für jedermann offen stand und zum Integrationspunkt für die Äußere Neustadt wurde. Hier fand am 22. Juni auch die Ausrufung der Bunten Republik Neustadt statt.
Voriges Jahr feierte das Kulturzentrum seinen 60. Geburtstag und ist weiter sehr lebendig.
Interessantes bietet auch die Abhandlung über das 1953 gegründete Jugendklubhaus »Rudi Arndt«. Bis heute haftet ihm der Ruf des »Blutschen Rudi« an. Ihren Ursprung hat diese wenig freundliche Bezeichnung in den 1970er Jahren, als das Jugendklubhaus zeitweise Schauplatz ständiger Schlägereien war. Zu Recht verweist Kübler darauf, dass sich dieser Ruf in der darauffolgenden Dekade verlor und der Klub im Veranstaltungssektor große Erfolge feierte.
So wie der Aufsatz über die Jugendlichen und ihr Freizeitverhalten fördern auch die weiteren zehn Beiträge des 17. Geschichtsbandes bisher wenig Bekanntes zutage. Darauf verwies die Direktorin des Stadtmuseums Drresden, Dr. Erika Eschebach.
Geboten wird wie immer eine bunte Vielfalt: Sie reicht von der Archäologie an der Rampischen Straße, über die fast kriminalistische Spurensuche zu einem Grabfund aus der Sophienkirche, über das Kloster der Augustiner-Eremiten zu Altendresden bis zum Kampf gegen die Säuglingssterblichkeit von den Anfängen bis 1945.
42 Zentimeter Stadtgeschichte
Seit 1995 gibt das Stadtmuseum jährlich ein Geschichtsbuch heraus. Die 17 Bücher beinhalten 4.825 Seiten und nehmen – Buchrücken neben Buchrücken – einen Platz von 42 Zentimeter im Buchregal in Anspruch. Hinter den Zahlen steht das Engagement von 126 verschiedenen Autoren, die mit Freude bei der Sache sind, würdigte Kurator Friedrich Reichert zur Buchvorstellung. Sie tragen viele Mosaiksteinchen zusammen, aus denen sich die Stadtgeschichte zusammensetzt.
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Kontakt & weitere Infos
Dresdner Geschichtsbuch, 17, Band
DZA Druckerei zu Altenburg GmbH, 250 Seiten, 411 Farb- und SW-Abbildungen,
ISBN 978-3-936300-81-9