Große Fußstapfen
Naturbad Mockritz verliert dienstältesten Bademeister Dresdens
Veröffentlicht am Samstag, 10. Juni 2017
Der laut Dresdner Bäder GmbH dienstälteste Bademeister Dresdens ging am 9. Juni 2017 in Rente. Mit 65 Jahren ist für Andreas Pinter im Naturbad Mockritz dann Schluss. Nicht, dass es ihm an Angeboten gefehlt habe, länger zu machen, aber einen Mann oder eine Frau zu retten, selbst wenn man sportlich fit ist, das könnte im höheren Alter brenzlig werden...
Mockritz. In Rente gehen aus purem Verantwortungsbewusstsein. Gibt es das noch? Für Andreas Pinter im Naturbad Mockritz, kurz »Mocki« genannt, trifft das zu. Nicht, dass es ihm an Angeboten gefehlt habe, länger zu machen, aber einen Mann oder eine Frau zu retten, selbst wenn man sportlich fit ist, das könnte im höheren Alter brenzlig werden. »Ich will nicht, dass jemand schwere Schäden davon trägt oder stirbt, nur weil ich so eine Lusche bin«, sagt der durchtrainierte Bademeister, der in zwanzig Jahren aus »seinem« Bad ein kleines Schmuckstück gemacht hat. Eine Lusche freilich war er nie, aber er kann seine Kräfte realistisch einschätzen. Am 9. Juni 2017 ist für den 65-jährigen Schluss. Die Dresdner Bäder GmbH spricht davon, dass der dienstälteste Bademeister Dresdens dann »in seine wohlverdiente Rente« geht. Viele Badegäste werden den Mann vermissen, der vor ca. zwanzig Jahren im Dresdner Süden ein weitestgehend verkommenes Naturbad übernahm und dort in zwei Jahrzehnten dafür sorgte, dass aus einem schmutzigen ein vor allen Dingen sauberes Bad wurde, das einen sehr gepflegten Eindruck macht. »Für die Besucher und mit den Besuchern« beschreibt er sein Grundprinzip der Arbeit. Denn nur wenn ein Bademeister Hinweise bekommt von den Besuchern, kann er auch in ihrem Sinne aktiv werden. »Wenn tausende Gäste kommen an heißen Tagen ist das absolut kein Problem für mich – Stress ist es für mich nur, wenn fast keiner kommt, denn ich will ja schließlich für die Badegäste da sein und finde es schade, wenn das Bad leer ist.« Zufrieden ist Andreas Pinter damit, dass es nun seit einiger Zeit eine Dresdner Bäder GmbH gibt: »Dadurch hatten wir Mittel und konnten in das Bad so investieren, wie es sonst nicht möglich gewesen wäre.« Das erlebt übrigens auch sein Sohn, der im Georg-Arnhold-Bad arbeitet.
Vater und Sohn können auch von ihrem Beruf im Urlaub keinen Abstand gewinnen. Ohne es an die große Glocke zu hängen, haben sie mal in einem Ägypten-Urlaub einen Russen und eine Schweizerin vorm Ertrinken gerettet. Nach 236 Monaten, den »schönsten Arbeitsjahren« in seinem Leben, übergibt Andreas Pinter nun die Verantwortung für das »Mocki« an den 33 Jahre jüngeren Christian Zetzsche, welcher seinerseits sagt, dass ihn die Leistung seines Vorgängers beeindruckt.
Einen Ruhestand gibt es für den Rentner kaum: Mit seinem Rennrad, dem Ehrenamt im Tischtennis, seinen Hobbys Fotografie und Lesen hat er vollauf zu tun und im »Mocki« wird er vielleicht hin und wieder als Badegast vorbei schauen.